Mittwoch, 30. April 2014

Aus dem Nähkästchen

Theresa wurde von Sabrina auf Facebook nominiert, ein Kinderbild zu posten, ansonsten hätte sie eine Flasche 43er bezahlen müssen.

"Meine Mama Angelika Lais hatte einen ziemlich komischen Modegeschmack damals (Smiley), wenn ich überhaupt etwas anhatte ... (Smiley)." 

So lautetet ihr Kommentar zu ihrem geposteten Bild. Und damit hat sie mir natürlich den Fehdehandschuh förmlich vor die Füsse geschmissen. 
Man behauptet ja, dass das Internet nichts vergisst. Nun, mit Müttern verhält es sich ebenso.

Selbstverständlich rannte Theresa als Kind nicht ständig nackig durch die Gegend. Also sie nicht. Ich erinnere mich immer wieder gerne an die Geschichte, als ich nach dem Rechten sehen wollte, als es im Kinderzimmer verdächtig ruhig war. Ihr Cousin Stephan war da. Ich öffne also die Tür, da strahlt mich der kleine Mann an und meinte: "Doddi, ich bin naddid." (Übersetzung: Gotti, ich bin nackig). Theresa war übrigens noch angezogen. Keine Ahnung, was die zwei getrieben haben. So richtig raus mit der Sprache sind sie nicht gekommen.

Zugegebenermaßen hatte ich nie Ambitionen, aus Theresa ein Modepüppchen zu machen. Das wäre auch ein etwas schwieriges Unterfangen gewesen. Nicht, dass ich mich nicht bemüht hätte. 


                                         
                       

Was die Kopfbedeckung angeht, startete ich einen vielversprechenden Anfang. 
Allerdings machte es im Verlauf ihrer Kindheit dann immer weniger Sinn, sie in schicke Klamotten zu stecken. Wer mit Stephan Gummistiefel-Zimt- und ähnliche Experimente durchführt, braucht dazu kein Chanel-Kleidchen.

Ihre Liebe zu Pferden war schon sehr früh zu erkennen. Aber auch hoch zu Ross war es Nichts mit schönen weißen Reithosen, blankgeputzten schwarzen Reitstiefeln und einem netten Samtjäckchen. Als Western- und Treckreiterin genügte ihr eine bequeme Jeans und ein Flanellhemd.Und? Etwa meine Schuld? Eben.





Hier bitte ich, das Augenmerk nicht auf die Kopfbedeckung  zu legen, sondern auf das aparte Kleid. Das habe ich ihr  nämlich auf den Leib geschneidert. 

Ihr eher missmutiger Gesichtsausdruck ist nicht Ausdruck  ihres Unbehagens wegen des Kleides, sondern einzig  ihrer  Abneigung gegen alles, was mit Küche zu tun hat,  geschuldet. Daran hat sich bis heute nichts geändert.  








Über ihre eigenen Versuche, sich modisch auszudrücken, legt Theresa natürlich den Mantel des Schweigens. Ihre Experimentierfreude auf diesem Feld machte auch vor ihrer kleinen Schwester nicht Halt. 




Ich hatte mit diesem Outfit rein gar nichts zu tun. Das hat sie sich ganz alleine ausgedacht.
Komischer Modegeschmack? Also Shopping-Queens werdet ihr wohl eher nicht.


Den Drang, andere mit ihren Vorstellungen von Mode zu überzeugen, setzte sich auch in fortgeschrittenem Alter fort. Sie versuchte sich mit einem eigenen Modelabel und testete ihre Kollektion an ihren Freundinnen. Komischerweise war der Erfolg eher mäßig. 


Mittlerweile hat sie ihre Bemühungen aufgegeben. Sie lässt nähen. Wenn es etwas Besonderes sein soll, von ihrer Mama. 






Sonntag, 27. April 2014

Weißt du noch?

Es gibt sie in jeder Familie: Geschichten, an die man sich noch Jahre danach erinnert und die bei jeder Gelegenheit immer wieder gerne zum Besten gegeben werden.
Meine "weißt-du-noch-Geschichten" haben immer etwas  mit meinen Kindern zu tun. Immer.

Gestern Nachmittag meinte ich noch zu Sabrina, Magdalena und Theresa wie froh ich wäre, dass endlich alle einen Führerschein hätten und sich endlich diese nächtlichen Hol- und Bringdienste erledigt hätten.

Theresa  muss da etwas missverstanden haben. So gegen halb zwölf kam sie mit ihrem charmantesten Lächeln angetanzt ("und schau, ich habe mir nicht die Haare geglättet!) und fragte, ob ich sie und ihren Besuch (der bleibt an dieser Stelle anonym - aus gegebenem Anlass) ins Mezzo nach Müllheim fahren könne.
Aber natürlich, sagte ich ihr freudig zu. Ich würde nur noch gerne den SC im Sportstudio sehen.
Gesagt, getan. Draußen goss es in Strömen.

Leider verlief die Fahrt nicht unbedingt konform mit den Regeln der Straßenverkehrsordnung (nein, weder Alkohol noch sonstige Drogen). Aber die paar Meter ...
Wir hatten noch nicht das Ortsschild passiert, da tönte es von hinten: Hinter uns fährt die Polizei. Laber, laber dachte ich, um diese Zeit wohl kaum. Dennoch war ich froh, dass Theresa zusammengekauert im hinteren Fußraum saß. Gott sei Dank ist sie so klein und handlich. In einem SUV hätte sie im Handschuhfach Platz. 
Ein paar Meter weiter dann die Bestätigung: Das Auto im Rückspiegel ist tatsächlich von der Polizei. Super. Das "Oh mein Gott, oh mein Gott" des weiblichen Teils der Insassen trug nicht unbedingt zu meiner Beruhigung bei. Cool bleiben, lässig fahren, nicht auffallen. 
Nicht auffallen war so eine Sache. Das Glas des linken Rücklichts ist kaputt. Ich entschied mich, nicht über die B3 zu fahren, sondern Richtung Industriegebiet links abzubiegen. Das fand auch die Polizei ok, sie blieb uns auf den Fersen. Auch als ich rechts Richtung Hela abbog, waren sie noch hinter uns. Scheiße. Nun ja. Selbst Schuld. Sollten sie uns tatsächlich anhalten, würde ich einsichtig sein und keinen Widerstand leisten. Papiere hatte ich übrigens auch keine dabei. Klar, wegen der paar Meter.

