Donnerstag, 24. Dezember 2015

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Weihnachten. Fest der Freude, der Familie und der Rituale. Letztere sehen bei uns folgendermaßen aus: Am Heiligen Abend versammelt sich die ganze Familie bei Würstchen und Kartoffelsalat, dann gibt es Geschenke und wer dann noch nüchtern ist, geht in die Christmette. Ach ja, und die Geschenke auf den letzten Drücker gibt es auch noch.

So komme ich also relativ abgehetzt mit meinen aller-allerletzten Geschenken nach Hause. Aber ach, kana da. O man, alle fuerte. Malle sehen, wo sie sind. Von Resi liegt wenigstens ein Zettel auf dem Küchentisch: Bin in meinem Zimmer und chile. Sudan mache ich mich auf die Suche nach dem Rest. Matze ist wahrscheinlich mali wieder unterwegs, mal ta, mal ta, aber sonst?

Ich gehe in die Küche, wo mich fast der Schlag trifft. Wie sieht es denn hier aus? Das totale Laos. Da war wohl Mäc am Werk. Gott sei Dank kommt Bernie, um mir bei den weiteren Vorbereitungen zu helfen. „Jetzt peruig dich erst mal, alles halb so wild“, tröstet er mich.

Da kommen auch schon meine beiden Töchter. „Was habt denn ir an? Entfährt es mir angesichts ihrer Glitzerkleider, die sie zur Feier der Heiligen Nacht tragen. Statt einer Antwort geht Resi wie immer zum Radio, um die Stimmung mit Musik etwas feierlicher zu gestalten. Es kommt aber nur DomRep und Bernie stellt entnervt das Radio wieder aus.

Übrigens, Simon kommt nicht“, meinte Mäc. „Er ist krank.“
Oh, hoffentlich hat er keine Salomonenvergiftung vom Essen gestern“, erwidere ich besorgt.
Nein, nein, nur ein Katar der oberen Luftwege“, beruhigt mich Mäc. Der immer mit seinen Algerien, denke ich, sage aber: „Tschad, da kann man nix machen. Na immer noch besser als Fußschweiz“.
Dafür machen mir mal wieder die Beine weh. „Da ist bestimmt eine Vene zu. Ela hat das nämlich auch immer.“ diagnostiziert meine Tochter mein Leiden.

Matze ist wohl noch unterwegs, Fidschi fahren. Aber auch das kennen wir, der kommt generell erst zur allerletzten Minute. Kurz darauf steht er im Wohnzimmer. „Hast du die Geschenke dubei“, wie immer ist Resi besorgt, dass Matze die Geschenke vergessen haben könnte. „Nor wegen dir komm ich immer in Stress,“ mault Resi ihren Bruder an. „Schweden mir? Stimmt doch gar nicht. Du hast ja schon seit Tagen Nasenbluten.“

Nun sind wir vollzählig, alle sitzen erwartungsvoll am Tisch, die Gabun liegen unterm Christbaum und alle bestaunen die Krippe. „Das san Marinoschafe“ erkläre ich stolz meine krippalen Neuzugänge, was alle mit Wohlwollen kommentieren.

Benin dich gefälligst“ raune ich Bernie zu, als der sich ein Wienerle nehmen will, noch bevor das Tischgebet gesprochen wurde.
Auch für dich und für mich ist der Tisch gedeckt, hab Dank lieber Gott, dass es uns gut schmeckt. Jemen“. Endlich. Bernie greift beherzt zu. Was Vati kan, kann ich auch denken sich unsere Kinder und alle laden ihre Teller voll. Ich mache das nur ungarn, das sieht immer so gierig aus.

Krieg ich auch Wein?“ fragt unsere Jüngste. “So zur Feier des Tages könntet ihr doch mal eine Ausnahme machen“, bettelt sie.
Kommt gar nicht in Frage“, erwidert der Herr Papa. „Du kannst höchstens Milch mit Kuba trinken.“ Sein strenger Blick duldet keine Widerrede.
Ja mei, ka ma nix machen“, fügt sich Mäc in ihr Schicksal und vietnam sich statt dessen noch ein Wienerle.
Möchtest du noch einen Schluck Wein?“ fragt mich mein Göttergatte. „Liba non“, war meine Antwort. Von zu viel Wein kriege ich schnell Kopfweh.

Ich schlage vor, wir singen in diesem Jahr 10 Lieder vor der Bescherung.“ Resi neigt wie immer zur Übertreibung. „Das kapverden wir sicher nicht“, war die höfliche, aber bestimmte Antwort ihres Bruders. Er hasst Weihnachtslieder. „Und warum nicht?“ So leicht gibt sich Resi nicht geschlagen. „Wales ich sage“. „Macho.“ „Blöde Kuh“.
Bevor die Stimmung endgültig umschlägt, stimme ich ein Lied an. „Macht hoch die Tür, Ecuador macht weit“, besänftigt augenblicklich die Gemüter.


