Samstag, 24. Januar 2015

Samstagnachmittag im dm

Samstagnachmittag im dm klingt für Außenstehende nicht so wahnsinnig spannend. Außenstehend meint in diesem Fall, nicht aus Neuenburg kommend.

Alle anderen denken wahrscheinlich: Selbst schuld.

Morgen gehe ich meine Mutter im Pflegeheim besuchen und ich wollte ihr die neusten Bilder ihres Urenkels mitbringen. Leider waren die Bilder noch auf meinem PC. Für mich ganz typisch war die Woche rum und die Bilder immer noch nicht in Papierform gebracht. 

Samstagmorgen kaufte ich Karten für den Zunftabend der Narrenzunft, den USB-Stick mit den Bildern hatte ich leider nicht dabei, sonst hätte ich das ja miteinander verbinden können. Wieder zu Hause, dachte ich nicht mehr dran.

Nach dem Mittagessen ging es erst mal an die Nähmaschine, Fasnachtskostüm nähen. Die von Bernd vermisste Schneefront setzte ein als ich beschloss, endlich die Bilder ausdrucken zu lassen. Da für mich der dm deutlich näher liegt als Foto Ziel ging ich also nach dm (sorry Sandra).

Wenn man weiß, was einen erwartet, kann man sich ja drauf einstellen und mit nahezu buddhistischer Gelassenheit betrat ich den Laden. Ich ignorierte die französischen Menschenmassen und steuerte direkt auf die Fotodrucker zu.

Der von mir spontan gewählte Fotodrucker tat nicht auf Anhieb das, was ich von ihm verlangte. Nach mehreren erfolglosen Versuchen war es endlich soweit. Der Kassenzettel zum Einscannen sollte gedruckt werden. Dieser Satz steht absichtlich im Konjunktiv, denn ich erhielt die Meldung, das Papierfach sei leer und ich solle mich an einen Angestellten wenden. 

Was ich auch tat. Nur, dass der freundliche Herr nicht viel Ahnung hatte und seinerseits eine Kollegin um Rat fragen musste. Zu zweit machten sie sich dann an dem Apparat zu schaffen. 

Wie gesagt, ich hatte mich ja schon auf einen längeren Aufenthalt eingestellt und tat, was ich sowieso am liebsten tue: Ich beobachtete die Menschen. Unter anderem fiel mir eine junge Frau auf, die auch mit 10 kg weniger keine grazile Erscheinung wäre. Sie trug eine schwarze Leggin und ein kurzes schwarzes Oberteil. Warum sie keine Unterwäsche trug, weiß ich jetzt nicht. Leider konnte ich sie nicht danach fragen, denn so weit reichen meine Französischkenntnisse nicht. 

Wer außergewöhnliche menschliche Daseinsformen studieren möchte, ist im dm bestens aufgehoben.

Nach etwa einer viertel Stunde und nach Nachfrage bei einem weiteren Kollegen war die Lösung des Problems, dass das Gerät schon die ganze Woche kaputt war. Die freundliche Dame hat sich vielmal entschuldigt, dass ich solange warten musste. Sie druckte mir meine Bilder aus, und ich gab ihr den Tipp, doch einfach einen Hinweis an den Fotocomputerdrucker zu kleben, dass dieser kaputt sei. Man hilft ja, wo  man kann.

An der Kasse musste ich nicht lange warten. Irgendwie blicken es nicht alle, dass immer drei Kassen hintereinander angeordnet sind, und man einfach durchlaufen kann, um an der nächste Kasse anzustehen.

Ich widerstand der Versuchung, dem kleinen Jungen vor mir seine Mütze ins Gesicht zu ziehen und legte stattdessen meine Bilder aufs Förderband.

Ich passierte den Parkplatz, ohne dass mich ein Auto über den Haufen fuhr und machte mich auf den Heimweg. Dabei musste ich ein kleines Stück auf der Straße laufen. Ein Auto parkte mitten auf dem Gehweg. 

Das nächste Mal gehe ich wohl wieder zu Foto Ziel. Da muss man zwar auch manchmal warten, aber wenigstens ärgert man sich nicht mit dem Fotocomputerdrucker rum. 


Sonntag, 18. Januar 2015

Klein aber fein

Ich habe mir lange überlegt, ob es in diesen Tagen, in denen mal wieder die Welt total aus den Fugen gerät, nicht zu banal ist, über Fasnacht zu schreiben. Andererseits war die Welt schon immer ein schlechter Ort und Terror ist weiß Gott keine Erfindung der Neuzeit.

