Mittwoch, 27. Juli 2016

Auf Nummer Sicher

Eigentlich ist es ja ganz schön, dass sich Vater Staat um seine Schäfchen kümmert auf das ihnen kein Leid geschieht. Aber manchmal fühle ich mich dann doch etwas überbehütet. Manchmal denke ich, ist zwar alles gut gemeint, aber hey, ich bin alleine groß.

Ich war nicht persönlich zugegen, als bei der Rheinregatta sämtliche Floße aus dem Verkehr gezogen wurden. Ich kann nur sagen, dass mir das für die Floßbauer und Veranstalter wahnsinnig leid tut. Und natürlich war die Wasserschutzpolizei im Recht. Trotzdem. Was Andernorts kein Problem zu sein scheint, lässt man hier vorsichtshalber verbieten. Könnte ja was passieren.

Stimmt. Könnte. So eine Verordnung ist ja auch schnell aufgeschrieben und kostet nichts. Lieber auf Nummer Sicher gehen. Ich bin mal gespannt, wann im EuropaPark Helmpflicht herrscht und man nur noch mit Arm- und Beinschoner samt Schwimmwesten den Park betreten darf. 

Oder das Reizthema Brandschutz. Für viel Geld wurde das Stadthaus in Neuenburg brandschutzmäßig auf den (hoffentlich) neuesten Stand gebracht. Am letzten "Schmutzige Dunnschtig" gab es tatsächlich Feueralarm. Und der Strom auf der Bühne fiel aus. Wenigstens funktionierten die Kühlschränke fürs Bier noch, dachte ich. Wie dem auch sei: Kaum einer verließ den Saal, genau wie ich nahmen die meisten den Alarm irgendwie nicht richtig ernst. Ich glaube, es war die Nebelmaschine, sicher war ich mir aber nicht. Es hätte tatsächlich Feuer sein können. Da hilft auch der beste Brandschutz nichts, wenn es niemanden interessiert.

Wenn es dem Staat allerdings an den Geldbeutel geht, sieht es beim Thema Sicherheit schon etwas anders aus. Immer weniger Kinder können schwimmen. Für mich nicht nachvollziehbar. Da werden die Kids bis vor die Schultür gefahren und der Schulranzen wird an den Platz getragen. Dem Kind das Schwimmen beizubringen kriegen die Eltern aber nicht mehr hin. Ist halt so. Müsste der Staat dann allerdings nicht in seiner Fürsorgepflicht dafür sorgen, dass Kinder verbindlichen Schwimmunterricht erhalten und dass alle Kinder bis zum Ende der Grundschule schwimmen können? Kostet halt.

Auch die Sicherheit seiner Soldaten hatte bis jetzt für Vater Staat nicht oberste Priorität. Über die Ausstattung der Bundeswehr möchte ich mich an dieser Stelle nicht auslassen. Kostet noch viel mehr.

Rückblickend war meine Kindheit und Jugend wahnsinnig gefährlich. Und wenn ich es mir recht betrachte, ist es mein Leben immer noch. Beim Geburtstagsgrillen war der Grill so heiß, Frodo hätte den Einen Ring reinschmeißen und sich den Weg zum Schicksalsberg sparen können. Natürlich steht der Grill neben einem Baum. Die Blätter sind leicht angekokelt. Aber keine Panik. Ich hatte alles soweit im Griff.

Und wenn ich ehrlich bin, bleibe ich an einer roten Fußgängerampel nur stehen, wenn Kinder in der Nähe sind. 

Man kann sich nicht gegen alle Eventualitäten absichern. Es kann immer und überall jederzeit etwas passieren. Man kann auch das Risiko nur bedingt minimieren. Und wenn Verbote, Vorschriften und Restriktionen überhand nehmen verlernen wir, mit Gefahren umzugehen. Wir verlernen, auf unsere Instinkte zu vertrauen und wann es besser ist, eine Sache sein zu lassen. 

Das Leben hat keinen Schutzschalter. Oder, um es mit Erich Kästner zu sagen:


"Wird's besser? Wird's Schlimmer?
fragt man alljährlich.
Seien wir ehrlich:
Leben ist immer lebensgefährlich!"
















Freitag, 22. Juli 2016

Geburtstagsüberraschung

Im Gegensatz zu mir feiert Bernie seinen Geburtstag in eher unregelmäßigen Abständen. In diesem Jahr war ihm mal wieder danach und so nutzten wir das kurze Sommerintermezzo, um mit der Familie und zwei befreundeten Paaren zu grillen. Im Grunde genommen geht es ja nicht darum, sich an seinem Geburtstag feiern zu  lassen. Seltsamerweise kriegt man es nur selten gebacken, sich einfach spontan zu treffen, um einen schönen Abend miteinander zu verbringen. Da braucht es einen Anlass. Das klingt genauso blöd wie es ist. 

