Samstag, 31. Dezember 2016

Zahlen - Daten - Fakten

Am letzten Tag des Jahres neigt man ja gerne dazu, Bilanz zu ziehen. Ist ja auch nicht schlecht, einmal kurz inne zu halten und nachzudenken. Ansonsten hat sich zu meiner Einstellung zu Silvester nichts geändert. Ich hoffe, die Idioten, die gestern schon rumgeböllert haben, haben gemerkt, dass es wenig Sinn macht, Raketen in den Nebel zu schießen. Habe ich schon erwähnt, dass ich Nebel toll finde?

Wie dem auch sei, auch ich habe bezüglich meines Blogs Bilanz gezogen. 

Seit Beginn konnte ich 25.141 Leser mit insgesamt 133 Posts unterhalten. Das ist jetzt zugegebenermaßen nicht der Brüller. Also im Vergleich zu dem, was andere Blogger, Twitterer und Instagramer für Zahlen abgreifen. Von der Hype um die vermeintlich Schönen und Reichen ganz zu schweigen. Das ist schon krass, dass man mit absoluter Durchschnittlichkeit Geld machen kann. Können nix und haben nix außer Titten und Arsch (man möge mir den Ausflug ins Vulgäre verzeihen, aber das beschreibt es einfach besser als Busen und Po) und einem Körper aus dem Ersatzteilkatalog diverser Schönheitskliniken. Und nein, ich bin nicht neidisch. Wer möchte ernsthaft mit diesen armen Geschöpfen tauschen?

Wie dem auch sei, ich werde weltweit auf allen Kontinenten gelesen. Das klingt natürlich spektakulärer als es ist. Aber es liest sich einfach toll. Die meisten Leser kommen dabei aus den USA (1.380) gefolgt von Russland (669) und Frankreich (518). Mit dabei sind auch die Schweiz, Ukraine, Spanien, Argentinien, Neuseeland und Polen. So wie ab und zu die Vereinigten Arabischen Emirate, Großbritannien, oder Schweden. Je nachdem, wo aus meinem Bekanntenkreis jemand grad in Urlaub ist. Spanien kann ich da relativ leicht zuordnen. An dieser Stelle liebe Angie, prospero ano y felicidad.

Im Moment rufen vermehrt Leser aus Russland und der Ukraine meine Seite auf. Keine Ahnung warum. Vielleicht verwirrt sie der Titel "mein-liebes-leben" und sie denken, sie erfahren auf dieser Seite etwas über mein Liebesleben. Allerdings gäbe es zu diesem Thema wohl kaum 133 Posts. Das wäre schnell erzählt.
Oder ich setze mir einen Aluhut auf und vermute den russischen Geheimdienst hinter der Sache. Man weiß es nicht. Zumal es zu Anfang erstaunlich viele Leser aus den USA gab. Ich glaube ja nicht an Zufälle ...

Anfangs startete ich mit durchschnittlich ca. 30 Lesern. Zwischendurch habe ich mich natürlich gefragt, was ich hier eigentlich mache. Ich war auch schon kurz davor, aufzuhören. Aber dann hat mir Susi eine ganz liebe Mail geschrieben, wie sehr ihr meine Geschichten Freude bereiten. Da dachte ich mir, komm, und wenn Susi und vielleicht 30 anderen die einzigen sind, denen du eine Freude machst, dann ist das doch schön.

Was einen Post erfolgreich macht, weiß ich leider nicht. Ich habe keine Ahnung, nach welchen Kriterien meine Leser meine Seite aufrufen. Der bisher erfolgreichste Post war "Zuviel des Guten" über den Kauf von Shampoo. Dabei schrieb ich den nur aus Verlegenheit, weil ich dachte, ich müsste mal wieder was schreiben und mir nichts besseres einfiel. Zwischenzeitlich habe ich mir überlegt, meine Seite mit Katzenvideos aufzupeppen. Mangels geeigneter Katze verfolgte ich diesen Plan aber nicht weiter. Emmy ist leider dem "Oh-how-cute-Alter" entwachsen. 

Überhaupt finde ich es ja wahnsinnig interessant, wieviele Kommentare auf FB sich unter schlichten Selfies finden. Das reicht von "Du Hübsche" über "süß, ihr zwei" bis zu "mega" . Da diese Kommentare meist von Frauen oder Mädchen kommen weiß ich sicher, dass sie in den allermeisten Fällen gelogen sind. Erstens, weil es einfach nicht stimmt und zweitens, weil es bei Frauen und Mädchen ab und zu vorkommt, dass zwischen dem, was sie schreiben und sagen und dem was sie denken, ein erheblicher Unterschied ist. Fällt das dann eigentlich auch unter Fakenews?

Ich gehe mal davon aus, dass mir auch das neue Jahr viele interessante Begebenheiten bereit hält. Meinen Lesern wünsche ich einen guten Rusch ins neue Jahr und im neuen Jahr Gesundheit und Reichtum.

Happy New Year, S Novim Godom, Bonne Anée 



  




Sonntag, 18. Dezember 2016

Gedanken zum 4. Advent

Neulich hatte Brigitte einen Artikel von "Stern online" kommentiert, in dem es um den Treter der Berliner U-Bahn ging und um die Trittbrettfahrer (welch passendes Wortspiel) in München. Es ging wohlgemerkt um den Artikel und nicht um die Tat.

Dann machte ich den Fehler und las die weiteren Kommentare. Mein lieber Mann, da ging die Post ab. Mittlerweile tobt ja auf jedes Verbrechen reflexartig ein gewaltiger Sturm all derer, die die Antwort auf sämtliche Probleme haben. Gut - die Lösungsvorschläge sind jetzt nicht gerade originell und selten zu Ende gedacht. Auf jeden Fall lassen sie mich am deutschen Bildungssystem zweifeln. Den Allermeisten würde ich zunächst einmal raten, sich zu einem Deutschkurs anzumelden. Denn hey, Leute, "das" gibt es auch mit zwei "s". Das "ss" müsste euch doch eigentlich leicht aus der Tatstatur springen. Von grammatikalischen Merkwürdigkeiten ganz zu schweigen. 

Denn natürlich stand fest, dass die Tat mal wieder von Flüchtlingen verübt wurde. Die Streiter gegen Gewalt gegen Frauen spuckten Gift und Galle und einer war in der Tat der Meinung, es wäre an der Zeit, die Hochöfen wieder hochzufahren. Ein besonders Minderbegabter setzte unter den Kommentar von Brigitte ein Fragezeichen. Immerhin gab er damit zu, dass er nicht verstanden hatte, um was es ihr ging. Ich war versucht zu schreiben, es gehe ihr um den Artikel und in welche Richtung der "Stern" abdriftet, du Saftsack. Aber diese Blöße wollte ich mir dann doch nicht geben.

Natürlich frage ich mich woher dieser Hass kommt, die verbale Gewalt, die momentan unser gesellschaftliches Klima belastet. Was sind das für Menschen? Unter welchem Stein waren denn die "Reichsbürger" bisher vergraben? Wer um Himmels Willen schließt sich der "Identitären Bewegung" an? Könnte man die Besiedelung des Mondes nicht als lohnendes Ziel ins Auge fassen? Warum ist Christian Streich in letzer Zeit der einzige, der Menschen wie mir eine Stimme gibt? Wo sind die anderen? Ich höre nichts. Warum beginnt die Politik, sich dem rechten Rand anzubiedern (klar, nächstes Jahr sind Wahlen)? Man müsse doch auch Verständnis haben für die Ängste dieser Bürger. Tut mir leid. Habe ich nicht.

Allerdings tun mir diese besorgten Bürger fast schon ein bisschen leid. Was muss man für ein armseliges Leben führen, wenn man so voller Hass und Wut ist. Man kann unmöglich ein glücklicher Mensch sein, wenn man in einem Gefängnis sitzt aus Vorurteilen und Ängsten. Sie werden auch in Zukunft keinen Spaß am Leben haben. Sie werden lernen müssen, sich in dieser Welt zurecht zu finden. Da können sie plärren so lange und so viel sie wollen.