Wir fuhren am Mezzo vorbei. Und ... und ... die Polizei bog ab. Der Jubel im kleinen Corsa war grenzenlos. Also weiter geradeaus. An der nächsten Kreuzung waren sie dann wieder hinter uns. Also nichts wie parken am Bombastic und alles raus.
Ich bin sicher: Hätte es nicht wie aus Eimern geschüttet, hätten sie uns angehalten.
Es soll ja Menschen geben, die lieben den Nervenkitzel. Die brauchen den Kick, wenn ihnen das Adrenalin durch den Körper schießt. Zu diesen Menschen gehöre ich definitiv nicht. 

Völlig entspannt fuhr ich nach Hause, ging noch mit dem Hund raus, es regnete immer noch und als ich so dastand  im Regen klingelte das Handy. Matze. Ob ich gerade Theresa ins Mezzo gefahren hätte. Dann wäre es ja fair, wenn ich ihn und den Grumber auch fahren würde. Ich packte also geschätzte 3 Promille ins Auto und fuhr erneut Richtung Mezzo. Ohne Polizeieskorte.
Sie wollten ja eigentlich nicht mehr, erklärten sie unisono, aber Theresa (und Grumbers Freundin) seien schuld, dass sie noch gehen müssten. Betrunkene Männer haben da ihre eigene Logik. 

Meine Sammlung der "Weißt-du-noch-Geschichten" ist somit um eine Geschichte reicher. Und danach ist immer alles wahnsinnig witzig.




Freitag, 25. April 2014

WeibsBilder

Vor etwa 130.000 Jahren war die Welt noch recht einfach und übersichtlich. Frauen saßen in der Höhle, wo sie das Feuer und den Nachwuchs bewachten, und die Männer waren Mammut jagen. Umgekehrt wäre auch schlecht gewesen. Frauen hätten eine ganze Mammutherde mit ihrem Gequatsche in den kollektiven Selbstmord getrieben (und wie sollte man dann das ganze Fleisch verwerten - Amerika war noch nicht entdeckt und deshalb gab es noch keine Kühlschränke). Die Männer wiederum hätten den Nachwuchs nach draußen zu Säbelzahntigers zum Spielen geschickt und das Feuer wäre ständig ausgegangen, weil sie sich an vergorenen Früchten gütlich getan hätten.

Allerdings haben sich die Erwartungen an Frauen in den letzten 130.000 Jahren doch stark verändert. In der Höhle zu sitzen und halbtags ein paar Kräuter zu sammeln geht nicht mehr. Ein Jahr Brutpflege für die - idealerweise - zwei Kinder muss in Zeiten von fehlenden Fachkräften genügen. Halbtags geht schon gar nicht, die Szenarien von altersarmen Rentnerinnen, die mit ihren Rollatoren bettelnd vor Aldi und Lidl sitzen, lassen keine andere Wahl: Ganztags heißt das Zauberwort und schließlich wollt ihr ja auch Karriere machen, oder nicht?   

Nachdem man also dem Unternehmen den ganzen Tag ein gut funktionierender Arbeitnehmer war, geht es gut gelaunt nach Hause, wo gut gelaunte Kinder warten. Gemeinsam wird ein veganes Essen vorbereitet, das man in völliger Harmonie gemeinsam zu sich nimmt. Danach spielt man noch nette Gesellschaftsspiele und dann ist auch schon Zeit, dass die Kleinen ins Bett gehen. Dann liest ihnen Mutti noch eine Geschichte vor, in der weder das Wort Neger noch Zigeuner vorkommen. Solltet ihr hier in der Gegend um Neuenburg bleiben, sind auch die Wörter VfB und Franzosen tabu. Anschließend schmeißt sich Mutti in verführerische Dessous und macht Vati zu einem glücklichen Mann, falls er noch nicht eingeschlafen ist (er hatte bestimmt einen schweren Tag).
Weniger Belastbare unter euch können ihre Kinder auch gerne ab 3 Jahren in ein Internat geben. In Belgien gibt es das schon und wir finden ja alles, was es aus dem Ausland Neues gibt, immer besonders nachahmenswert. Also Geduld.

Natürlich seid ihr neben eurer Berufstätigkeit ehrenamtlich engagiert als Elternbeirat, Turngruppenleiterin oder im Kirchenchor. Ihr kutschiert euren Nachwuchs wahlweise zum Musikunterricht, zum Fußball, Ballett oder Chinesischunterricht. Je nachdem.  

Sind die Kinder dann groß und aus dem Haus geht es weiter mit der Familienpflege. Kann ja nicht so schwer sein, Angehörige zu pflegen. Windeln wechseln ist wie Fahrrad fahren - das verlernt man nicht. Und für den Staat ist es allemal billiger.

Mit 70 dürft ihr dann in Rente gehen. Allerdings gehört ihr sicher zu den rüstigen Rentnerinnen, die sich um weniger rüstige Rentner kümmern. Wahlweise fungiert ihr als Lesepaten oder haltet die Grünanlagen in der Stadt sauber.

Möglicherweise kommt aber alles ganz anders. Dann nämlich, wenn die Konjunktur wieder schwächelt und euch Industrie und Wirtschaft nicht mehr brauchen. Dann werdet ihr wieder in eure Höhle zurückgeschickt. Und sicher gibt es dann genügend Erhebungen darüber, warum es doch besser ist, höchstens halbtags zu arbeiten. Ich tippe mal, es liegt an den vielen verhaltensauffälligen Kindern. Und ihr seid Schuld. 









Dienstag, 22. April 2014

Milestone - what else?

Zweifelsohne wäre die Welt ohne Musik ein noch viel düsterer Ort, als sie ohnehin schon ist. Noch schöner ist es, richtigen Musikern bei ihrem Tun zuzuhören. Empfehlen möchte ich an dieser Stelle die "Milestone". Wäre ich jetzt eine amerikanische Drehbuchautorin, die die Dialoge für einen typisch amerikanischen Film schreiben würde, käme jetzt an dieser Stelle: "Ich liebe sie".