Fasnacht also. Über Fasnacht gibt es nur zwei Meinungen: Man liebt sie, oder man kann überhaupt nichts damit anfangen. Ich liebe sie. 

Mit 17 Jahren trat ich als aktive Hästrägerin in die örtliche Narrenzunft ein. Natürlich habe ich mich während meiner 30-jährigen Mitgliedschaft des Öfteren gefragt, was um Himmels Willen ich hier eigentlich mache, wenn ich bei Umzügen mit einer Holzmaske vorm Gesicht durch die Straßen gelaufen bin. Da kommt man sich ab und zu schon bescheuert vor, das gebe ich gerne zu.

Nach 30 Jahren war man dann der Meinung, ich würde nicht alle meine kreativen Fähigkeiten in den Dienst der Zunft stellen, da könnte ich durchaus noch mehr leisten. Sicher spielten noch andere Gründe eine Rolle, warum man sich meiner entledigen wollte, jedenfalls war Schluss mit lustig.

Aber Fasnacht so ganz ohne mich? Ohne mich. Im Verein Frauenfreizeit Pur fand ich meine zweite Heimat. Und wie es mit dem Scheitern manchmal so läuft - die vermeintliche Niederlage entpuppt sich im Nachhinein als das Beste, was einem passieren konnte. In meinem Fall war dies ohne Zweifel so.

Ich bin mir sicher, dass einige meiner ehemaligen "Kollegen" mein Wirken auf der viel kleineren Bühne als Abstieg werten. Sei's drum.

Es ist eine kleine, feine Fasnacht, die ausschließlich Frauen an zwei Abenden (der erste Abend nur für Frauen) auf die Bühne bringen. Für mich hat es fast so etwas wie Kleinkunstcharakter, was ich sehr genieße. Hatte ich früher einen Auftritt (und den Kinder- und Teenieauftritt) zu absolvieren, stehe ich nun pro Abend in wechselnder Verkleidung auf der Bühne. Schminken-Auftritt-abschminken-umziehen-schminken-Auftritt, aufpassen, dass man den Text nicht vergisst. Zeit für Lampenfieber bleibt manchmal kaum.

Es ist wahnsinnig schwer, Menschen zum Lachen zu bringen. Und es ist unglaublich, was meine Kolleginnen für das Gelingen der Abende alles leisten. Saaldekoration, Kostüme nähen, Tänze einstudieren, immer auf der Suche nach dem Außergewöhnlichen. Da ist mein Beitrag eher bescheiden. Wobei ich es immer etwas merkwürdig finde, wenn die Bewunderung dahingehend geäußert wird, wie toll man es findet, dass das Bühnenprogramm und alles drumrum nur von Frauen gestaltet wird. Wirklich? Nur Frauen? Stellt euch vor, das geht! Warum auch nicht. Was soll da besonderes dran sein? Es gibt viele Dinge, die Frauen ganz alleine schaffen.


Burgfräulein











Die Vorbereitungen laufen momentan auf Hochtouren. Die Frage der Faszination von Fasnacht habe ich für mich immer noch nicht beantwortet. Klar - ich bin schon eine kleine Rampensau. Meine Mädels trifft wahrscheinlich der Schlag, wenn sie ihre Mama in diesem Jahr auf der Bühne sehen. 


Costa Cordalis - nein, das war nicht freiwillig
Vielleicht ist es die Lust, für einen Moment in eine andere Rolle zu schlüpfen und in diesem Moment eine ganz andere Seite von sich zu zeigen. Etwas gemeinsam zu erarbeiten, was anderen Menschen Freude bereitet. Wahrscheinlich ist es von allem ein bisschen.



sogar Bernie war verkleidet
Der Countdown läuft und ich habe auch in diesem Jahr, was das Programm betrifft, ein sehr gutes Gefühl.





Dienstag, 13. Januar 2015

Willkommen - Bienvenue - Wellcome

Zwischen all den Besorgnis erregenden Meldungen der vergangenen Tage - ich kann gar nicht so schnell denken angesichts der Flut an Informationen, die mich tsunamimäßig überrollen - erreichte mich heute morgen die Nachricht, dass ich nun Großtante bin (meine Mädels erhielten die WhatsApp um 5h22, was sie bei Erhalt um diese doch recht frühe Zeit leicht aufstöhnen ließ. Das kommt halt davon, wenn das Handy auch als Wecker dient).

