Montag, 29. September 2014

Im Frühtau zu Berge ...

...wir ziehn, fallera

Findet die Fehler.

Im Frühtau:
Mit Frühtau assoziiere ich eine Tageszeit, die garantiert nicht die meine ist. Frühtau heißt, die Sonne lugt gerade erst so um die Ecke, noch etwas unsicher, ob sie tatsächlich ihr Tagwerk beginnen solle. In diesem Sommer hat sie sich des Öfteren dagegen entschieden und ist im Bett geblieben. Aus meiner Sicht völlig verständlich. Für mich hat Morgenstund keineswegs Gold im Mund, und dass der frühe Vogel den Wurm fängt, kann nicht nur für den Wurm tragisch enden. Der bedauernswerte Vogel, den meine Katze Emmely neulich stolz an der Treppe ablegte, wäre besser im Nest geblieben. 

zu Berge:
Eines vorweg. Ich finde Berge toll. Ich kann mir nicht vorstellen, in einer Gegend zu wohnen mit  einem Horizont, so weit das Auge reicht. Ich genieße das Alpenpanorama während des Ferienlagers in der Schweiz. Ich genieße es aus der Ferne ohne nur im entferntesten daran zu denken, die Berge zu besteigen. Ausgeschlossen. Wanderungen über mehrere Stunden über Stock und Stein durch Wald und Flur. Eher nicht. Allein mit ein paar Gleichgesinnten die Schönheit, Stille und Ruhe der Natur genießen. Nicht so meins.
In meiner Schulzeit, als an Wandertagen tatsächlich noch gewandert wurde, erklomm ich mit meinen Klassenkameraden die umliegenden Berggipfel. Unser Klassenlehrer war ein leidenschaftlicher Wandersmann. Meine Freundin und ich bildeten regelmäßig den Schluss der Wandersgruppe, abschätzig vom Lehrer als Schlafwagenabteil betitelt. Haha.
Was mir fehlt in Gottes schöner Natur ist der Trubel. Ich liebe Orte mit vielen Menschen. Und da gibt der Wald halt nicht so viel her. Nicht, dass ich nicht fähig und gewillt wäre, Kilometerweit zu laufen. Wenn die Stadt groß genug ist, können es schon mal 8 Kilometer sein. Klar, für einen richtigen Berfex ein Klacks. Wer mich kennt weiß, dass dies eigentlich meine Jahresleistung an zurückgelegter Wegstrecke ist.















wir ziehn:
Und ziehn schon gar nicht. Ziehn heißt übersetzt, zügiges Laufen. Eine völlig absurde Vorstellung. Warum sollte ich auch. Ich bin ein Meister der Entschleunigung. 
Das Wort wurde für mich erfunden. Ich könnte Volkshochschulkurse halten zum Thema. Für den Rest meiner durchaus sportlichen Familie bin ich der Inbegriff der Langsamkeit. 

Ich halte es eben mit Balu, dem Bären.
Denn mit Gemütlichkeit kommt auch das Glück zu dir.




Sonntag, 21. September 2014

♫♫ Premierenfieber

Als mich meine Stimmbildungslehrerin Anette Hall fragte, ob ich mir vorstellen könne, bei der Musicalshow ihrer "Power of Singers" mit einer Erwachsenengruppe teilzunehmen, sagte ich begeistert zu. Ohne wirklich an die Konsequenzen zu denken.

Theresa behauptet ja, dass ich für einen Bühnenauftritt alles stehen und liegen lasse, und meine diversen Wehwehchen und Zipperlein eine Spontanheilung erfahren. Das lasse ich jetzt mal unkommentiert stehen.  

Um auf die Konsequenzen zurückzukommen: Sie bestanden darin, dass wir Erwachsenen in der letzen Sommerferienwoche jeden Abend zweieinhalb Stunden intensiv drei Liedtexte samt dazugehöriger Choreografie auswendig lernen mussten. Hätte mich am Freitagabend jemand nach meinem Namen gefragt, ich hätte ihn wohl mit großen Augen angesehen und ihm die Uhrzeit gesagt. Ich war platt. 

Anettes Mann Felix zeichnet für die Technik verantwortlich und war der Meinung, er müsse mir ein Mikro verpassen. Anettes Zeichen beim Dirigieren, ich solle mich lautstärkenmäßig etwas zurückhalten, ist mir wohlbekannt. So wunderte es mich auch nicht, als Felix  mir an der Generalprobe bedeutete, ich solle ein klein wenig leiser singen. 