Es begab sich zu einer Zeit im Jahre des Herrn 2012 ...

Wenn es sich irgendwie einrichten lässt, bin ich bei Auftritten der Milestone dabei. Man trifft sich und ein schöner Abend ist garantiert. Milestone und Nepomukfest ist da die ideale Verbindung.
Dachten sich auch Elke, Andi und Lena und so saßen wir in schöner Eintracht am Nepomukfest beim Handarmonikaverein und freuten uns des Lebens.
Über den Zeitpunkt des Konzertbeginns waren wir uns allerdings nicht einig. Elke meinte 18 Uhr, ich sagte, auf Facebook war 18.30 angekündigt. War aber eigentlich egal. Jürgen war auf der Suche nach dem perfekten Sound und hatte ihn erst um 19 Uhr gefunden.

„Let me entertain you“ sang Jan und ich dachte, kannst du gerne machen. Wenn mich nicht alles täuscht, wurde er mit diesem Lied in Chatelard Lagerstar. Und ich glaube, das war das Jahr, als er sich den Kopf in eine Kloschüssel gesteckt hat, um die Haare zu waschen. Hat ihm beides offensichtlich nicht geschadet.
Bernd war auch dabei. Allerdings zog er es vor, der Musik draußen auf der Straße zu lauschen. Ihm ist Musik im allgemeinen etwas zu laut. Er bevorzugt eher so leise Hintergrundmusik. Ihm würde Lukas am Piano völlig reichen.

Wie ehemals Günther Netzers Pässe, so scheinen auch die Töne von Ina und Laura aus der Tiefe des Raumes zu kommen. Wobei Bernd wahrscheinlich Günther Netzer vorzieht.

Nach zwei oder drei Stücken war auf jeden Fall erst mal Pause für die Bläser. Die anderen scheinen mit einem Instrument nicht ausgelastet zu sein. Jürgen am Piano, Lukas am Bass, Stefan am Saxophon, Jürgen mit Tuba, Lukas mit Gitarre. Stefan am Bass, Lukas am Piano und Stefan am 'U-Hu'. Ziemlich verwirrend. Nur Matze ist eine feste Größe. Der sitzt wie festgenagelt hinter seinem Schlagzeug. Und die Bläser. Die wechseln zwischen Einsatz und Pause.

Andi hat im Rennen um den Gango des Abends seinen Sohn Max klar hinter sich gelassen und pendelt zwischen Flammkuchen, Softeis und Wischtuch (Wischtuch deshalb, weil wir irgendwann, beinahe am Rande eines Nervenzusammenbruchs, verzweifelt versuchten, unsere Umgebung einigermaßen trocken zu kriegen).

Es regnete nämlich und ich frage mich, ob es Milestone auch in trocken gibt. Hat ja in Müllheim am Stadtfest schon wie aus Eimern geschüttet.
Philipp Müller hatte dann die Idee, einen Sonnenschirm über zwei nebeneinanderstehenden großen Schirmen zu platzieren. Das war aber eher suboptimal. Durch den Druck wurden die großen Schirme undicht. Hat was mit Physik zu tun, glaube ich. Und Philipp ist halt Deutschlehrer. Jedenfalls wurden Elke und ich nass. Macht nix, dachte ich, hab ja einen Schirm dabei. Auch unter dem Schirm bewegten wir uns im Takt der Musik und hatten Spaß. Philipp nicht. Der hat sich beschwert, ich würde ihm mit meinem Schirm die Augen ausstechen. Erst die Gesetzmäßigkeiten der Physik ignorieren und dann motzen. Seine Freundin war nicht weniger empört und glaubte, sie würde mich mit ihrem „ja, genau“ in irgend einer Weise beeindrucken. 'Heul doch', dachte ich, sagte aber nichts. Dazu war mein Alkoholpegel zu niedrig. Kurz darauf sind sie dann aufgestanden und sind in die Bude gesessen, um dem Konzert von dort aus zu folgen. Weicheier. Mein Schirm war dann im wahrsten Sinne des Wortes kurz darauf überflüssig. Die Bank, auf der wir saßen stand leicht schräg, und so floss der Regen in kleinen Rinnsalen munter gen linker Oberschenkel. Meine Socken sogen sich voll und ich stellte mir zum ersten Mal die Frage, was ich hier eigentlich mache. Wenn alle Brünnlein fließen. Ich erinnere mich daran, wie das Lied weitergeht und trinke erst mal was. Dann war Pause. Nicht nur für die Bläser.

Nach der Pause, die die Bläser für sich noch etwas ausdehnten, war dann Stromausfall. Super. Die nachfolgenden Sendungen verschieben sich um eine halbe Stunde.
Elke und ich fragten uns mittlerweile, ob die Bläser vielleicht nur in Teilzeit angestellt sind. Teilzeitbläser, sozusagen.
Für den Opa von Jürgen, Karsten und Kai gab es dann ein Geburtstagsständchen. Dazu hat Jürgen den Erwin Bornemann und den Tobias Anlicker auf die Bühne gebeten. Allerdings mussten sie erst noch ein Akkordeon suchen, was ganz witzig war, denn wir waren ja in der Laube des Handarmonikavereins. Dann gab's Oberkrainermusik mit Jürgen an der Tuba. Zuvor mussten sie aber noch die richtige Tonart finden. C-Dur. Also Elke und ich hatten sie nicht. Und Matze war's egal.
Eigentlich wäre jetzt der richtige Zeitpunkt für mich gewesen, um auf die Toilette zu gehen. Das wäre aber dem Opa gegenüber unhöflich gewesen, und so hörte ich eben Oberkrainer. Der Abend verlangte wirklich alles von mir ab.
Irgendwie hatte ich dann das Gefühl, dass Erwin B. nicht wirklich Lust hatte, nach dem zweiten Lied die Bühne wieder zu verlassen.
Auch für Jörg und seinen Nachwuchs gab's ein Lied und Tante Lisa hat gefilmt.

Ina hat ein Lied angestimmt und ich dachte, Mädel, da hast du dir aber was vorgenommen, das wird ganz schön hoch. Hat sich wohl auch Lukas gedacht und blieb in der Tonart, die er für angemessen hielt. Gepasst hat das natürlich nicht wirklich.