Die Nachricht bewahrte mich davor, vollends am Zustand der Welt zu verzweifeln. 

Die Geburt eines Kindes ist das Größte, was man erleben darf. Es ist mit nichts zu vergleichen. Klar, es ist die natürlichste Sache der Welt. Passiert Millionen Mal pro Tag, nicht der Rede wert. 
Ist es doch. Mögen Männer durch die Stratosphäre springen oder auf dem Mond spazieren geh'n. Pille Palle. Ich hätte platzen können vor Stolz auf mich und auf das, was ich geleistet habe. Und um ehrlich zu sein, ich bin es ab und zu immer noch.

Ich möchte hier nicht den Eindruck erwecken, dass in der Mutterschaft die alleinige Erfüllung des Lebens liegt. Ob eine Frau sich für oder gegen Kinder entscheidet, ist alleine ihre Sache und wir sollten aufhören, nur eigene Ansichten und Lebensplanungen als die allein selig machende zu akzeptieren.

Lady Grey - Uroma Lotte

Die Nachricht, dass sie Uroma wird, brachte meine Mutter zum Strahlen. Auch ein zahnloses Lächeln kann ganz bezaubernd sein,










Natürlich ist der kleine Cedric das schönste Baby und ich kann mich gar nicht am geposteten Bild satt sehen. Und sage keiner, alle Babys sind schön. Ich weiß, dass das nicht so ist.

Leider wohnt mein Neffe mit seiner kleinen Familie zu weit weg, um sie mal schnell besuchen zu können. Deshalb von hier: Cedric Emanuel, herzlich willkommen in unserer Familie.









Mittwoch, 7. Januar 2015

Lama, Erdmännchen & Co.

Selbst ich sah am letzten Dienstag ein, dass man so einen ungewöhnlich schönen Wintertag nicht einfach zu Hause auf dem Sofa verbringen kann. Doch was tun? Theresa schlug nach langem hin und her schließlich vor, ins Tiergehege Mundenhof nach Freiburg zu fahren. Mäc wollte lieber joggen gehen und meinte, nun könne sich Theresa ja wie ein Einzelkind fühlen.

Als wir am Parkplatz ausgestiegen waren stellte Theresa fest, dass sie zwei rechte Handschuhe mitgenommen hatte. Handschuhe brauchte sie trotz Sonnenscheins deshalb, weil sie weite Strecken an Krücken laufen muss.
Wen wir wohl heute treffen? meinte Bernie. Angesichts der vielen Familien mit noch sehr kleinen Kindern konnte ich mir niemanden vorstellen, der uns über den Weg laufen könnte. Theresa war ja nun nicht mehr ganz so klein und wir fielen tatsächlich etwas auf zwischen all dem Gewusel unterhalb unserer Knie.
"Die haben Locken wie Sophia", bemerkte Theresa beim Anblick der ungarischen Wollschweine, und ich musste ihr Recht geben. 

Weiter ging es vorbei an Zicklein, Javaäffchen, Uhus und Erdmännchen, wo wir ein Selfie machten. Bernie ist ja nicht so der Selfiefan. 
Dann war Kaffezeit. Wir entschieden uns dagegen, ins Freie zu sitzen. So warm war es nun doch nicht. Und außerdem trugen wir weder Jack Wolfskin, winterfest bis -15°, noch selbstgehäkelte Ponchos aus einem Alpaka-Merino-Mohairgemisch mit farblich abgestimmten, gefilzten Stulpen und einer Mütze aus Yakwolle. Aber wir kommen halt aus Neuenburg und nicht aus Freiburg.
Wir betraten die vollbesetzte Wirtschaft und trafen - Lari.

Theresa bestellte sich eine Eisschokolade, wie auf der Karte angeboten. Sie bekam eine Tasse heiße Schokolade. Die Bedienung hatte sie falsch verstanden. Außerdem gäbe es im Winter keine Eisschokolade, meinte das Frollein, was angesichts des Eisbechers, den Bernd aß, merkwürdig klang. Aber gut - man muss ja nicht alles verstehen.