Von mir aus kann man mich als Gutmensch verunglimpfen. Lieber Gutmensch als Wutmensch. Nächsten Samstag feiern wir die Geburt des wohl bekanntesten Gutmenschen. In diesem Sinne, einen schönen 4. Advent. 








Dienstag, 15. November 2016

Jambo

Wann ich denn mit ihr in Urlaub fahren würde, fragte mich Mäc. Mit Theresa sei ich ja auch auf Sri Lanka gewesen. Nun ist es so, dass diese Frage eigentlich gar keine Frage war, sondern eine Aufforderung zum Handeln. Wer Bernadette aus The Big Bang Therory kennt weiß, wie diese Aufforderung geklungen hat und dass sie eher einem Befehl gleich kam. Theresa und ich nennen unsere Jüngste deshalb auch gerne McBernadette.

Wir einigten uns auf Sansibar. 

Sansibar. Ein Name als Verheißung. Weiße Strände im Indischen Ozean, der von dunkelblau bis türkis alle Farben aufbietet, fröhliche Menschen und vor allem für Sonnenjunkies nahezu das Paradies. Unsere Erwartungen wurden nicht enttäuscht.



Wir waren hervorragend untergebracht im Ocean Paradise Resort in Kijangwani. Zehn Tage lang wich das Lächeln nicht  mehr aus unseren Gesichtern. Zehn Tage Jambo, how are you? Hakuna Matata. Gleich am ersten Morgen wurde Mäc von David, der im Restaurant arbeitet, nach ihrem Namen gefragt. Sein Maagdalenna (weiches g und das e Richtung ä) sollte uns den Rest des Urlaubs begleiten. Sie sei seine Schwester, meinte er zu seinen Kollegen. Same father, different mother. Später gesellten sich zu ihrem Harem noch Hassan und Ali dazu. Ich hätte sie zu einem Vielfachen ihres Herstellungspreises verkaufen können.

Auf Dauer nur am Pool zu liegen kann man machen, ist aber nichts für uns. Selbstverständlich gehört es dazu, sich mit Land und Leuten zu beschäftigen.

Sansibar sei ein armes Land, meinte der Taxifahrer, der uns vom Flughafen abholte. Wie recht er hat, sahen wir schon während der Fahrt zum Hotel. Diese Armut muss man aushalten, denn außerhalb der heilen Welt der Hotels kommt sie einem gnadenlos entgegen.

Der real existierende Sozialismus ist auch auf Sansibar krachend gescheitert. Nur, dass niemand einen Soli aufbrachte, der der Insel wieder auf die Beine half. Natürlich musste ich unwillkürlich an die in ihren Augen zu kurz gekommenen Montagsschreier zu Hause denken. An dieser Stelle muss ich meinen weiteren Gedanken zu diesem Thema Einhalt gebieten. Ich ticke sonst noch aus.


Wo warst du, als Donald Trump Präsident wurde? Dieser Tag ist genauso legendär, wie der 11.09. oder das 7:1 gegen Brasilien. Als die AfD in den Landtag einzog war ich in Südafrika. Bei Trump auf Sansibar. Nächstes Jahr im September bin ich auf jeden Fall zu Hause. Überhaupt - Trump Präsident, Boris Johnson Außenminister von GB, Bob Dylan erhält den Literaturnobelpreis - schreibt Gott eigentlich an einer Sitcom? Und wenn ja - was kommt noch? Frauke Petry als Kanzlerin? Lieber Gott: Nicht witzig.

Wir verlebten wunderschöne Tage auf Sansibar mit tollen Begegnungen mit interessanten Menschen. Ramon, der am Strand Touren verkauft und hervorragend deutsch spricht. Hat er sich mit Hilfe deutscher Touristen selbst beigebracht. Der Hotelmanager, der sich auf drei Wochen Hamburger Wetter freut, der Masai Jägermeister der bin ich, das Pärchen aus der Zähringerstadt Thun, Martina und Heiner, die uns mit zum zum Schnorcheln genommen haben. Eine unvergessliches Erlebnis, ich weiß nicht, wann ich zuletzt so gelacht habe. Wir haben per WhatsApp ein Bild von unseren Tauchaktivitäten nach Hause geschickt. Bernie hat gemeint, ob da die Behindertensportgruppe unterwegs gewesen sei (nein, dieses Bild wird nicht veröffentlicht). Nicht zuletzt das Personal des Resorts: Ihr seid großartig.

A dream is closer than you think. Asante sana Zanzibar.






















Samstag, 15. Oktober 2016

Zuviel des Guten

Neulich musste ich mal wieder nach dm, ich hatte kein Shampoo mehr und dachte, gehst halt mal schnell rüber. Es war auch gar nicht mal so viel los. Das könnte also ohne längere Wartezeit an der Kasse klappen.

Dann stand ich vor dem Regal mit den Shampoos und trat den Plan des schnellen Einkaufs in die Tonne. Vor mir öffnete sich die Welt der Haarpflege. Es gab Shampoos für koloriertes, getöntes, strapaziertes, sprödes, trockenes Haar. Shampoos für mehr Volumen, blondes, graues, lockiges und dafür, dass die Farbe länger hält. Außerdem gegen Spliss, fehlenden Glanz und Schuppen, einen fettenden Ansatz und gegen Haarbruch. 

An Inhaltsstoffen hatte ich zur Auswahl u.a. Koffein, Hyaluron, Aufbau Hafer, Jojoba und Echinacea, Honig, Aloe, Mythische Olive (???), Wunderbutter (????) oder Tonerde. Gerne in den Geschmacksrichtungen Vanillemilch und Papaya, Acaibeere und Granatapfel, Vanille und Mandelöl, Malve und Brombeere, Bambus und Orangenminze, Granatapfel und Gojibeere.

Die Produkte waren aus dem Sortiment von Nivea, Schwarzkopf, L'Oréal, Garnier, Syoss, Dove oder Balea. 

Kurz - ich war überfordert. Ich neige wirklich nicht dazu, die Vergangenheit zu verklären. Es war früher weiß Gott nicht alles besser. Allerdings hielt sich in meiner Kindheit die Auswahl an Shampoos in Grenzen. Es gab grünes (mit Kräutern) oder gelbes (mit Ei) Shampoo und das war's. Ach ja, und mein fehlgeschlagenes Experiment mit selbstgemachtem Shampoo. Das ließ ich vorsichtshalber meine ältere Schwester ausprobieren. Nach dem Föhnen hatte sie eine Frisur wie Don King. Aber das nur am Rande.

Doch im Grunde genommen beschränkt sich dieses Überangebot nicht nur auf Shampoos. Schon mal vor dem Brotregal beim Bäcker gestanden? Kaffee trinken gegangen? Fernsehsender gezählt (ohne Bezahlsender und Streamingdienste)? Gibt es den Beruf des Schokoladenerfinders?

Jedes Dorf feiert sein eigenes Oktoberfest mit einem zünftig-badischen "Ozapft is", danach klopft Halloween an die Tür, Weihnachtsmärkte mit und ohne Eisbahnen, von Januar bis Aschermittwoch Fasnacht bis zum Abwinken und bis zum Herbst Dorfhocks und Straßenfeste - keine Zeit für Langeweile.

Überfluss so weit das Auge reicht. Und was nicht gebraucht wird oder sich vermeintlich nicht mehr zum Verzehr eignet, wird kurzerhand weggeschmissen. Wobei wir mittlerweile nicht nur essen, nein, wir ernähren uns. Wahlweise vegetarisch, vegan, makrobiotisch, ayurvedisch, basisch, als Frutarier, mit Trenn- Roh- oder Vollwertkost. Dafür sind wir dann Lactoseintolerant und vertragen kein Gluten.

Man könnte tatsächlich an diesen modernen Zeiten verzweifeln und irgendwann werden wir an unserem "Zuviel" ersticken.