Für Jan war dann Schluss mit Pause. Singen war angesagt. „Nossa, Nossa“ und alle bitte mitsingen. Ha, ha. Wäre kein Problem, wenn ich den Text kennen würde. Ich mache mir meinen eigenen Text und singe „Nasser, nasser, und ich werd' immer nasser“ . Gott sei Dank hört es kurze Zeit später auf zu regnen. Dann singt Jan noch ein Lied (wahrscheinlich auch portugiesisch) und ich denke mir, das kann nicht sein. Der singt das auswendig. Aber so, wie der singt, hat der sich den Text gerade eben erst ausgedacht. Hundert pro.

Ganz ehrlich, so langsam wird mir kalt. WIR haben ja ausgeharrt. WIR sind geblieben. Trotz Regen, Stromausfall und Erwin Bornemann (kommt da eigentlich ein Genitiv-s hinten dran? Mal Philipp fragen).
Ein paar Unentwegte haben auch nach der gefühlten hundertsten Zugabe noch nicht genug. Mir haben die Milestone beinahe leid getan. Und ich mir auch. Auf der Straße stand einer, der meinte auf den Hinweis von Jürgen, man habe schon eine Stunde länger gespielt als geplant, dann mache es ja nichts aus, noch ein Lied zu spielen. Schwachkopf. Dann wärst du halt schon um sieben gekommen, du Idiot, dachte ich mir. Sage es aber nicht laut. Dazu ist mein Alkoholpegel immer noch zu niedrig.


Elke und ich beschließen einstimmig, dass wir für diesen Abend eindeutig den goldenen Milestone am Band verdient haben.

Noch mehr Infos zu "meinen" Milestone gibt es unter www.milestoneband.de

Samstag, 19. April 2014

Ölbergnacht

Es ist nicht viel, was die Leiterrunde der Neuenburger Katholischen Seelsorgeeinheit aus der Schulz-Thum-Ära mit hinüberretten konnte in das Ganz'sche Zeitalter. Ich weiß jetzt auch nicht, wieso ich an Mordor denken muss. Nun ja. 

Wie gesagt, ist es neben dem Ferienlager auch die Ölbergnacht, zu der wir uns im Kolpingraum im Keller des St. Bernhard trafen. Es hatte etwas von einem konspirativen Treffen und ein klein wenig fühlte ich mich wie die verfolgten Christen in Rom, die sich heimlich trafen um ihren Glauben zu leben.

"Mut ist, zu geben, wenn alle nehmen." ist das Motto der diesjährigen Fastenaktion von Misereor. Wir beteten den Kreuzweg, aßen und tranken zusammen und - ganz wichtig - bastelten Osterkerzen.

Meine Osterkerze spiegelt die neu ausgerufene Bescheidenheit der katholischen Kirche wider. Franziskus wäre stolz auf mich. Ich war so nach 10 Minuten fertig. Ganz im Gegensatz zu Elisabeth mit ihrer Protzkerze, die diametral zu ihrer Körpergröße ist. Um sie anzuzünden muss Elisabeth sicher auf einen Hocker stehen. 
Katharinas Kerze ist eine Von-Weitem-Kerze, d.h., sie ist am schönsten, wenn man sie von Weitem betrachtet.
Bei Saskias erster Kerze würde mich interessieren, welche bewusstseinserweiternde Drogen sie zuvor eingeworfen hat. Sie vermittelt einen Hauch von Stechapfel - möglicherweise. Bei ihrem zweiten Exemplar war sie wohl von ihrem Tripp wieder runter. Sie gelang ihr wunderbar, ähren- und traubenverziert. 
Theresa bastelte zunächst eine Kerze für Magdalenas Zimmer, in  AOK-grün gehalten und mit einem Muster, das an das Design eines Duschvorhangs erinnert. Aber auch ihre zweite Kerze wurde wunderschön.
Lea bastelte so  vor sich hin, ihre Kerzen sind mir jetzt nicht so wahnsinnig in Erinnerung geblieben, im Gegensatz zum Gastbastler Philipp, den sie mitgebracht hatte.
Als Erzieherin ist Lari selbstverständlich im Vorteil. Sie bastelt ja den ganzen Tag nur rum. Das sieht man ihrer Kerze natürlich an.
Über Christians Kerze legen wir jetzt  mal den Mantel des Schweigens, man würde sonst seine Exkommunizierung riskieren. Was er mittig auf dem Kreuz gestaltete glich doch eher einem gekreuzigten Pudel.
Drei Jungs ließen das Basteln zunächst sein und spielten stattdessen "Mensch-ärgere-dich -nicht". Wie wahrscheinlich es ist, genau die Zahl zu würfeln, die man just in dem Moment braucht, tat Karsten kund - nämlich 1:6³ Logisch.
Ich habe ja seit meiner Schulzeit ein etwas gestörtes Verhältnis zur Wahrscheinlichkeitsrechnung. Lieber Karsten, wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich am Muttertagssonntag in New York im Central Park Frau Philipp aus Müllheim treffe? In New York hielten sich an diesem Sonntag 1 Mio Touristen auf, New York hat 8,337 Mio Einwohner, Frau Philipp flog einen Tag später als ich, blieb 10 Tage und ich 4? In meinem Fall betrug die Wahrscheinlichkeit 100%
Roswitha war ähnlich schnell fertig mit ihrer Kerze, allerdings erntete sie - im Gegensatz zu mir - viel Lob von den Anwesenden.
Als alle so ziemlich fertig waren, fing Katha mit ihrer zweiten Kerze an, die auch näherer Betrachtung standhält.


"Wo zwei, oder drei, in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten  unter ihnen"
ER war ganz bestimmt unter uns. Ich gehe mal davon aus, dass ER eher nicht mitgebastelt hätte (wer bastelt sich schon eine Kerze zur eigenen Hinrichtung?), wäre er leibhaftig da gewesen. Aber Wasser in Wein (oder Prosecco) verwandeln, wäre schon cool gewesen.

Es war ein wundervoller Abend mit dem Häuflein der letzten Aufrechten. Und vielleicht brechen auch wieder bessere Zeiten an. Hat ja in Mittelerde auch geklappt.