Der Weg zurück zum Parkplatz führte uns vorbei an Lamas, Bisons und Kamelen. Wie versprochen, durfte sich Theresa ein Crêpe gönnen. Die männliche studentische Aushilfe am Crêpeeisen war jetzt nicht so wahnsinnig vertraut mit der Zubereitung von Crêpes. Zwei Versuche landeten im Müll. Ich hätte mich wegschmeißen können. Beim dritten Versuch setzte er das Nutella als Klops mitten auf den Crêpe, der so dünn war, dass die Schokolade nicht zu Verteilen war. Theresa meisterte das Problem -wie erwartet- souverän.

Dann fuhren wir mit unserem Einzelkind auf Zeit wieder nach Hause. 











Montag, 5. Januar 2015

I ♥ NY

Wünsche und Träume sind nicht immer rational zu erklären. Was für den einen der blanke Horror, ist für den anderen die Erfüllung eines Lebenstraums. Nie im Leben käme für mich ein Tandemsprung in Frage, ebenso wenig werde ich mich mit einem Gummiseil an den Füßen in die Tiefe stürzen oder in einem Ballon fahren. Den Mount Everest zu besteigen ist für mich ebenso absurd, wie in die Arktis (wahlweise Antarktis) zu reisen.

Mein Traum war es, nach New York zu reisen. Ich kann wirklich nicht sagen, warum es New York sein musste. Aber da wollte ich unbedingt mal hin. 
Ich habe mir diesen Traum erfüllt. Vor drei Jahren flog ich mit Theresa und ihrem damaligen Freund in "meine" Stadt.

Mit Träumen, die schließlich in Erfüllung gehen, ist es ja manchmal so eine Sache: Man läuft Gefahr, bitter enttäuscht zu werden. Im Falle meines Trips nach New York wurden meine Erwartungen übertroffen. Die Stadt ist der Hammer. 

Schon während der Taxifahrt vom Flughafen nach Manhattan erhielten wir einen Eindruck dessen, was uns erwarten würde.

Die Taxifahrerin kam ursprünglich aus Puerto Rico. Da Theresa lieber spanisch als englisch spricht (sie findet ihr englisch zu grottig - was eigentlich ganz witzig ist, denn besagte Taxifahrerin sprach mit starkem spanischem Akzent), unterhielten sich die Damen eben auf spanisch,während ich meine Englischkenntnisse hervorkramte.

Unser Hostel lag in Harlem. In Harlem gibt es jetzt nicht so wahnsinnig viele Bleichgesichter. Natürlich fielen wir auf. But - who cares? 

Ansonsten erfüllt die Stadt jedes Klischee, das man vom heimischen Wohnzimmer aus vermittelt bekommt. 






Muttertag im Central Park - wie geil ist das denn? Theresa und Flo waren alleine unterwegs, wir wollten uns nach zwei Stunden wieder treffen. Hat leider nicht geklappt. Dafür habe ich Frau Philip aus Müllheim getroffen. Ich bin dann mit der U-Bahn alleine wieder zurück ins Hostel gefahren. Angelika allein in New York. Krass

Meine Erlebnisse beeindrucken mich noch drei Jahre danach. Der alte Mann, der neben mir in der U-Bahn saß, ebenholzschwarze, zerfurchte Haut. Und dann fing er an zu singen. Blues - für gewöhnlich nicht meine Musik. Gänsehaut. Überhaupt ist die Stadt erfüllt von Musik. 
Der Besuch am Ground Zero. Kloß im Hals.
Nie wurde ich freundlicher bedient. Ich hatte, egal wo ich war, immer das Gefühl, die Verkäuferin freut sich schon den ganzen Tag, mich zu sehen, um mich bedienen zu können. Natürlich weiß ich auch, dass das zu ihrem Job gehört. Ist mir aber egal. 

Ich kann es immer noch nicht genau beschreiben, was für mich die Faszination dieser Stadt ausmacht. Selbstverständlich weiß ich um die Probleme. Dass weiß Gott nicht alles super und toll ist. Und viele können meine Euphorie sicher nicht teilen. Aber klar - ich muss da noch mal hin. Es ist immer noch "meine" Stadt.

Man kann sich nicht alle Träume erfüllen. Meist stehen finanzielle oder familiäre Hindernisse dazwischen. Man darf allerdings seine Träume nie aus den Augen verlieren. Manchmal muss man Gelegenheiten, die sich einem bieten, beim Schopfe packen und sich mit einem "Scheiß drauf" auf den Weg machen.