Ich hatte mich für das Granatapfel-Gojibeeren-Shampoo entschieden. Dachte ich jedenfalls. Unter der Dusche bemerkte ich, dass ich statt dessen die Granatapfel-Gojibeeren-Spülung mitgenommen hatte.




  

Freitag, 7. Oktober 2016

Heidelberg

Theresa bedurfte nach ihrer OP noch der Betreuung und da sie ja bekanntlich momentan noch in Heidelberg wohnt, verbrachte ich die letzten Tage am Neckar zur Krankenbetreuung. War cool.

Sonntagmorgen ging es also mal wieder Richtung Heidelberg, wo wir einen schönen Tag verbrachten. 



Leider haben wir die Wurst zu Hause im Kühlschrank liegen lassen, so dass aus dem geplanten abendlichen gemütlichen Vesper nichts wurde. Nudeln mit Tomatensoße war aber auch ok.

Der Montag war bekanntlich der Tag der Deutschen Einheit und somit Feiertag. Die Läden waren zu, also immer noch keine Wurst, Käse oder Marmelade und somit auch kein Frühstück. Leider hatten die Cafes im Viertel geschlossen und in die Innenstadt wollten wir nicht laufen. Zum einen war es meiner Hinkelotte zu weit und zum anderen war wahrscheinlich sowieso wieder UN-Vollversammlung. Also dann kleines Frühstück bei McDonalds.

Mittags war dann lässiges Chillen. Also bei mir, Theresa musste ja für die Prüfung lernen. Im Radio lief SWR1 und irgendwann meinte ich zu ihr, dass ich schon zu dieser Musik Hausaufgaben gemacht habe. Also suchte sie netterweise einen anderen Sender. SWR3. Das erste Lied, das wir hörten war "Mama Mia". Dann kam das Pokemon Lied, von dessen Existenz ich bis dahin nichts wusste. SWR3 hatte Wunschliedertag. Den Blick, den Theresa mir zuwarf, kann ich nur schlecht beschreiben. Eine Mischung aus "echt jetzt?" mit einer Prise "das hast du jetzt davon" und einem Hauch Verachtung. So was in der Art.

Dann spielten sie "Take five" und Theresa meinte, zu diesem Lied hat wohl schon der Opa Hausaufgaben gemacht. Kunstbanause.
In den Nachrichten wurde dann über die unschönen Szenen in Dresden berichtet. Also ich würde mir "The Wall" von Pink Floyd wünschen, dachte ich. 

Theresas Mitbewohnerin war ausgezogen und wir hatten die Wohnung für uns alleine. Das war im Prinzip gar nicht schlecht, aber leider hat sie auch alles mitgenommen, was ihr gehörte. Was natürlich in Ordnung ist, allerdings wäre es gut gewesen, wenn wir davon gewusst hätten. Ich musste deshalb mit dem Vorlieb nehmen, was uns noch geblieben war. Zwei kleine Töpfchen, eine Pfanne, die leicht eiert und eine Pfännchen, in dem genau ein Spiegelei Platz hat. Auch den Küchenboden mit einem Handfeger zu wischen ist nicht wirklich witzig.
Den Duschkopf hat sie auch mitgenommen und so hab ich mich eben mit dem verbliebenen Schlauch abgespritzt. Theresa durfte ja noch nicht duschen, ihr war das egal. 

Am Mittwoch gönnten wir uns dann ein Frühstück in einem Diner. Echt toll in einem alten Eisenbahnwaggon.

  
Wobei es für Bernie wohl nichts gewesen wäre. Als wir uns setzten schrie uns James Brown an, dass er sich gut fühlt und auch sonst war die Musik doch sehr dominant. Für uns hat's gepasst. 

Heidelberg ist ja Freiburg nicht unähnlich. Das Viertel, in dem sich Theresas Zimmer befindet, ist dann auch eine Mischung aus Stühlinger und Vauban. Sehr spirituell mit viel Yoga, etlichen Psychoanalysten und Psychotherapeuten, Kinderkrippen ("Kommt, lasst uns weiter gehen, da vorne gibt es noch mehr Mülltonnen zum Spielen") und überhaupt vielen Eltern mit sehr kleinen Kindern. Und einem Cafe für Eltern mit Kleinkindern. Leider nichts für Theresa und mich. Erstens habe ich weder Piercings noch Rastas und außerdem war mir das Bio-Öko-Eis mit 1,60 € die Kugel doch etwas zu teuer. Aber wahrscheinlich war es halt vegan und laktose- und glutenfrei.

Schön war's in Heidelberg. Wir haben viel gelacht. Gemeinsam oder übereinander. Wobei ich nicht weiß was es da zu lachen gibt, weil ich bei einem Zeichentrickfilm Höhenangst hatte.







Donnerstag, 29. September 2016

Schön gemacht

Angesichts der Nachrichtenlage könnte man zipfelsinnig werden. AfD, CSU, Trump oder Clinton, Aleppo - man könnte verzweifeln an der Welt. Doch bevor ich endgültig in Trübsinn verfalle, gehe ich zum Friseur. Kaum, dass sich hinter mir die Türe schließt habe ich das Gefühl, ich bin Teil einer Sitcom, und das Lachen kommt nicht vom Band sondern von Silvia, Lena und den Kundinnen. Hey Welt, du kannst mich mal.

Sie solle mich schön machen, meinte ich zu Lena und ich deutete ihren Gesichtsausdruck nicht als skeptisch, sondern als überzeugt, sich dieser Herausforderung gewachsen zu fühlen. Allerdings meinte Silvia daraufhin, Peter würde jetzt fragen, ob ich so lange Zeit hätte. Ha ha.

Natürlich ist so ein Friseurbesuch auch immer eine gute Gelegenheit, sich in den bunten Blättern über die vermeintlich Reichen und Schönen zu informieren. Also ran an die "Bunte". Schon nach der ersten Seite fragte ich mich, wer um Himmels willen sich diese Druckerzeugnisse eigentlich kauft. Gibt es dafür tatsächlich ein Publikum? Ich hatte die "Bunte" relativ schnell durch, da ich die meisten der sogenannten Promis gar nicht kenne. Und die Story über Brad Pitt und Angelina Jolie hatte sich überholt. Tja, so schnell kann's gehen.

Weiter ging es mit der "Freundin". Cool, Trendfrisuren für den Herbst. Leider zu spät entdeckt. Ich war ja schon mit Alufolie und Farbpampe versorgt. Außerdem sahen die Frisurenmodels nicht unbedingt aus, als ob sie Spaß am Leben hätten. Ihr Gesichtsausdruck war eher genervt-gelangweilt. Aber vielleicht gehört das ja zum Trend. Ich übe schon mal. 

Derweil lag Silvia bei meiner Nachbarin in den letzten Zügen. Natürlich hatten sie's vom Wetter, tagsüber super, aber am Abend wird es dann doch kühl. Im Stehen ginge es ja noch, aber wenn man sich hinsetzt merke man, wie es von unten her anzieht, meinte die Silvia. Ich meinte daraufhin, dass es bei ihr ja keinen großen Unterschied macht, ob sie steht oder sitzt. Sie ist ja tiefergelegt, sozusagen. Offensichtlich hat sie mit 10 Jahren beschlossen, nicht mehr zu wachsen.

Wie sie da so redet übers Wetter - zack - wieder mitten im Satz: "Man merkt halt schon, dass Herbst, ich hab vorne etwas mehr weg genommen."  In einem Herrensalon könnte Silvia das nicht bringen. Männer können nicht so gut parallel denken.

Dann durfte ich am Waschbecken Platz nehmen. Die Farbpampe musste ja wieder ausgewaschen werden. Die nette Auszubildende hat sich meiner hingebungsvoll angenommen. Mit Sicherheit hat sie mir die Pflegemittel bis zur Hirnrinde einmassiert. 