Dann war Premierenabend.

Gegen Ende des zweiten Teils der Show war es endlich soweit: Wir stürmten die Bühne. Aufstellung zum ersten Lied "Singin' in the Rain". Eigentlich kein Problem. Leider standen meine Kolleginnen in der ersten Reihe (ich halte mich gerne im hinteren Teil auf und bin froh, dass ich nicht im Sopran singe) irgendwie anders als noch bei der Generalprobe, jedenfalls sah ich Anette nicht und das war blöd, weil sie ja dirigierte.

Ich hatte mich damit abgefunden, da bemerkte ich, dass die Mädchen der Power of Singers hinter dem Vorhang zu kichern anfingen. Ihr meint aber jetzt nicht uns, dachte ich irritiert und blickte in die andere Richtung. Da sah ich den Grund der Belustigung. 

Eigentlich sollte "Onkel Fred" Heinrich Weber einen großen bunten Schirm aufspannen und im Hintergrund zu unserem Gesang lustig dran drehen. Leider verschob sich beim Aufspannen das ganze Gestänge des Schirms nach oben und bildete mit der farbenfrohen Bespannung eine Art Trichter mit Stiel. Ich hätte mich wegschmeißen können vor Lachen. Ging aber nicht, ich musste ja singen.

Die restlichen Lieder verliefen dann Gott sei Dank ohne Zwischenfälle. Nur mein linkes Knie ist leicht lädiert. In der Schlusspose muss ich auf dem Boden knien. Das komme davon, wenn man nicht mehr in die Kirche geht, meinte Bettina, der es ähnlich erging.

Leider lief ich direkt nach der Show Theresa in die Arme. Magdalena wäre mir lieber gewesen. Die ist diplomatischer in ihrer Kritik. Theresa kommt da mehr nach Bernie. Bei ihm gilt als höchstes Lob: War ok.

Dennoch hat auch ihr die Musicalrevue sehr gut gefallen. Am Sonntag gibt es übrigens eine zweite Aufführung in Badenweiler. Also nichts wie hin.










Montag, 15. September 2014

No sports

Wer gesund und fit bleiben will, der kommt nach Meinung vieler Experten nicht drumrum, sich sportlich zu betätigen. Die Angebote für jede Altersklasse sind kaum noch zu überblicken, jährlich kommen neue Folterwerkzeuge für neue Zielgruppen hinzu. Da reicht es mittlerweile nicht mehr, nur mit Stöcken durch die Gegend zu latschen. Am besten, die Stöcke vibrieren beim Gehen, haben ein Navi und nebenbei stellen sie Rechenaufgaben, die man im Kopf lösen muss.  

Ich habe schon vor sehr, sehr langer Zeit für mich beschlossen, dass Sport nicht so mein Ding ist. Es passt irgendwie nicht zu mir. Da kann mir die Werbung noch so versuchen zu suggerieren, dass ich Rad fahrend mit meinem Mann ein glücklicheres Leben führen würde. Mein Mann würde mit und an mir verzweifeln, weil wir nicht vorwärts kämen und außerdem haben sie mir mein Rad geklaut. Das war ein Zeichen.

Nicht, dass ich es nicht auch schon versucht hätte. Im vorigen Jahrtausend habe ich es mit joggen versucht. Ich hatte gelesen, dass beim joggen, wenn man nur lange genug läuft, Endorphine ausgeschüttet werden. Cool, dachte ich (na ja, cool nicht, das sagte man damals nicht), also toll, dachte ich, das probier ich aus.

Hat nicht funktioniert. Da war nichts mit Endorphinen. Mein Gehirn hatte wohl anderes zu tun. Die lebenserhaltenden Funktionen meiner Organe am Laufen zu halten, beispielsweise. 

Endorphine schüttet mein Hirn aus, wenn ich in der Eisdiele Dolce-Amaro in Neuenburg sitze, auf der Frankfurter Buchmesse mit vielen Menschen und noch mehr Büchern oder in der Lila Bar in Freiburg.