Freitag, 18. April 2014

Karfreitagsgedanken

Mit der Aussage "Die Sicherheit Deutschlands wird auch am Hindukusch verteidigt" rechtfertigte der damalige Verteidigungsminister Struck den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan.
Ach, tatsächlich. Entweder bin ich ein zu sorgloser Mensch, weil ich die Bedrohungslage durch die Taliban auf deutschem Staatsgebiet unterschätzte. Oder die Neufassung der politischen Richtlinien bezüglich der Erweiterung der Einsätze der Bundeswehr entlarven die tatsächliche Intention der Verantwortlichen: Als vitale Sicherheitsinteressen wurden auch wirtschaftliche Interessen aufgeführt. Zitat:
 "Aufrechterhaltung des freien Welthandels und des ungehinderten Zugangs zu Märkten und Rohstoffen in aller Welt im Rahmen einer gerechten Weltwirtschaftsordnung."
Ach, tatsächlich. Ist mir noch gar nicht aufgefallen, dass die Welt in der Zwischenzeit gerechter geworden wäre. Und auch die weltweite Sicherheitslage hat sich nicht wirklich verbessert.

Nun Herr Struck, wie lebt es sich mit der Gewissheit, seine Soldaten in einen Krieg geschickt zu haben, von dem eigentlich keiner wirklich weiß, wozu er letztlich dient? Fühlt man sich schuldig am Tod von Menschen, die einen aussichtslosen Krieg führen, der nicht zu gewinnen ist? Wie lebt es sich mit diesem Verrat?

Ich fürchte, er wird über diese Fragen noch nie wirklich nachgedacht haben. Stattdessen wäscht er seine Hände in Unschuld.

Saudi-Arabien gilt nun nicht unbedingt als Hort von Rechtsstaatlichkeit und als Verfechter der Einhaltung von Menschenrechten. Mit Hilfe des europäischen Rüstungskonzerns EADS wird um das Land eine Mauer gebaut. Baubeginn war 2009, keine Ahnung, wie weit sie zwischenzeitlich sind. Natürlich beteiligt sich auch Deutschland und liefert deutsche Polizisten mit ihrem Know-how. Für dieses Projekt zeichnete sich MdB Armin Schuster verantwortlich. Am Ende seines ersten Besuches musste er an einer Hinrichtung teilnehmen.

Ach, tatsächlich. Er musste. Wie kann man zum "Besuch" einer Hinrichtung gezwungen werden? War das Teil des Besuchsprogramms und gab es danach Schnittchen?

Wie lebt es sich mit diesen Bildern, Herr Schuster? Wie geht das, einen Pakt mit dem Teufel geschlossen zu haben?

Ich fürchte auch hier, dass er sich diese Fragen nie wirklich gestellt hat. Stattdessen wäscht er seine Hände in Unschuld.

Unser aller Bewunderung gilt Menschen, die einstehen für das, was sie glauben. Ohne Rücksicht darauf, Schaden an Leib und Leben zu nehmen. Menschen, die wahrhaftig sind.

Tatsächlich wird unser Leben bestimmt von Menschen, die eher einem Pontius Pilatus nacheifern, der sich feige aus der Verantwortung stahl. Der Jesus dem Mob auslieferte und seine Hände in Unschuld wusch.







Mittwoch, 16. April 2014

Insider - außer Konkurrenz

Nachfolgender Text war eigentlich als Beitrag für die Neuenburger Narrenzeitung Rhiischnoog gedacht, allerdings war ich mir nach Beendigung nicht mehr sicher, ob er nicht zu anspruchsvoll für die Leser wäre. Ich habe dann einen anderen Beitrag eingereicht.
Die Bedenken bezüglich der Fähigkeiten meiner Blogleser habe ich natürlich nicht, und damit meine ganzen Anstrengungen nicht umsonst waren, anbei meine völlig sinnfreie Geschichte.

Vor Beginn des Abends der Frauenfasnacht ist im Keller des St. Bernhard allerhand los. Ich finde den St. Bernhard toll. Der ist so multi-kulti. Da kommt man nicht nur als Christ ine. Schon als ich den St. Bernhard durch den Kellereingang betrat, hörte ich den Chor singen. Sie sangen: "Fuchs, du hast die Gans gestohlen" . Oh, die Sänger halten auch nicht hinterm Berger. Die können also nicht nur im Februar singen, dachte ich. Die sind bestimmt auch gute Meisinger. Obwohl - die ein oder andere Strophe hörte sich so gar nicht nach einem Reim an. Nebenan wurde ein Sketch eingeübt: Rotkäppchen und die 7 Zwerger.
Ich begrüßte alle, doch sie meinten, ich solle lais sein. Ich fragte trotzdem nach der Chorleiterin und erhielt zur Antwort, die sei marl ene rauchen. Ich dachte sie habe aufgehört, meinte ich verwundert, und woher sie die Zigaretten habe? Ach, irgendwer gab ir ene, erwiderte man lapidar.
Auch kulinarisch ist man bei den Frauen bestens versorgt. An diesem Abend gab es Schwarzwälder. Doch leider biss ich auf einen Kirschstein. Ich beschwerte mich. Dann back es doch das nächste Mal selber, giftete es zurück.
Da klopfte es an der Tür. Draußen stand ein Kutscher. Er suche sein Ros witha und fragte, ob wir es gesehen hätten. Es sei ihm abgehauen, weil es sich nicht alleine in den Wald traut. Das kann ich gut verstehen, meinte ich. Auch ich tsche nie alleine in den Wald. Wie es denn hieße, fragte ich weiter. Flury, sagte er daraufhin. Ach, der ist bestimmt mit Mari on Tour im Salmen, wo es das beste Bir gitt.
Der Kutscher wetzelt hin und her und merkelt nicht, wie er uns damit auf die Nerven ging. Da fragte ich ihn, ob er auch was trinken wolle und er verlangte nach einem Schorle. Sprudel ist da aber ka trin, motzte er. Ich probierte einen Schluck. Stimmt doch gar nicht, ist genug, erwiderte ich aufgebracht. "Du hast aber a nette Pauer". Der Kutscher war amüsiert über meine heftige Reaktion. Wo denn dieser Salmen sei, wollte er wissen und wir erklärten: "Da lang!" "Wo?", fragte er erstaunt. "Na da lang!" wies ich ihm den Weg.
Wir müssen noch die Kulissen nach oben bringen, hieß es auf einmal. Holz er oder sie? war zunächst die Frage der Anwesenden. Keine Ahnung, ich glaube,sie hüpfte ins Bett ina und macht erst mal eine Pause und er hardt der Dinge die da kommen mögen.
Der Abend verging wie im Fluge. Ich fragte, ob ich nächstes Jahr wieder kommen dürfe und hörte viele Jas. Na wenigstens etwas.