Kurz darauf kamen zwei Damen, und ich weiß immer noch nicht, warum sie zum Friseur gingen. Die Spitzen bitte, aber nur die Spitzen, vielleicht einen Hauch von Spitzen, bitte. Aber nicht mehr. Was Silvia und Lena abschneiden durften, konnte man letztlich nur unterm Elektronenmikroskop erkennen. Aber vielleicht kamen sie ja auch nur wegen der tollen Atmosphäre.

Offensichtlich kann man bei Silvia auch ein Do-it-yourself-Paket buchen. Ist ja auch angesagt im Moment. Wer möchte kann sich also Schaumfestiger ins Haar schmieren und sich anschließend föhnen. Eigentlich könnte sie ja Spitzen schneiden noch ins Angebot aufnehmen. Muss ich mal vorschlagen.

Bei Silvia kann man sich aber nicht nur die Haare schneiden lassen. Man kann auch Uhren, Schmuck oder Tücher kaufen. Wie früher halt. Da hat der Barbier auch noch Zähne gezogen. Und wer weiß, was sich im Hinterzimmer abspielt.

Natürlich hat mich Lena schön gemacht. Ist zu Hause nur mal wieder keinem aufgefallen. Nur Mäc meinte, dass ich die neue Frisur sowieso nicht selbst hinkriege. Lächerlich.


Sonntag, 18. September 2016

Geschichtsstunden

Seit etwa einem halben Jahr schreibe ich für die Stadtzeitung. Das ist jetzt nichts weltbewegendes und den Pulitzerpreis gibt es eher nicht dafür. Dafür schreibe ich beispielsweise über 90. Geburtstage und Diamantene Hochzeiten. Für die Jubilare gibt es Blumen und Urkunden und einen Besuch des Bürgermeisters oder eines seiner Stellvertreter. Die beiden letzten Male war das Eugen Sänger. Manchmal werden diese Termine recht kurzfristig kommuniziert, aber für uns Nur-Hausfrauen ist das eigentlich kein Problem. Da sind wir ja so was von flexibel.

Ich genieße diese Termine. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn man wird jedes Mal aufs beste versorgt mit Schnittchen, Kuchen, Kaffee und Sekt. Pech für Mäc, denn sie muss dann auf ihr Mittagessen verzichten. Gespannt bin ich immer wieder aufs Neue, wohin mich die einzelnen Jubiläen führen. Manche Namen kenne ich vom Hören-Sagen, manche sind mir persönlich bekannt und von manchen erfahre ich, dass sie jemanden kennen, den ich kenne. Dann muss ich erklären, wo ich denn hingehöre (Lais - nein nicht aus Grißheim, Wehrle - Richtberg - ah ja, denn Philip hab ich gekannt. Krass). Mal sitzen wir im Wohnzimmer mit der Familie, mal versammelt sich alles was Beine hat in der Küche - ein Stuhl hat immer noch Platz wenn sich zur Nachbarschaft noch Vereinsvertreter gesellen.

Lustig geht es allemal zu. Wenn zum Beispiel ein Ehejubilar meint, statt einer Urkunde hätte er wohl eher eine Tapferkeitsmedaille verdient. Schreiben kann ich das leider nicht.

Wer auf 90 gelebte Jahre zurückblicken kann (und darf) der hat allerhand zu erzählen. Und unweigerlich kommt die Sprache auf den 2. Weltkrieg. Die Schrecken einer Zeit, in der man ihnen die Kindheit und Jugend gestohlen hat. Missbraucht für den Größenwahn. Das Trauma dieses Krieges hat diese Generation geprägt. Die Erinnerungen haben sich versteck. Verblasst sind sie nicht. Sie sind jederzeit wieder abrufbar. 

Sie erzählen von den Entbehrungen der Nachkriegszeit, dem Wiederaufbau und dem Versuch, die Schrecken hinter sich zu lassen. Was nicht immer gelungen ist. Es gab weder Unterstützung bei Posttraumatischer Belastungsstörung noch psychologische Betreuung für vergewaltigte Frauen und Mädchen. 

Ich schrumpfe innerlich auf stecknadelkopfgröße zusammen vor Demut. Meistens vergesse ich mitzuschreiben und wenn ich wieder zu Hause bin fällt mir auf, dass ich nicht mehr weiß, aus wie vielen Kindern, Enkel und Urenkeln denn jetzt die Familie genau besteht. Das steht ja sonst immer in den Artikeln über Jubilare. Aber eigentlich ist das nicht so wichtig, finde ich.

Noch leben diese Zeitzeugen und ich fände es schön, wenn Schulen die Chance ergreifen würden, die Geschichte dieser unsägliche Zeit nicht abstrakt zu vermitteln, sondern von Menschen, die dabei waren. Ich bin sicher, dass diese Methode der Wissensvermittlung wesentlich effektiver wäre. In diesen Tagen scheint es mir sowieso angeraten zu sein, die Folgen rechten Gedankengutes etwas deutlicher zu erklären.
Es soll mir ja keiner erzählen, diese Menschen seien zu alt und gebrechlich, um davon berichten zu können. Diese Zeit hat sich tief in ihr Gedächtnis eingebrannt, da ist nichts verloren gegangen. Und, wie gesagt, noch gibt es sie, die 90-jährigen mit beneidenswert guter geistiger und körperlichen Gesundheit.

Ich treffe nicht auf verbitterte Menschen. Im Gegenteil. Ich treffe auf heitere, gelassene Menschen, die mit sich und ihrer Vergangenheit Frieden geschlossen haben. Die trotzdem dankbar sind. 

Für mich sind diese Besuche ein Geschenk. Nicht nur wegen Schnittchen und Sekt.










Montag, 29. August 2016

Die Nacht der Nächte

Es war bereits der 5. Tag des Ferienlagers in Sedrun und ich dachte so bei mir, dass sich bis jetzt noch gar nichts ereignet hätte, über das man im Lagerlied singen könnte. Manchmal ist es besser, wenn man nicht denkt.

Täglich um 18 Uhr trafen sich die Leiter mit Elisabeth zur Leiterrunde. Johanna ging es allerdings kurze Zeit danach so schlecht, dass sie sich übergeben musste. Wir bedauerten die arme Johanna aufrichtig, isolierten sie von den anderen Teilnehmern und machten uns keine weiteren Gedanken. 

Die Damen des Küchenteams hatten sich zum Abendessen  mal wieder selbst übertroffen und servierten eine leckere Pizza. Alles ganz normal, alles wie immer. Und niemand ahnte auch nur im geringsten, dass sich schon längst ein fieser, kleiner Virus breit gemacht hatte, um uns eine unvergessliche Nacht zu bescheren.

Johanna sollte nämlich nicht die einzige bleiben, der es schlecht ging und die brechen musste. Im Laufe des Abends und der Nacht summierte sich die Zahl der Leidensgenossen. Mit Eimer (für die Kotzer), Putzlappen und Schwamm putzen Elisabeth und ich die Hinterlassenschaften weg und reinigten die Bettlaken. Langsam gingen uns die K-Eimer aus, so dass wir dazu übergehen mussten, Salatschüsseln aus der Küche zu nutzen. Wir wischten und putzen unverdrossen durch die Nacht, leerten Eimer und spendeten Trost. Ich nannte uns "die Kotzbrocken".  

Zwischenzeitlich schickten wir das Küchenteam zu Bett, damit die Versorgung der Gesunden am nächsten Tag gewährleistet war. Eine sehr weise Entscheidung. So desinfizierten sie nicht nur das ganze Gebäude, sondern kochten noch eine leckere Hühnersuppe. 

Im Speisesaal richteten wir ein Notlager ein. Daniel, Leo, Peter und Gabriel leisteten uns in den K-pausen Gesellschaft. Man mag es in dieser Situation kaum glauben, aber wir hatten sehr viel Spaß miteinander. Für Elisabeth und mich waren sie eine wertvolle Unterstützung, für die ich mich an dieser Stelle nochmals herzlich bedanken möchte.