Außerdem möchte ich an dieser Stelle bezweifeln, dass Sport ausnahmslos gesund ist. Magdalena kam gestern mit einer leichten Rippenprellung von ihrem Fußballspiel nach Hause. Nachdem Theresa von einer fleischgewordenen Dampfwalze überrollt wurde, bin ich mir am Überlegen, ob nicht der Rollator meiner Mutter ab und zu eine wertvolle Hilfe für sie wäre. Von Simon Hinkelotte ganz zu schweigen. 

So ganz erschließt sich mir auch nicht der Sinn, sich in Fitnessstudios auf Laufbänder oder Fahrräder zu stellen oder zu setzen und sein schweißtreibendes Hobby zu betreiben. Diese Geräte haben auch total abgefahrene Namen. Indoorcycles. Warum man dann nicht gleich draußen läuft und Fahrrad fährt? Keine Ahnung. Und die passenden Nahrungsergänzungsmittel gibt es auch noch dazu. Sehr merkwürdig.

Gesund und fit bis ins hohe Alter. Ob das auch ohne Sport geht? Ich probier das jetzt mal aus.


Mittwoch, 10. September 2014

Alles nur geklaut

Vorgestern Abend schickte mir Theresa ein Bild über WhatsApp (ja,ich gehöre jetzt auch zu den coolen Kids mit WhatsApp) und somit habe ich für das nachfolgende Ereignis auch schon eine Schuldige benannt.




Gestern Mittag habe ich das Bild gesehen und Theresa sicherheitshalber gleich gefragt, ob ich beichten gehen müsse, weil ich das Bild witzig finde. Sie meinte ne, ist ok. Mit smiley. Darauf ich: Puh, Gott sei Dank, wobei, der sieht im Moment Schlimmeres als YMCA.

Szenenwechsel.

Magdalena absolviert ein Bundesfreiwilligenjahr in der Grundschule in Neuenburg. Zum Mittagessen kommt sie nach Hause und gestern musste sie danach noch Besorgungen im REWE erledigen. Nimm mein Fahrrad, meinte ich zu ihr, Bernies Rad ist neu und es wäre ärgerlich, wenn es gestohlen werden würde.

Gesagt, getan. Kaum 10 Minuten später ruft sie an, ob von uns jemand am REWE gewesen sei, um das Rad zu holen (warum auch immer wir so etwas hätten tun sollen).
Gut, meinte sie, dann hat es jemand geklaut.

Empört whatsappte ich daraufhin mit Theresa und teilte ihr mit, dass ein arschgesichtiger Saftsack mir mein Rad geklaut hätte.

"Eine Runde ums Haus", war der mitleidlose Kommentar meiner herzlosen Tochter. Und außerdem bräuchte ich ja sowieso kein Fahrrad.
(Zur Erklärung: Die Kinder des Ferienlagers mussten nach jeder unflätigen Bemerkung und nach jedem Gefluche eine Runde ums Haus laufen. Was zu einem ziemlichen Gerenne führte).

Mit all den Verwünschungen, die ich noch im Laufe des Tages aussprach, müsste ich eigentlich einmal um Neuenburg laufen. 

Wie gesagt: Schuld an meiner radlosen Zukunft ist Theresa, weil sie mir das blasphemische Bild geschickt hat. Von weiteren Zusendungen solcher oder ähnlicher Bilder bitte ich Abstand zu nehmen. Sie sind nicht witzig. Denn offensichtlich geht es IHM wie allen Eltern. Wenn es um die Kinder geht, versteht ER keinen Spaß.  












Freitag, 5. September 2014

Eiskübelherausforderung

Kaum ein Tag vergeht, an dem in den Sozialen Netzwerken nicht darüber berichtet wird, wer von wem dazu nominiert wurde, über sich einen Eiskübel auszuschütten und € 10,-- für die ALS Forschung zu spenden - die ice bucket challenge.

Heute stand in der Badischen Zeitung, sogar Fürst Albert von Monaco nahm an dieser Challenge teil.

Echt jetzt.

Mir waren Massenbewegungen schon immer suspekt. Was ich warum an wen spende, dazu möchte ich nicht aufgefordert werden, so ehrenwert die Motive auch sein mögen. Und schon gar nicht möchte ich mir zuvor einen Kübel mit Eiswasser über den Kopf leeren. Allem kritiklos hinterher zu rennen war noch nie meine Sache.