Die Seychellen läuten und im Liechtenstein der Kerzen wird mir wie immer ganz warm ums Herz.



Ich wünsche meinen Leserinnen und Lesern überall auf der Welt

Frohe Weihnachten * Merry Christmas * Feliz Navidad * Joyeux Noel * God Jul * Hyvää Joulua * Buon Natale * Kala Christougenna * Mo'adim Lesimkha * Vrolijk Kerstfeest * Nollaig Shona Dhuit * Bon Nadal * Boas Festas *
Wesolych Swiat * Sumaj kausay kachun Navidad ch'sisipi * Bella Festas daz Nadal * Nollaig chridheil *
Pozdrevlyayu sprazdnikom Rozhdestva * Krismas Njema Na Heri * Kellemes Karacsonyiunnepeket *
Idah Saidan Wa Sanah Jadidah * Subha nath thalak Vewa* 

Sonntag, 13. Dezember 2015

Think pink

Im Moment sieht man sich einer Fülle an Weihnachts-, Advents- oder Wintermärkten gegenüber. Prinzipiell finde ich alles, was Menschen zusammenbringt und sie gemeinsam feiern lässt schön und eigentlich lasse ich auch keine Gelegenheit aus, an solchen Events teilzunehmen. Außer im Winter. Da ist es mir schlicht zu kalt. Erschwerend kommt hinzu, dass ich keinen Wein trinke. Weder weiß noch rot und schon gar nicht in heißer Form. Und kalte Getränke im Winter zu trinken geht gar nicht. Desweiteren habe ich festgestellt, dass mir erhitzter Alkohol überhaupt nicht gut tut. Irgendwann schreibe ich mal meine Erfahrungen mit Nebenwirkungen von Russischer Schokolade auf. Man versteht dann vielleicht besser, was ich meine. 

Nachdem ich bereits gestern Morgen beim gemütlichen Küchengeburtstag bei Elisabeth eingeladen war und anschließend eine Redaktionssitzung (klingt cool - oder?) in Müllheim anberaumt war, hatte ich mir für den Abend, außer mit meinen Gefährten Mittelerde zu retten, nichts vorgenommen.

Dann meldete sich Elke bei mir, ob ich nicht Lust hätte, mit zur Waldweihnacht der Guggemuhlis auf der Schwärze zu gehen (was genau Guggemuhlis sind und wo die Schwärze ist wird in einem späteren Post erläutert werden - nur soviel: Sie machen Musik im weiteren Sinne). Elke würde mich abholen. Ich war mir sicher, dass meine Gefährten Mittelerde auch ohne mich retten würden und sagte zu. 

Zielsicher steuerte Elke den Parkplatz an und schon tauchten wir ein in einen Traum aus pink. Nichts mit zuckersüßem Weihnachtsgebimmel und Winterwonderland. Pretty in pink von der Deko bis zu den neckischen Weihnachtsmützen.














Da ich bei besagter Redaktionssitzung schon genug Motivationsbrause getrunken hatte, freute ich mich auf den angebotenen Kinderpunsch. Der Kinderpunsch sei aus, meinte der freundliche Muhli und ich sah ihn ungläubig an. Ernsthaft? Bei den Guggemuhlis aus Badenweiler ist der Kinderpunsch ausverkauft. Ein Widerspruch in sich.

Nun gut, dann gab es halt eine leckere Gutedelrahmsuppe. Wie versprochen ertönten dann Weihnachtslieder. Also die haben garantiert nicht den Kinderpunsch getrunken, dachte ich und nahm die Lieder auf, um sie einmal um die halbe Welt zu Theresa zu schicken. Ich bin immer noch total fasziniert von den technischen Möglichkeiten, die man heute hat. Aber ich stamme ja auch aus einer Zeit, in der es noch Telefone mit Kabel gab (immerhin hatten wir eines in grün) und Gespräche ins Ausland nur was für Multimillionäre waren.

Zwei Mädels versuchten, mit Schellen und Glöckchen die dargebotenen Weisen musikalisch zu verschönern. Der Versuch ist in meinen Ohren kläglich gescheitert - aber Hauptsache, die beiden hatten Spaß.

Dann krachte in der Nähe ein Böller, was die Besitzerin eines Hundes gar nicht witzig fand. Der arme Kerl hatte sich furchtbar erschrocken und zitterte am ganzen Leib. Zur Belohnung gab es dafür von Frauchen eine halbe Bockwurst. Logischerweise hörte das Zittern nicht auf. Konnte ja sein, dass Frauchen auch den Rest der Wurst spendierte.

Es war ein urgemütlicher Abend mit einem ganz eigenen Charme. Auf eine ganz besondere Art berührend. Also solange wir da waren jedenfalls. Und dank einer genialen Außen-Holzofen-nie-mehr-kalte-Füße-Heizung mit Theke habe ich überhaupt nicht gefroren.