Etwas leid tat es mir für Theresa, die ja momentan in Heidelberg weilt. Jetzt feiern wir mal wieder und sie ist nicht dabei. Sehr schade, dachte ich mir, allerdings hat sie ja bedingt durch ihre Reisen schon das ein oder andere Familienfest verpasst. Den Peter haben wir dennoch eingeladen - er gehört ja irgendwie dazu. Über seine Zusage habe ich mich sehr gefreut. Hätte ja sein können, dass er keine Lust auf einen Altennachmittag hat.

Grillen heißt bei uns, dass ich für das Fleisch und dessen Zubereitung zuständig bin, Bernie für die Getränke. Wobei die Getränke locker für vier Tage Nepomukfest gereicht hätten. Aber Bier wird bei uns ja nicht schlecht. Außerdem startete Simon am nächsten Morgen nach Malle, da konnte er sich schon mal eintrinken.

Peter käme etwas später, ließ mir Theresa ausrichten. Außerdem sollten wir ihr unbedingt etwas Grillgut zur Seite legen. Wir sollten es ihr dann mitbringen, wenn wir sie zwei Tage später besuchen kommen.  

Peter kam dann tatsächlich später und meinte, das Geschenk, das er dabei habe, sei zu schwer, das könne er nicht alleine tragen. Da müsse Bernie ihm helfen. Ich dachte natürlich an ein 10-Liter-Fässchen Bier als ich wenig später Bernies erstaunt-freudige Ausrufe hörte. 

Das Geschenk war tatsächlich schwer. Deutlich schwerer als 10 Liter Bier. Ums Eck kam Theresa, die es sich nicht nehmen ließ, ihren Papa an seinem Geburtstag zu überraschen. Wobei es nicht weniger überraschend war, dass außer Peter niemand von ihren Plänen wusste. Normalerweise kann Theresa Geheimnisse nicht so gut für sich behalten.

Wir verbrachten einen wirklich schönen Abend zusammen, an dem man sich wahlweise über meine lädierte Schulter lustig machte (wobei ich nicht weiß, was daran lustig sein soll, sich beim Lesen zu verletzen), oder über Uli, der seiner Mutter immer ähnlicher wird. Das behauptet jedenfalls seine Frau. Und wenn Michel mit Bernie den Jakobsweg wandert, muss ich einen Halbmarathon laufen.

Natürlich freut man sich über Geschenke. Aber meist genügt die pure Anwesenheit, um anderen eine Freude zu machen. 





Donnerstag, 14. Juli 2016

Freude die von Herzen kommt

Gestern fand das jährliche fußballerische Kräftemessen zwischen der Stadtverwaltung Neuenburg am Rhein und dem Kreisgymnasium im Rheinwaldstadion statt. Da Mäc nun auch Teil des Teams "Stadtverwaltung" ist, waren Bernie und ich als Zuschauer dabei.



Auf dem Papier schien die Sache eindeutig. Auf der einen Seite junge, dynamische, selbstbewusste Lehrer. Auf der anderen Seite die an Jahren und body mass index überlegenen Städtischen. Entsprechend sorgenvoll war die Mine von Dieter Branghofer, zumal noch zwei Spieler absagen mussten.

Aber wie es nun mal so ist - der Fußball schreibt eigene Gesetze. "Wir" hatten nämlich die Schlüsselpositionen optimal besetzt. Mit dem kaum zu bezwingenden Patrick Faller im Tor und einem vor Spielfreude strotzenden Andre Koch im Sturm. Dazu kamen noch aufopferungsvoll kämpfende Recken in der Abwehr.




Im Gegensatz dazu brachten die optisch überlegenen Lehrer vor dem Tor nur wenig zustande. Entweder sie spielten zu eigensinnig und übersahen den besser postierten Mitspieler, oder sie schlugen den Ball übermotiviert irgendwo ins Nirgendwo.

Das 1:0 für die Städtischen durch Andre Koch fiel zu unserem Erstaunen schon relativ früh und wurde entsprechend gefeiert. Das 2:0 erstaunte uns nicht minder, beim Anschlusstreffer zum 2:1 befürchtete ich, dass die Lehrer jetzt Ernst machten. Das aus seiner Sicht spielentscheidende 3:1 erzielte Rudi Grunau nach sauberem Zuspiel von Andre Koch. Ich gehe mal davon aus, dass Rudi mittlerweile der gesamten Hochschule davon berichtet hat.

Bis zur Pause habe ich dann aufgehört mitzuzählen, ich glaube es stand 5:1

Von den Lehrern hatte keiner daran gedacht, sich etwas zu Trinken mitzunehmen. Man sagt Lehrern im Allgemeinen ja gerne nach, dass sie manchmal nicht so wirklich alltagstauglich sind. Natürlich durften sie sich am Mineralwasser des Teams Stadtverwaltung laben.