In den USA sind laut Angaben mittlerweile 42 Mio. Dollar auf dem Spendenkonto eingegangen. Angesichts der Milliardengewinne der Pharmaindustrie ein nahezu lächerlicher Betrag. Für die Pharmariesen wäre es ein leichtes, für Forschung und Entwicklung neuer Medikamente ein Vielfaches mehr locker zu machen, als diese läppischen 42 Mio.

Ich gehe davon aus, dass es sich für diese Konzerne schlicht nicht lohnt, in diesen Markt zu investieren. Dafür erkranken weltweit wohl nicht genug Menschen an ALS und weltweit meint, in den Industrienationen. Afrika und der Rest der Welt sind einfach zu unattraktiv, weil zahlungsunfähig.

Wer an dieser Challenge teilnehmen möchte, kann das natürlich gerne tun. Ist ja auch ein tolles Gefühl, berühmt oder beliebt genug zu sein, um nominiert zu werden. Manchmal lohnt es sich aber durchaus, sich ein bisschen mehr Gedanken darüber zu machen, was man da eigentlich gerade tut.

Ich möchte an dieser Stelle eine neue Challenge ausrufen: Die Meet-best-friends-challenge.

Dabei wird man nominiert, sich mit seinen beiden besten Freunden/Freundinnen auf ein Käffchen, zum Bier, auf ein Schorle, ins Kino, zum Frühstück, ins Thermalbad oder so zu treffen und ein paar schöne Stunden miteinander zu verbringen. Dann müssen € 10,-- auf mein Konto überwiesen werden.

Und alles ohne Eiskübel.

Montag, 1. September 2014

Von Kindern und Hunden

Die Kinder und Betreuer des Neuenburger Kindersommers waren zu Gast beim FC Neuenburg und ich kam mit einer Betreuerin ins Gespräch. Seit sieben Jahren engagiere sie sich in diesem Ehrenamt. Ich fragte sie, ob sich die Kinder in diesen sieben Jahren verändert haben.

Allerdings, meinte sie beinahe resigniert. Die Betreuung der Kinder gestalte sich zunehmend mühsamer, die Frage nach Fernseher, Playstation etc. sei allgegenwärtig, die Kinder wären respektloser und auch die Konzentrationsfähigkeit habe spürbar nachgelassen.

Nach 14 Tagen Ferienlager kann ich diese Erfahrungen nur bestätigen. Ein ums andere Mal fragte ich mich, warum es immer mehr Eltern gibt, denen es zu anstrengend ist, ihre Kinder zu erziehen. Offenbar übersteigt schon die simple Vermittlung des Gebrauchs einer Klobürste die Fähigkeiten mancher Eltern.

Kein Mensch käme auf die Idee, im Garten oder auf dem Balkon Hanf oder Schlafmohn anzubauen, um die Kinder wahlweise zu bespaßen oder ruhig zu stellen. Bei den Drogen Internet, Playstation oder Fernsehen geht man da weit sorgloser um. Meist noch vor Kindergarten oder Schule wird die erste Dosis verabreicht. 

Kinder groß zuziehen ist harte, vor allem aber zeitintensive und manchmal nervenaufreibende Arbeit. So sehr es sich Matze auch wünschte, manche Dinge wurden nicht ausdiskutiert, sondern so erledigt, wie ich es sagte. Basta. Theresa verbrachte den Großteil ihrer Kindheit im Pferdestall in Liel, und natürlich stank das Haus zeitweilig nach Pferdemist. Nachdem sie in ihre Schuhe reiherte, war auch das Thema Alkohol für lange Zeit erledigt. Mäc tobte sich auf dem Fußballplatz aus und so mancher Schuh flog vor Wut Richtung Trainer-Papa. Das muss man aushalten.

Warum sich manche Eltern aus der Erziehungsverantwortung stehlen? Es ist nur der scheinbar bequemere Weg. Doch ansonsten? Keine Ahnung. Wenn ich es wüsste, würde ich einen Ratgeber schreiben und einen Haufen Geld verdienen.

Ich vergleiche die Erziehung von Kindern gerne mit der von Hunden. Je nach Charakter ist das tägliche Arbeit. Grenzen setzen. Loben und belohnen. Meine Hündin würde für ein Stück Fleischwurst Haus und Hof verkaufen. 
Es gibt nichts schlimmeres (und manchmal gefährlicheres) als nicht erzogene Hunde - und Kinder.


Eigentlich lautete der Befehl "Sitz!" :)