Wieder zu Hause, waren meine Gefährten immer noch zugange und ich schaltete den Fernseher just in dem Moment ein, als Sam zu Frodo den Satz aller Sätze sagte:

"Es gibt etwas Gutes in dieser Welt, Herr Frodo, für das es sich lohnt zu kämpfen."

In diesem Sinne: Einen schönen 3. Advent


Dienstag, 8. Dezember 2015

Ein atemberaubender Abend

Vor ein paar Wochen fragte mich die Leiterin der Stadtbibliothek, ob ich nicht Lust hätte, an einer Buchlesung des Müllheimer Autors Harald Gritzner in historischem Gewande teilzunehmen. Gerne auch mit Mäc. Besagter Autor habe nämlich ein Buch geschrieben, das in Neuenburg im Mittelalter spielt. Das ist ja mal ganz was Neues, dachte ich, sagte spontan zu und habe mich auf einen interessanten Abend gefreut.

Man muss ja auch mal sehen, was die Konkurrenz so treibt. Wie stellt ein anderer die Zeit des Mittelalters in meiner Stadt dar. Wobei wir zeitlich beinahe 200 Jahre auseinander liegen. Aber egal. Gespannt war ich allemal.

Was ich in meiner Euphorie leider nicht bedachte war die Frage, ob ich überhaupt noch in mein Gewand passte. Zwei Tage vor besagtem Abend schlüpfte ich hinein und stellte fest, dass ich ohne Hilfe hinten im Freien stehen würde. Einen Plan B gab es nur insoweit, dass ich mir dachte, ich trage das Kleid mit einem Schultertuch. Wenn meine Mädels eines in Hülle und Fülle haben, dann sind es Tücher in allen Farben und Größen.

Dank Mäc funktionierte allerdings schon Plan A . Mehr oder weniger. Ich atmete ganz tief aus - und beneidete zum ersten Mal in meinem Leben Apnoetaucher. Mäc schloss den Reißverschluss und ich wagte ganz langsam und sehr, sehr flach wieder einzuatmen. Tief einatmen ging nicht und auch die Arme konnte ich nicht heben. Aber sonst ging es. Mäc hatte es da entschieden einfacher. Kutte-Gürtel-fertig.

Der Abend hat mir sehr gut gefallen. In aller Bescheidenheit darf ich sagen, dass Mäc und ich die perfekten Eyecatcher waren. Wir reichten Wein und Scharwaie, hier ein Schwätzchen, da ein Schwätzchen, also alles nach meinem Geschmack. Sehr gefreut habe ich mich über die musikalische Umrahmung in Gestalt von Herrn und Frau Haaf und Herrn Meier-Ehrat.

Welchen Aufwand ein Verlag für ein Buch betreibt, ist schon erstaunlich. Das ganze Drumrum war wirklich sehr beeindruckend. Da hat man eigens einen Stadtplan aus dem Jahre 1525 von einer Grafikerin gestalten lassen. Also so, wie man das sich vorstellt. Ist ja nichts mehr da an Vorlagen. Wirklich toll gemacht. Wobei mir zwei Kleinigkeiten aufgefallen sind, die ich anders sehe. Aber ich will ja hier nicht rumnölen.

Das flache Atmen und mein sehr aufrechter Gang begleiteten mich natürlich den ganzen Abend. Das Plan-B-Schultertuch hatte ich nämlich nicht dabei, und sollte der Reißverschluss nicht das halten, was er mir noch zu Hause versprochen hatte, dann hätte ich den Rest des Abends buchstäblich mit dem Rücken zur Wand verbringen müssen.  

Die Lesung brachte mir tatsächlich die erhofften Erkenntnisse für meine Schreiberei. Zum einen habe ich mir im Geiste auf die Schultern geklopft (ging auch nur im Geiste, ich konnte ja den Arm nicht heben) und mir im Stillen für meine Bücher gratuliert. Außerdem war mir der Abend Ansporn, mit dem eigenen Buch vorwärts zu kommen.
Mit einem Verlag im Rücken gestaltet sich einiges völlig anders. Die Unterstützung ist schon enorm.
Tja, und sollte ich mal wieder zu einer Lesung einladen, muss ich mir auf jeden Fall was ganz anderes überlegen.

Etwas schade fand ich, dass die erwähnten Musiker nach meinem Geschmack etwas zu kurz kamen. Die musikalische Umrahmung der einzelnen vorgelesenen Buchabschnitte hätte ich auf jeden Fall diesen hochkarätigen Musikern überlassen und nicht dem PC. Aber das soll's auch gewesen sein mit Kritik.

Gefreut hat mich die große Zahl an Zuhörern, so hat sich für das Team der Stadtbücherei wenigstens der Aufwand gelohnt. Zumal Lesungen in Neuenburg nicht immer gut besucht sind.