Das waren sie also: Alle Frauen, die in diesem Jahr an der Frauenfasnacht auf der Bühne standen und denen meine ganze Bewunderung gehört. 

Montag, 14. April 2014

Lebensqualität

Seit etlichen Jahren nimmt unser Haushalt an der Infas-Umfrage zur Lebenssituation von Familien in Deutschland teil. In 20 Minuten gibt man dabei Auskunft darüber, ob beispielsweise jedes Kind ein eigenes Zimmer hat, man über genügend Kleidung verfügt, wie zufrieden man mit dem Leben ist (auf einer Skala von 0 - 10). Fragen zu gesellschaftspolitischen Aussagen (ich stimme eher zu, eher nicht zu, stimme zu, voll und ganz zu - oder so ähnlich. Ich kann mir die Reihenfolge nie merken).Für die Zeit, die man mit den netten Interviewern verbringt, erhält man ein Jahr später 10  €. Kein schlechter Stundenlohn.

Zur Sprache kommt im Laufe der Befragung auch, wie viele Freundinnen man hat. Gemeint sind dabei natürlich keine Facebook-Freundschaften, sonder wirklich echte. Von Face to Face (oder Ohr zu Ohr) sozusagen.
Nach meinem heutigen Telefonat mit meiner Freundin Ursula  war mir wieder einmal klar, wie wichtig Freundschaften für die Lebensqualität sind. Und warum in Umfragen explizit danach gefragt wird.

Mit wem sonst kann man sich über nervende Ehemänner und Kinder, über den Zustand der katholischen "Seelsorgeeinheit", über ätzende Zeitgenossen und überhaupt die Kümmernisse des Lebens unterhalten, als mit einer Freundin? Mit wem kann man am besten bei einem Käffchen (auch gerne einem Irischen) abhängen und für einen Mittag den Herrgott einen lieben Mann sein lassen? Mit wem kann man andererseits auch völlig sinnfreie Gespräche führen und einfach nur Spaß haben? Eben. Mit seiner Freundin.Gerne auch in der Gruppe.

Ein Dank deshalb an Ursula, Gaby, Susi, Elke, Sabine, Elisabeth und Ursula (die Reihenfolge ist völlig wahllos). 

Ihr bereichert mein Leben. 



Freitag, 11. April 2014

Criminal Minds

Es geht doch nichts über einen gepflegten Mord. Deshalb sind Kriminalromane meine Leidenschaft und deshalb habe ich schätzungsweise 600 Opfer zu beklagen, die zwischen Buchdeckeln auf nicht natürliche Weise zu Tode gekommen sind.

Mittlerweile kenne ich mich in Venedig ebenso aus wie in Ystad. Ich genieße die englische ländliche Idylle (in der es nie zu regnen scheint) ebenso wie London (mit meist trübem Wetter). Im Moment ermittle ich mit Hauptkommissar Hubertus Jennerwein im Werdenfelser Land (allen Freunden des feinen, hintersinnigen Humors sei diese Krimireihe von Jörg Maurer ans Herz gelegt).

Selbstredend gestaltet sich auch mein Fernsehprogramm recht mörderisch. Ich unterstütze die CSI-Teams in Vegas und NY bei der Spurensicherung und wer ein toxikologisches Gutachten benötigt - nur zu. Ich beneide Richard Castle um seinen Erfolg als Schriftsteller und bin fester Bestandteil der Truppe um Leroy Jethro Gibbs des US Navy CIS. Ich bin häufig im Bostoner Police Department zu Gast und LL Cool J sieht so aus wie er heißt.

Donnerstags jage ich mit dem BAU Team des FBI Serienkiller. Dabei handelt es sich um Sozio- und Psychopathen, sexuell motivierte Sadisten, Paranoid-schizophrene und andere nette Zeitgenossen. Serienkiller sind nicht zu verwechseln mit Massenmördern. Die zeigen zwar ähnliche kranke Symptome, sind aber eher in der Politik zu finden und schlagen meist die Laufbahn als Diktatoren und Despoten ein.

Criminal Minds also. Drei Folgen Menschenquäler und menschliche Abgründe. Am Ende der letzten Folge um 23.15 Uhr bin ich angespannt bis in die Haarspitzen. Jede Zelle meines Körpers verharrt  in atemloser Spannung. Allerdings nicht sehr lange. Aus dem Zimmer nebenan höre ich ein Plumpsen und leises Tapsen übers Parkett. Wenn jemand das Prädikat Couch Potatoe verdient, ist es meine Hündin (an dieser Stelle bitte keine Kommentare). Sie setzt sich vor mich hin und ihre Augen sagen: Hey, ich muss mal. Da brauche ich keinen Hundeflüsterer um zu wissen, was Sache ist. Und Bernd hat Nachtschicht. Super. 

Leider gibt es für diesen Fall keinen Plan B. Ein Schäferhund wäre nicht schlecht denke ich. Oder wenigstens ein Pittbull. Aber mein Hund? 
Ich ziehe mir also die Kapuze meiner Winterjacke über den Kopf und mache mich auf den Weg zur etwa 40 Meter entfernten Grünfläche. Ich hoffe, ich sehe lässig genug aus. 

Natürlich hat mein Hund nun alle Zeit der Welt. Irgendwie sind die Gerüche nachts intensiver. Ich löse die Leine vom Halsband und finde, dass das eine coole Idee sei. So könnte ich das Teil als Waffe einsetzen. Dann überlege ich mir aber, dass mich damit ein potentieller Täter, von dem ich überzeugt bin,dass er mir irgendwo auflauert, ganz lässig erdrosseln könnte. Ganz vorsichtig lasse ich die Leine in meiner Jackentasche verschwinden.