Die zweite Hälfte gestaltete sich ähnlich wie die erste - irgendwann haben wir den Überblick verloren was die Anzahl der Tore angeht. Unter den Augen von Direktor Kaltenbacher verlor das Team KGN mit 9:3  Mehr als drei Punkte kann ich für diese Leistung leider nicht geben.

Für Mäc war es somit ein Einstand nach Maß und ich habe mich von Herzen über das Ergebnis gefreut. Manche würden behaupten, das sei die pure Schadenfreude.



Mittwoch, 6. Juli 2016

Sonntagsausflug

Es kommt manchmal vor, dass ich Menschen, die sich so gar nicht für Fußball interessieren, sehr beneide. Hauptsächlich bei Welt- und Europameisterschaften, wenn "wir" spielen. Am vergangenen Samstag zum Beispiel. Da nahm ich mir fest vor, die Sportart zu wechseln und mein Herz fortan an Yoga, Frauentragen oder Schlammschnorcheln zu verschenken. Nach dem Spiel bedauerte ich natürlich die armen Wichte, die nicht von einer Euphoriewelle durch Wogen des Glücks davongetragen wurden.

Wie dem auch sei, am nächsten Morgen fuhr ich mit Peter sehr, sehr früh - also für meine Verhältnisse - nach Heidelberg, um Theresa zu besuchen. Dank des Restadrenalins vom Vorabend war ich relativ munter. Außerdem war auch Peter sehr redselig (zumindest bis zu seinem Nickerchen) und zu besprechen gab es ja auch genug.

Im Gegensatz zum Rest der Welt, für den auf seiner Europatour ein Heidelbergbesuch Pflicht ist, war ich noch nie in dieser Stadt. Ja, ja, in der Weltgeschichte rumreisen, aber die eigenen Perlen vor der Haustür ignorieren.

Mäc und Caro waren bereits am Samstag Richtung Heidelberg gefahren, und so verbrachten wir einen wirklich tollen Sonntag zusammen. Mit gefühlt der Hälfte aller Japaner sowie Engländer, Amerikaner, Italiener, Spanier - , kurz, in Heidelberg tagten die Vereinten Nationen.  Afrikatage waren nämlich auch noch. 


                                    

Kurz vor 17 Uhr machten wir uns dann auf den Heimweg. Im Gegensatz zum Morgen war relativ viel Verkehr. Es gibt, zu meinem großen Erstaunen, sehr sehr viele Autofahrer, die das Prinzip einer dreispurigen Autobahn noch nicht so ganz verstanden haben. Ich würde diese gerne fragen, warum um Himmels Willen sie stur auf der mittleren Spur mit 110 km/h fahren, derweil die rechte Fahrbahn frei ist. Lastwagen fuhren nämlich keine. War ja Sonntag. 

Außerdem erstaunt mich immer wieder, wie man in aller Seelenruhe auf der rechten Spur vor sich hintuckern kann. Gut, manche sind am telefonieren oder Nachrichten schreiben. Aber sonst? Ich sinnierte noch über die Beweggründe, als Caro um ein Päuschen bat. Gesagt, getan und auf den nächsten Rastplatz zwischen Herbolzheim und Teningen gefahren. Offensichtlich kam unserem Auto die Pause ganz gelegen. Es qualmte nämlich aus dem Motorraum. Ich musste spontan an Elisabeth und ihren Smokey Car denken, der irgendwann tatsächlich in Flammen aufging.

Ich öffnete die Motorhaube und so standen wir ums Auto rum und hatten nicht den blassesten Schimmer, woher der Qualm kam. Caro hat dann mit einer Dame vom ADAC telefoniert. Wozu bin ich schließlich schon seit ewigen Zeiten Mitglied. Das fragte ich mich nach Beendigung des Gesprächs tatsächlich. Die Dame wollte nämlich nicht unbedingt einen gelben Engel vorbeischicken und diskutierte mit der armen Caro über die Farbe der Flüssigkeit, die auf den Boden tropfte.

Zu uns gesellte sich ein Holländer, der von Autos zwar auch keine Ahnung hatte, der aber dafür Peter seine Lebensgeschichte erzählte. Kurze Zeit später kam noch ein Deutscher hinzu, der mit fachmännischem Blick meinte, das sei die Zylinderkopfdichtung. So genau wüsste er das aber auch nicht. Zwischenzeitlich hatte Mäc mit Simon telefoniert, der sich sofort auf den Weg zu uns machte. Wir entschlossen uns, Wasser nachzufüllen und heimzufahren. Simon fuhr hinter uns her. 

Mit 80 km/h und die Motorhaube im Blick zottelten wir heim. Wer uns überholte dachte bestimmt, warum um Himmels Willen man im Schneckentempo über die Autobahn kriecht.