Leider ging es dann Leo immer schlechter und er setzte sich in den Windfang. Auch Daniel ging ins Bett. Wir brauchten ja am anderen Tag auch noch Leiter, die fit genug waren, um die gesunden Kinder zu bespaßen. Denn auch die Zahl der Leiterinnen und Leiter hatte sich merklich dezimiert. 

So blieben am Ende noch Peter und Gabriel übrig. Munter und fidel. Das lag vielleicht daran, dass beide Muhlis sind, meinte Theresa. So schnell gehen die nicht kaputt.

Insgesamt 11 Kinder lagen im Speisesaal, zwei auf der Terrasse, manche auf Matratzen oder auf Isomatten. Der Rest saß mit irgendeinem Gefäß im Bett. Adrian erhielt meinen Schlafsack, Fabian meinen Pulli und meine grüne Decke. Ich kam mir vor wie Sterntaler, nur dass es am Ende keine Taler regnete. Wobei es bei der Katholischen Kirche für das gemeine Fußvolk sowieso keine Taler regnet. 

Weniger munter und fidel war Lukas. Der hatte sich in die selbstgewählte Isolation ins Leiterzimmer im Untergeschoss begeben. Genützt hat es ihm allerdings nichts. Als ich in eben jenes Untergeschoss ging um Bettlaken zu entsorgen, sah ich Elisabeth, die in einer der Toiletten mit ihrem lila Putzlappen zugange war. Die Glastüre, die den Schuhraum vom Flur trennte, war geschlossen, und ich dachte bei mir, komisch, seit wann ist die aus Milchglas. War sie natürlich nicht. Lukas hatte dagegen gereihert. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so gelacht habe. Ich säuberte die Tür und dachte, schade um die Pizza.




Lukas gesellte sich zu den anderen in den Speisesaal und lag, wie schon im Jahr zuvor, wie das Leiden Christi auf seiner Matratze. 

So gegen halb fünf leerte ich den letzten Eimer und legte mich zu Amelie auf den Boden. In Ermangelung eines Schlafsackes deckte ich mich mit einem Spannbetttuch zu. Natürlich war es kalt. Elisabeth lag im Flur bei den Kinderzimmern, wobei ständig das Licht anging, sobald jemand den Flur betrat. 

Belohnt wurde ich am Morgen dann doch noch. Es nieselte und mit der aufgehenden Sonne zeichnete sich ein wunderbarer Regenbogen am Horizont. Und so tanzte ich nach dieser Nacht der Nächte ausgelassen über die regennasse Wiese.










Mittwoch, 27. Juli 2016

Auf Nummer Sicher

Eigentlich ist es ja ganz schön, dass sich Vater Staat um seine Schäfchen kümmert auf das ihnen kein Leid geschieht. Aber manchmal fühle ich mich dann doch etwas überbehütet. Manchmal denke ich, ist zwar alles gut gemeint, aber hey, ich bin alleine groß.

Ich war nicht persönlich zugegen, als bei der Rheinregatta sämtliche Floße aus dem Verkehr gezogen wurden. Ich kann nur sagen, dass mir das für die Floßbauer und Veranstalter wahnsinnig leid tut. Und natürlich war die Wasserschutzpolizei im Recht. Trotzdem. Was Andernorts kein Problem zu sein scheint, lässt man hier vorsichtshalber verbieten. Könnte ja was passieren.

Stimmt. Könnte. So eine Verordnung ist ja auch schnell aufgeschrieben und kostet nichts. Lieber auf Nummer Sicher gehen. Ich bin mal gespannt, wann im EuropaPark Helmpflicht herrscht und man nur noch mit Arm- und Beinschoner samt Schwimmwesten den Park betreten darf. 

Oder das Reizthema Brandschutz. Für viel Geld wurde das Stadthaus in Neuenburg brandschutzmäßig auf den (hoffentlich) neuesten Stand gebracht. Am letzten "Schmutzige Dunnschtig" gab es tatsächlich Feueralarm. Und der Strom auf der Bühne fiel aus. Wenigstens funktionierten die Kühlschränke fürs Bier noch, dachte ich. Wie dem auch sei: Kaum einer verließ den Saal, genau wie ich nahmen die meisten den Alarm irgendwie nicht richtig ernst. Ich glaube, es war die Nebelmaschine, sicher war ich mir aber nicht. Es hätte tatsächlich Feuer sein können. Da hilft auch der beste Brandschutz nichts, wenn es niemanden interessiert.

Wenn es dem Staat allerdings an den Geldbeutel geht, sieht es beim Thema Sicherheit schon etwas anders aus. Immer weniger Kinder können schwimmen. Für mich nicht nachvollziehbar. Da werden die Kids bis vor die Schultür gefahren und der Schulranzen wird an den Platz getragen. Dem Kind das Schwimmen beizubringen kriegen die Eltern aber nicht mehr hin. Ist halt so. Müsste der Staat dann allerdings nicht in seiner Fürsorgepflicht dafür sorgen, dass Kinder verbindlichen Schwimmunterricht erhalten und dass alle Kinder bis zum Ende der Grundschule schwimmen können? Kostet halt.

Auch die Sicherheit seiner Soldaten hatte bis jetzt für Vater Staat nicht oberste Priorität. Über die Ausstattung der Bundeswehr möchte ich mich an dieser Stelle nicht auslassen. Kostet noch viel mehr.

Rückblickend war meine Kindheit und Jugend wahnsinnig gefährlich. Und wenn ich es mir recht betrachte, ist es mein Leben immer noch. Beim Geburtstagsgrillen war der Grill so heiß, Frodo hätte den Einen Ring reinschmeißen und sich den Weg zum Schicksalsberg sparen können. Natürlich steht der Grill neben einem Baum. Die Blätter sind leicht angekokelt. Aber keine Panik. Ich hatte alles soweit im Griff.

Und wenn ich ehrlich bin, bleibe ich an einer roten Fußgängerampel nur stehen, wenn Kinder in der Nähe sind. 

Man kann sich nicht gegen alle Eventualitäten absichern. Es kann immer und überall jederzeit etwas passieren. Man kann auch das Risiko nur bedingt minimieren. Und wenn Verbote, Vorschriften und Restriktionen überhand nehmen verlernen wir, mit Gefahren umzugehen. Wir verlernen, auf unsere Instinkte zu vertrauen und wann es besser ist, eine Sache sein zu lassen. 

Das Leben hat keinen Schutzschalter. Oder, um es mit Erich Kästner zu sagen:


"Wird's besser? Wird's Schlimmer?
fragt man alljährlich.
Seien wir ehrlich:
Leben ist immer lebensgefährlich!"
















Freitag, 22. Juli 2016

Geburtstagsüberraschung

Im Gegensatz zu mir feiert Bernie seinen Geburtstag in eher unregelmäßigen Abständen. In diesem Jahr war ihm mal wieder danach und so nutzten wir das kurze Sommerintermezzo, um mit der Familie und zwei befreundeten Paaren zu grillen. Im Grunde genommen geht es ja nicht darum, sich an seinem Geburtstag feiern zu  lassen. Seltsamerweise kriegt man es nur selten gebacken, sich einfach spontan zu treffen, um einen schönen Abend miteinander zu verbringen. Da braucht es einen Anlass. Das klingt genauso blöd wie es ist. 

Etwas leid tat es mir für Theresa, die ja momentan in Heidelberg weilt. Jetzt feiern wir mal wieder und sie ist nicht dabei. Sehr schade, dachte ich mir, allerdings hat sie ja bedingt durch ihre Reisen schon das ein oder andere Familienfest verpasst. Den Peter haben wir dennoch eingeladen - er gehört ja irgendwie dazu. Über seine Zusage habe ich mich sehr gefreut. Hätte ja sein können, dass er keine Lust auf einen Altennachmittag hat.

Grillen heißt bei uns, dass ich für das Fleisch und dessen Zubereitung zuständig bin, Bernie für die Getränke. Wobei die Getränke locker für vier Tage Nepomukfest gereicht hätten. Aber Bier wird bei uns ja nicht schlecht. Außerdem startete Simon am nächsten Morgen nach Malle, da konnte er sich schon mal eintrinken.