Von der Gestalt, die wohl gerade aus der Bahnhofsgaststätte heim torkelt, scheint keine Gefahr auszugehen. Auch aus dem weißen Kombi, der an mir vorbeifährt, reißt niemand plötzlich die Türe auf und will mich kidnappen. 

Endlich. Gepieselt hat sie schon mal. Aber das große Geschäft lässt immer noch auf sich warten. Und vorher kann ich nicht heim. Wenn sie nämlich in den Flur kackt und Bernd kommt am morgen heim, ist ein Serienkiller das kleinste meiner Probleme.  

Zu meiner großen Freude schlägt sie sich in die Büsche.Und nein, sehr geehrter Herr städtischer Vollzugsdienstangestellter, ich krieche nicht hinterher und sammle die Hinterlassenschaft ein, um sie in einer Tüte verschwinden zu lassen. Immer noch betont lässig nehme ich meine Hündin an die Leine. Sollte sie jetzt nämlich eine Katze erblicken, würde sie sämtliche Gärten der Nachbarschaft umpflügen, um die in ihren Augen lästigen Viecher zur Strecke zu bringen. 
Ich mache mich strammen Schrittes auf den Heimweg. Von Weitem mag es durchaus ausgesehen haben, als würde ich rennen. Wieder zu Hause überlege ich mir, meiner Hündin ein Pittbullkostüm zu nähen.

Seitdem schaue ich mir maximal eine Folge Criminal Minds an. Das Letzte, was abends im Fernsehen läuft, ist Stefan Raab oder The Big Bang Theory. Wobei Sheldon Cooper leider weit weniger attraktiv ist als Agent Morgan. Aber einen Tod muss man halt sterben.



Dienstag, 8. April 2014

♫♫♫ FCN du bist die Leidenschaft

Fußball hatte in meinem Leben schon immer einen hohen Stellenwert. Meine Samstagnachmittage verbrachte ich vor dem Radio und lauschte gebannt der Konferenzschaltung auf SWR 3, wo in den glorreichen 70ern meine Bayern von Sieg zu Sieg eilten.
Später wurde alle 14 Tage das Dreisamstadion zu meiner 2. Heimat. Schon damals war die Haupttribüne die Scheißtribüne, Herr Köppel verkaufte Rote auf der "Gegengerade" aus einem umgebauten Campingwagen, die "Südtribüne" bestand aus Holzbänken und auf "Nord" standen schon immer die Unentwegten. Ein mickriges Häuflein, das sich Fanclub nannte. 

Für mich war allerdings klar, dass ich nie, nie, niemals zu einer Fußballmutti mutieren würde. Ich hatte keine Lust auf Mütter- und Vätertreff bei Heim- und Auswärtsspielen, auf Trikotwaschen und Seelentrösten nach verlorenen Spielen.
Gott sei Dank hatte Matthias keinerlei Ambitionen, sich fußballerisch zu betätigen. Ein bisschen rumbolzen mit Papa, mehr nicht. Theresas erste Worte waren nicht Mama oder Papa sonder Pferd - auch von dieser Seite drohte keine Gefahr.
Ich wiegte mich in trügerischer Sicherheit und jubilierte: dieser Krug ging an mir vorbei. 

Bis Magdalena am Mädchenfußballtag des FC Neuenburg teilnahm. Sie war 12 Jahre alt. Ihr Talent war unverkennbar und mir war sofort klar, dass an diesem Tag das Schicksal unerbittlich zugeschlagen hatte. Ich vergoss heimlich ein paar Tränen und fügte mich in das Unvermeidliche, denn unglücklicherweise gab es in ihrer Altersgruppe eine Mädchenmannschaft.

Seitdem ist nichts mehr wie es war. Seitdem lebe ich in einer schwarz-gelben Welt. Beschränkte sich meine Aufgabe zunächst nur im Waschen von Trikots und dem ein oder anderen Besuch eines Spiels, erhöhte sich im Laufe der letzten Jahre mit Bernds Engagement auch mein Einsatz. Die Kombination Tochter Spielerin-Vater Trainer birgt eine Menge an Sprengstoff. Die Diskussion darüber, dass man seinem Trainer natürlich nicht wutentbrannt die Schuhe vor die Füße wirft, setzte sich zu Hause fort. Mit mir als Puffer. Mittlerweile ist Bernd stellvertretender Jugenleiter, Beisitzer im Hauptverein, Trainer einer D1 Jungenmannschaft und Mädchen für alles der Damenmannschaft, in der Magdalena spielt. Und Theresa auch. 

Die - im wahrsten Sinne des Wortes - äußeren Umstände und meine Nerven lassen es nicht zu, ein Spiel meiner Mädels live zu erleben.

Die Gesprächsthemen im Hause Lais sind daher etwas einseitig und beschränken sich im Prinzip auf das Wohl und Wehe des FC Neuenburg. Meine Belange finden, wenn überhaupt, nur am Rande Gehör. Ich könnte ohne Probleme erzählen, ich baue in meinem Kräutergarten Hanf, Mohn und Coka an. Man würde mich höchstens fragen, in wieweit das die Jungs und Mädchen fußballtechnisch weiterbringen könnte. Was die Produkte der Pflänzchen sicher könnten. Aber das ist ein anderes Thema.


Wann es auch bei mir durchaus Glücksmomente gibt? Es gibt sie genau dann, wenn Theresa nach Hause kommt und freudestrahlend erzählt, sie habe ein Tor geschossen. Ausgerechnet Theresa, die gern Unterschätzte, der man etwas mehr Selbstbewusstsein wünschte und die immer ein wenig im Schatten ihrer kleinen Schwester steht. Letzten Sonntag war es also soweit. Ihr erstes Tor. Und deshalb gibt es diesen Blogeintrag auch schon heute. Mit Bildern von Martin Klucker.
















Nachtrag: Ich habe diesen Eintrag schon einmal gepostet, irgendwie wurde er irgendwann aber als Entwurf abgespeichert. Ich werde ihn deshalb nochmals veröffentlichen.





Montag, 7. April 2014

Neulich beim Friseur

Frauen und ihr Friseur oder ihre Friseurin, je nachdem. Wenigstens nicht mehr Friseuse. Die Endung -euse hat doch etwas ... schlampertes.
Auf alle Fälle ist die Beziehung eine ganz besondere Symbiose. Ein filigranes Gebilde, ein Vertrauensverhältnis, das man eigentlich nur noch zu seinem Arzt hat (oder haben sollte). 
Leider habe ich keine Ahnung,wieso die nachfolgenden Zeilen in einer anderen Schrift erscheinen. Aber das krieg ich noch raus.

"Gehst du so aus dem Haus?“
Ja. Wieso?“
Du bist nicht frisiert:“
Ich habe mich frisiert.“
Du bist aber hinten ganz platt.“

Spätestens nach diesem dezenten Hinweis weiß ich, dass es Zeit wird der Friseurin meines Vertrauens anzurufen, um einen Termin zu vereinbaren. Lena kann mir für den nächsten Tag einen Termin anbieten. Prima.

Im Salon sitzen einige Kundinnen als ich eintrete. Eigentlich hat man eher den Eindruck, es handelt sich bei Silvias Haarwelt um einen intergalaktischen Treffpunkt für Aliens. Ein Alien hat Schaumstoffwürste in sämtlichen Farben auf dem Kopf, während ein anderes außerterrestrisches Wesen mit den Metallfolien auf dem Kopf wohl Kontakt zum Heimatplaneten aufgenommen hat.

Lena macht mir einen Vorschlag, wie sie sich die optimale Frisur für mich vorstellt und ich stimme ihr zu. Strähnchen? Klar. Wie könnte ich ihr auch widersprechen. Sie ist ja der Fachmann. Derweil bringt mir die nette Auszubildende einen Kaffee.

Hingebungsvoll schnippelt Lena an meinen Haaren und bringt sie nach einer Weile schon mal in die Endposition, wohl, damit sie sich ein Bild machen kann, wie das Ergebnis aussieht. Ich finde allerdings beim Blick in den Spiegel, dass ich irgendwie Ähnlichkeit mit Adolf Hitlers kleiner Schwester habe. Wie gruselig.

Den Kaffee hätte ich übrigens nicht trinken sollen während Lena am Schnippeln war. Jetzt habe ich lauter kleine Härchen in der Kaffeetasse.

Mit den Strähnchenfolien und der Haarfarbe mutiere auch ich zum Außerirdischen Ich schaue in den gnadenlos großen Spiegel, aus dem mir meine Falten zuzurufen scheinen: Hey du, alles klar? Von uns gibt’s noch mehr. Wart's nur ab.

Die nette Auszubildende bringt mir Lesestoff und ich stürze mich begeistert in den neusten Promiklatsch, erhalte Einrichtungstipps, leckere Rezepte auf der einen und todsichere Diäten auf der anderen Seite.

Derweil höre ich im Hintergrund Silvia, die gerade auf eine Kundin einredet wie auf einen lahmen Gaul und sie mit wachsender Ungeduld zu überzeugen versucht, dass sie schon weiß, was sie tut. Überhaupt finde ich das mal wieder total phänomenal, dass Silvia ohne Probleme Haare schneiden und so viel reden kann. Da gibt es bei Friseuren sicher extra angelegte Nervenbahnen im Gehirn. Aliens eben.


Nach einer Weile hat Lena entschieden, dass es an der Zeit wäre, mir den Kopf zu waschen. Hingebungsvoll, als ob es für sie im Moment nichts schöneres gäbe als mir den Kopf zu massieren, befreit sie mich von der Pampe.

Endspurt. Haare föhnen, Gel verteilen, fertig. Ich bin begeistert und stimme innerlich „I feel good“ an. Und nein, ich habe nichts mehr gemein mit dem GröFaZ.

Die Euphorie hält allerdings nicht lange.
Das sieht ja aus wie beim letzten Mal“

Die Erde hat mich wieder.

Samstag, 5. April 2014

Auf dem Weg zum eigenen Blog

Schon lange beschleicht mich beim Lesen von Kolumnen in "Stern" oder "Spiegel" das Gefühl, was deren Kolumnisten Woche für Woche zu den Themen des Zeitgeschehens veröffentlichen, kann ich auch. 

Allerdings habe ich weder eine journalistische Ausbildung noch bin ich berühmt genug, als dass sich die großen und kleinen Printmedien bemüßigt  fühlten, meine Sicht auf das Leben an sich in einer Kolumne zu veröffentlichen. 

Ein eigener Blog kommt einer wöchentlichen Kolumne in besagten Zeitschriften relativ nahe. Gesagt, getan. Auf "Blog erstellen - kostenlos" die Anleitung durchlesen und schon bin ich Blogger. So hatte ich mir das jedenfalls gedacht. 

Die Anmeldung bei dem empfohlenen "blogger.com" drohte allerdings schon relativ früh zu scheitern. Nämlich bei der Anmeldung. Da ich noch nicht bei gmail angemeldet war, wollte man mir partout den Zugang verweigern. Als ich endlich diese Hürde genommen hatte (man kann mir jetzt übrigens unter Angelika.neuenburg@gmail.com Mails senden), musste ein geeigneter Name gefunden werden, unter dem man mich in den unendlichen Weiten des Internets finden kann.

Den Stress, mir tagelang einen besonders witzigen, hintersinnigen, originellen und unverwechselbaren Namen auszudenken, hätte ich mir sparen können. Meine Geistesblitze wurden allesamt abgelehnt. Auch mit dem Titel "Das Leben an sich" bin ich nicht so ganz glücklich. Und dass man mich unter "mein-liebes-leben.blogspot.de" findet und nicht unter dem Titel war ein Versehen. Aber das "Klick, klick und schon sind Sie Blogger" hat bei mir nicht so ganz hingehauen. Das waren schon ein paar Klicks mehr und der Titel entspringt meiner puren Verzweiflung.

So ganz zufrieden bin ich noch nicht. Ich arbeite mich durch die Materie und hoffe, dass mein Blog eines Tages meinen Vorstellungen entspricht. Ab Montag gibt hier also einmal wöchentlich Witziges, Hintersinniges, Originelles und Unverwechselbares aus meinem Leben an sich.