Peter käme etwas später, ließ mir Theresa ausrichten. Außerdem sollten wir ihr unbedingt etwas Grillgut zur Seite legen. Wir sollten es ihr dann mitbringen, wenn wir sie zwei Tage später besuchen kommen.  

Peter kam dann tatsächlich später und meinte, das Geschenk, das er dabei habe, sei zu schwer, das könne er nicht alleine tragen. Da müsse Bernie ihm helfen. Ich dachte natürlich an ein 10-Liter-Fässchen Bier als ich wenig später Bernies erstaunt-freudige Ausrufe hörte. 

Das Geschenk war tatsächlich schwer. Deutlich schwerer als 10 Liter Bier. Ums Eck kam Theresa, die es sich nicht nehmen ließ, ihren Papa an seinem Geburtstag zu überraschen. Wobei es nicht weniger überraschend war, dass außer Peter niemand von ihren Plänen wusste. Normalerweise kann Theresa Geheimnisse nicht so gut für sich behalten.

Wir verbrachten einen wirklich schönen Abend zusammen, an dem man sich wahlweise über meine lädierte Schulter lustig machte (wobei ich nicht weiß, was daran lustig sein soll, sich beim Lesen zu verletzen), oder über Uli, der seiner Mutter immer ähnlicher wird. Das behauptet jedenfalls seine Frau. Und wenn Michel mit Bernie den Jakobsweg wandert, muss ich einen Halbmarathon laufen.

Natürlich freut man sich über Geschenke. Aber meist genügt die pure Anwesenheit, um anderen eine Freude zu machen. 





Donnerstag, 14. Juli 2016

Freude die von Herzen kommt

Gestern fand das jährliche fußballerische Kräftemessen zwischen der Stadtverwaltung Neuenburg am Rhein und dem Kreisgymnasium im Rheinwaldstadion statt. Da Mäc nun auch Teil des Teams "Stadtverwaltung" ist, waren Bernie und ich als Zuschauer dabei.



Auf dem Papier schien die Sache eindeutig. Auf der einen Seite junge, dynamische, selbstbewusste Lehrer. Auf der anderen Seite die an Jahren und body mass index überlegenen Städtischen. Entsprechend sorgenvoll war die Mine von Dieter Branghofer, zumal noch zwei Spieler absagen mussten.

Aber wie es nun mal so ist - der Fußball schreibt eigene Gesetze. "Wir" hatten nämlich die Schlüsselpositionen optimal besetzt. Mit dem kaum zu bezwingenden Patrick Faller im Tor und einem vor Spielfreude strotzenden Andre Koch im Sturm. Dazu kamen noch aufopferungsvoll kämpfende Recken in der Abwehr.




Im Gegensatz dazu brachten die optisch überlegenen Lehrer vor dem Tor nur wenig zustande. Entweder sie spielten zu eigensinnig und übersahen den besser postierten Mitspieler, oder sie schlugen den Ball übermotiviert irgendwo ins Nirgendwo.

Das 1:0 für die Städtischen durch Andre Koch fiel zu unserem Erstaunen schon relativ früh und wurde entsprechend gefeiert. Das 2:0 erstaunte uns nicht minder, beim Anschlusstreffer zum 2:1 befürchtete ich, dass die Lehrer jetzt Ernst machten. Das aus seiner Sicht spielentscheidende 3:1 erzielte Rudi Grunau nach sauberem Zuspiel von Andre Koch. Ich gehe mal davon aus, dass Rudi mittlerweile der gesamten Hochschule davon berichtet hat.

Bis zur Pause habe ich dann aufgehört mitzuzählen, ich glaube es stand 5:1

Von den Lehrern hatte keiner daran gedacht, sich etwas zu Trinken mitzunehmen. Man sagt Lehrern im Allgemeinen ja gerne nach, dass sie manchmal nicht so wirklich alltagstauglich sind. Natürlich durften sie sich am Mineralwasser des Teams Stadtverwaltung laben.

Die zweite Hälfte gestaltete sich ähnlich wie die erste - irgendwann haben wir den Überblick verloren was die Anzahl der Tore angeht. Unter den Augen von Direktor Kaltenbacher verlor das Team KGN mit 9:3  Mehr als drei Punkte kann ich für diese Leistung leider nicht geben.

Für Mäc war es somit ein Einstand nach Maß und ich habe mich von Herzen über das Ergebnis gefreut. Manche würden behaupten, das sei die pure Schadenfreude.



Mittwoch, 6. Juli 2016

Sonntagsausflug

Es kommt manchmal vor, dass ich Menschen, die sich so gar nicht für Fußball interessieren, sehr beneide. Hauptsächlich bei Welt- und Europameisterschaften, wenn "wir" spielen. Am vergangenen Samstag zum Beispiel. Da nahm ich mir fest vor, die Sportart zu wechseln und mein Herz fortan an Yoga, Frauentragen oder Schlammschnorcheln zu verschenken. Nach dem Spiel bedauerte ich natürlich die armen Wichte, die nicht von einer Euphoriewelle durch Wogen des Glücks davongetragen wurden.

Wie dem auch sei, am nächsten Morgen fuhr ich mit Peter sehr, sehr früh - also für meine Verhältnisse - nach Heidelberg, um Theresa zu besuchen. Dank des Restadrenalins vom Vorabend war ich relativ munter. Außerdem war auch Peter sehr redselig (zumindest bis zu seinem Nickerchen) und zu besprechen gab es ja auch genug.

Im Gegensatz zum Rest der Welt, für den auf seiner Europatour ein Heidelbergbesuch Pflicht ist, war ich noch nie in dieser Stadt. Ja, ja, in der Weltgeschichte rumreisen, aber die eigenen Perlen vor der Haustür ignorieren.

Mäc und Caro waren bereits am Samstag Richtung Heidelberg gefahren, und so verbrachten wir einen wirklich tollen Sonntag zusammen. Mit gefühlt der Hälfte aller Japaner sowie Engländer, Amerikaner, Italiener, Spanier - , kurz, in Heidelberg tagten die Vereinten Nationen.  Afrikatage waren nämlich auch noch. 


                                    

Kurz vor 17 Uhr machten wir uns dann auf den Heimweg. Im Gegensatz zum Morgen war relativ viel Verkehr. Es gibt, zu meinem großen Erstaunen, sehr sehr viele Autofahrer, die das Prinzip einer dreispurigen Autobahn noch nicht so ganz verstanden haben. Ich würde diese gerne fragen, warum um Himmels Willen sie stur auf der mittleren Spur mit 110 km/h fahren, derweil die rechte Fahrbahn frei ist. Lastwagen fuhren nämlich keine. War ja Sonntag. 

Außerdem erstaunt mich immer wieder, wie man in aller Seelenruhe auf der rechten Spur vor sich hintuckern kann. Gut, manche sind am telefonieren oder Nachrichten schreiben. Aber sonst? Ich sinnierte noch über die Beweggründe, als Caro um ein Päuschen bat. Gesagt, getan und auf den nächsten Rastplatz zwischen Herbolzheim und Teningen gefahren. Offensichtlich kam unserem Auto die Pause ganz gelegen. Es qualmte nämlich aus dem Motorraum. Ich musste spontan an Elisabeth und ihren Smokey Car denken, der irgendwann tatsächlich in Flammen aufging.

Ich öffnete die Motorhaube und so standen wir ums Auto rum und hatten nicht den blassesten Schimmer, woher der Qualm kam. Caro hat dann mit einer Dame vom ADAC telefoniert. Wozu bin ich schließlich schon seit ewigen Zeiten Mitglied. Das fragte ich mich nach Beendigung des Gesprächs tatsächlich. Die Dame wollte nämlich nicht unbedingt einen gelben Engel vorbeischicken und diskutierte mit der armen Caro über die Farbe der Flüssigkeit, die auf den Boden tropfte.

Zu uns gesellte sich ein Holländer, der von Autos zwar auch keine Ahnung hatte, der aber dafür Peter seine Lebensgeschichte erzählte. Kurze Zeit später kam noch ein Deutscher hinzu, der mit fachmännischem Blick meinte, das sei die Zylinderkopfdichtung. So genau wüsste er das aber auch nicht. Zwischenzeitlich hatte Mäc mit Simon telefoniert, der sich sofort auf den Weg zu uns machte. Wir entschlossen uns, Wasser nachzufüllen und heimzufahren. Simon fuhr hinter uns her. 

Mit 80 km/h und die Motorhaube im Blick zottelten wir heim. Wer uns überholte dachte bestimmt, warum um Himmels Willen man im Schneckentempo über die Autobahn kriecht. 



Freitag, 10. Juni 2016

Hochzeitstag

Bernie und ich gehören nicht unbedingt zu den Hochzeitstagszelebrierer. Aber 30 Jahre waren für mich dann doch ein Anlass, den Wunsch nach einem besonderen Event zu äußern.

Wir entschieden uns für einen Städtetrip nach Lissabon. Nun verspricht ein Urlaub mit Bernie, und sei er noch so kurz, auf jeden Fall jede Menge Action.  Auch die 4 Tage Lissabon machten da keine Ausnahme. Besonders nicht an unserem Hochzeitstag, der auf jeden Fall in die Annalen eingeht.

Strahlend blauer Himmel, ein reichhaltiges Frühstück und eine Tour durch die Gassen der Alfama - der Tag begann vielversprechend. Wobei Bernie nicht unbedingt ein Fan der engen Gassen war. 

Egal in welcher Stadt ich mich befinde, zünde ich für meine Lieben ein oder zwei Kerzlein an. Gesagt - getan, in der Kirche Santa Maria de Belém zwei Kerzen gestiftet und weiter ging es auf die Suche nach einer schönen Tasse, die ich mir als Souvenir mitnehmen wollte. Etwa hundert Meter unterhalb der Kirche wurde ich fündig und wollte die Tasse kaufen. Dies scheiterte allerdings daran, dass man Bernie zwischenzeitlich den Geldbeutel gestohlen hatte.

Oberste Regel bei Auslandsaufenthalten ist für mich, nie, nie, aber auch niemals den Reisepass oder Personalausweis mit zuführen. Der gehört unbedingt in den Safe im Hotel. Habe ich das Bernie gesagt? Selbstverständlich. Hat er sich daran gehalten? Natürlich nicht. Somit war seine ID-Karte, sein Führerschein und zwei Scheckkarten weg. Gott sei Dank war das Bargeld in seinem Schlüsselbund. Klingt komisch, ist aber Bernie.

Wir sprachen also umgehend eine Tuktukfahrerin an, die uns zurück ans Hotel fuhr. Wenigstens war das TukTuk hochzeitsweiß und so rumpelten wir übers Kopfsteinpflaster einmal quer durch die Stadt. Im Hotel angekommen erklärte ich dem freundliche Herrn an der Rezeption unsere missliche Lage. Leider mussten wir ihn bemühen, uns das Zimmer zu öffnen, denn natürlich war die Schlüsselkarte auch weg. Nachdem ich die EC-Karten sperren ließ, erklärte uns der immer noch freundliche Herr der Rezeption den Weg zur nächsten Polizeistation und rief auch bei der Botschaft an, die hatte allerdings schon zu, da mussten wir am nächsten Morgen hin.

Auf der Polizei warteten noch zwei Paare, ein drittes betrat kurz nach uns die kleine Polizeistation. Kurz darauf betrat eine ältere Frau den Raum, ziemlich verhärmt, ihre Kleider hatten auch schon bessere Tage gesehen und ich fragte mich, ob sie überhaupt eine Bleibe hatte. Na die Polizisten werden ihre Freude an der Alten haben, dachte ich mir. 

Und dann hatten mich meine Vorurteile zutiefst beschämt. Die Polizisten freuten sich nämlich tatsächlich über das Erscheinen der alten Dame. Sie würde weggeworfene Portmonees einsammeln, die von Taschendieben achtlos weggeworfen wurden, erläuterte uns eine Polizistin. In diesem Fall übergab sie eine Brieftasche einer Französin.

Vor dem Einschlafen hielt ich dann noch Zwiesprache mit dem Hl. Antonius und meinte so zu ihm, dass es eigentlich cool wäre, wenn er uns das Portmonee wieder beschaffen könnte. So wie bei der Französin. Probieren kann man's ja mal.

Am nächsten Morgen stand also der Gang zur Botschaft auf dem Programm, um Ersatzpapiere für die Ausreise für Bernie zu beantragen. Zuvor hatte Mäc für uns recherchiert, dass Bernie zwei biometrische Passbilder benötigt. In der U-Bahnstation fanden wir eine Fotografin und bestens vorbereitet stiefelten wir zur Botschaft.

Das war schon witzig, auf einmal waren wir wieder auf Deutschem Hoheitsgebiet. Man konnte sich deutsch unterhalten und das Formular musste man nicht erst übersetzen. Am nächsten Morgen wäre der Ersatz da, man müsse erst noch die Stadt Neuenburg kontaktieren, ob gegen Bernie auch nichts vorläge. Das hätte ich alles nicht erlebt, meinte mein Gatte zu mir. Ich enthielt mich eines Kommentares.

Es war noch früh am Tag und so schlenderten wir in die Innenstadt. Wir standen neben der uns wohlbekannten Polizeistation, als die Deutsche Botschaft Bernie aufs Handy anrief. Der Geldbeutel sei abgegeben worden. Der Ausdruck "Fassungsloses Erstaunen" traf unsere Empfindungen in dem Moment nicht mal annähernd. Wir ließen uns den Weg zur Polizeistation zeigen, in der Bernies Geldbeutel liegen sollte und tatsächlich: Es war Bernies Portmonee, samt Führerschein und ID-Karte, Scheckkarten und € 40,-- waren weg.

Die Menschen, die wir in Lissabon wegen der Unachtsamkeit belästigen mussten, waren allesamt sehr freundlich und hilfsbereit. Außer der blöden Tussi, die mir die Figur des Hl. Antonius verkaufte.

Ich hoffe, Bernie ist das für die Zukunft eine Lehre. Sein "ich merke das, wenn mir einer was aus einer Tasche klaut", wurde eindeutig widerlegt.

Abgespielt hat sich der Diebstahl meiner Meinung nach so: 
Als wir aus der Kirche rausgehen wollten, bildete sich vor dem Ausgang eine Schlange und es kam zu einem kleinen Tumult. Natürlich wurde der Menschenstau provoziert, es gab nämlich überhaupt keinen Grund, warum es nicht vorwärts ging. Und als es dann endlich weiterging war alles erledigt und der Geldbeutel weg. Und das merkt man definitiv nicht.


definitiv mein Lieblingsheiliger





Montag, 9. Mai 2016

Sport im Dritten

Direktaufstieg mit Meisterschaft und das vor den hochgelobten Roten Bullen aus Leipzig - wenn das als SC Freiburg Fan kein Grund war, sich mal wieder "Sport im Dritten" am Sonntagabend anzuschauen. Oder besser, anzutun.

Zu sehen bekam ich nämlich in erster Linie drei Heulsusen, die den vermeintlichen Abstieg des VfB Stuttgart beweinten. Alibimäßig war noch Ermin Bicakcic aus Hoffenheim eingeladen, der zunehmend ratloser wirkte ob seiner Rolle in diesem Zirkus. Der hat wahrscheinlich eine Wette verloren. Zu Gastgeber Antwerpes gesellten sich ferner Hansi Müller und Guido Buchwald. 

Als Freiburg-Fan geht man ja mit einem Abstieg schon relativ gelassen um - wobei der im letzten Jahr schon heftig war. Groß rumlamentiert wurde trotzdem nicht. Wir wussten ja, dass das mit dem Wiederaufstieg bestimmt klappt.
Jetzt steigen die Großkopferten möglicherweise ab und sie tun sich wahnsinnig leid. Böse Welt. Wahrscheinlich gibt es demnächst einen "Brennpunkt" nach der Tagesschau.

Man habe in der 2. Liga sehr, sehr viel weniger Geld zur Verfügung. Was da nicht alles an Sponsoren-, Fernseh, und was-weiß-ich für -Gelder verloren gingen. Willkommen in unserer Welt, lieber VfB. Herr Antwerpes hätte am liebsten noch am Abend den Vorstand samt Sportdirektor entlassen und regte sich auf, dass von den verantwortlichen Herren keiner seiner Einladung gefolgt war. Dann ließ er tatsächlich das Publikum über die Demission der Verantwortlichen abstimmen. Da war aber einer ganz schön auf Krawall gebürstet, mein lieber Mann.

Hansi Müller sieht im Abstieg immerhin die Chance eines Neuanfangs mit jungen, talentierten Spielern und Guido Buchwald sah aus, als trüge er die Last des Elends der ganzen Welt auf seinen Schultern. Gut - so sieht er eigentlich immer aus. 

Ach ja. Vom Sportclub weit und breit keine Spur. Irgendwann hatte ich genug, mich am Elend zu laben und beschloss, mich durchs Abendprogramm zu zappen, wobei ich mit der ARD anfing. Super. Frauke Petry. Die war mit anderen Pappnasen bei Anne Will. Natürlich ging es mal wieder um den Islam und die kruden Vorstellungen der AfD. 

Mir erschließt sich die Diskussion um die Frage, ob der Islam zu Deutschland gehört oder nicht ja nicht wirklich. Natürlich gehört der Islam zu Deutschland. Genauso wie das Judentum und der Buddhismus und was es sonst noch gibt. Weil wir nämlich Religionsfreiheit haben. Und damit gehört jede Religion zu unserer Gesellschaft. Das garantiert das Grundgesetz ihr Affen.

Selbige berufen sich ja gerne auf das Christentum, auf das unsere Nation fußt. Ich frage mich allerdings, in wie weit diese Leute dieses Christsein denn wirklich leben. Aber das nur am Rande. Ich versuchte es nämlich erneut mit "Sport im Dritten", wo tatsächlich der Bericht über die Meisterschaft des SC Freiburg gesendet wurde.

Na ja, so wahnsinnig lang war der Beitrag leider auch nicht. Im Anschluss nölte der Antwerpes dann noch rum, von wegen, die Spieler könnten sich auch mal was anderes einfallen lassen als das "Humba täterä" . Das mit dem Gönnen können müssen wir halt noch etwas üben, Herr Antwerpes.
Hansi Müllers Bemerkung über Kevin Großkreuz hätte er mal lieber gepfiffen. Dass man zuerst denkt und dann spricht - auch das sollten sie in Stuttgart beherzigen.

Ich hatte dann endgültig genug und räumte stattdessen die Spülmaschine aus. 

Freitag, 8. April 2016

Bitte warten

Am letzten Samstagmorgen wurde ich von der Heliosklinik in Müllheim informiert, dass man meine Mutter in die Uniklinik Freiburg einweisen müsse, man würde sie operieren und ich solle mich auf der Intensivstation melden. Damit hatten sich meine Pläne für's Wochenende in Wohlgefallen aufgelöst.  

Auf der Autobahn Richtung Freiburg war ich mir dann kurzfristig nicht mehr sicher, dass ich in die richtige Richtung fuhr und ob ich mich überhaupt noch in Deutschland befand. Überholt wurde ich ausschließlich von schweizer Autofahrern, wobei ich an dieser Stelle anmerken darf, dass ich wirklich nicht auf der rechten Spur rumgeschlichen bin. Aber die Mitbenutzer unserer Autobahn aus dem Nachbarland haben es bekanntlich immer etwas eilig.

Größere Probleme bereitete mir allerdings die Fahrt in Freiburg und meine Sorge, dass ich früher oder später einen Radfahrer am Kühler kleben habe. Ging aber alles gut und ich trödelte mich von einer roten Ampel zur nächsten bis ich zu meinem großen Erstaunen doch noch den Parkplatz an den Kliniken erreicht hatte.

Die Intensivstation habe ich relativ schnell gefunden. Von meiner Mutter und dem behandelnden Arzt keine Spur. Ich solle einfach warten, er käme sicher gleich. Das gleich war dann nach einer Stunde erreicht. Meine Mutter müsse zum CT, so die erste Info. Wie lange das denn ginge, so ungefähr. Möglicherweise eine halbe Stunde, es könne aber auch länger dauern, es wäre halt Samstag. Natürlich war das mit der halben Stunde Quatsch, nach eineinhalb Stunden tauchte der Herr in Weiß wieder auf und erklärte mir, ich solle einen Augenblick warten, er würde mit mir dann die Operation besprechen.

Ärzte haben offensichtlich eine andere Definition von Zeit. Der Augenblick dauerte eine Stunde. In dieser Zeit habe ich mir überlegt, wie viele Jahre meines Lebens ich wartend verbracht habe. Ich wartete auf Bahnhöfen, Flughäfen, Arztpraxen, Behörden. In Schulen, an der Kasse im dm, man wartet auf Handwerker oder Rückrufe. In dieser Zeit hätte ich wahrscheinlich locker ein, zwei Fremdsprachen lernen können.  

Zu lesen hatte ich natürlich nichts dabei und ich schwor mir, dass ich nie mehr ohne meinen tolino aus dem Haus gehen würde. Ich dämmerte im Wartebereich vor der Intensivstation vor mich hin und entschloss mich deshalb, mir einen Kaffee zu organisieren. Außerdem tat mir ein bisschen Bewegung sicher gut. Einen Kaffeeautomaten habe ich nach längerer Suche tatsächlich auch gefunden. Dallmayr. Immerhin. Natürlich hatte ich keine 70 Cent dabei, die 30 Cent Rausgeld auf meinen Euro hat der Automat dankend einbehalten.

Irgendwann tauchte dann auch der nette Arzt wieder auf, bat mich in ein Besprechungszimmer und klärte mich darüber auf, was auf meine Mutter zukommen könnte und welche Risiken eine Operation mit sich brachte. Die Alternative wäre allerdings, dass sie stirbt. Das machte mir die Entscheidung dann doch leicht. Ich könne gerne bis nach der Operation warten, diese dauert, wenn alles gut geht eine Stunde. Kann aber auch fünf bis sechs Stunden dauern. Ich lehnte dankend ab.

Ich müsse noch auf den Anästhesisten warten, die Narkose müsse besprochen werden, das ginge sicher nicht lange. Alles klar.

Mittlerweile hatte ich jedes Gefühl für Zeit verloren. Eine dreiviertel Stunde später kam die Anästhesistin. Sie war sehr nett. Nach einer viertel Stunde war dann soweit alles besprochen. Woran man merkt, dass man alt wird? Wenn die Ärzte deine Kinder sein könnten. 

Ich müsse jetzt noch auf den Pfleger warten, der gibt mir dann Bescheid, wann ich nochmal zu meiner Mutter gehen könne. Nach einer Stunde kam der Pfleger, ich sprach kurz mit meiner Mutter und machte ihr Mut. Auch der Pfleger bot mir an, bis nach der Operation zu warten.

Nachdem sich die Türen der Intensivstation hinter mir geschlossen hatten, machte ich mich auf den Heimweg. Im Labyrinth der Uniklinik habe ich mich natürlich verlaufen und ich erwischte den falschen Ausgang. Ich musste mich am Stand der Sonne orientieren um überhaupt eine Ahnung zu haben, in welcher Richtung mein Auto stand. Es dauerte eine halbe Stunde, bis ich an meinem Auto war. Der ganze Unikomplex ist mit Sicherheit größer als Zienken. Wahnsinn. 

Meine Mutter hat die Operation übrigens gut überstanden. Es geht ihr den Umständen entsprechend gut. Jetzt warten wir einfach ab.