„Wenn
du Hilfe brauchst, stehe ich gerne zur Verfügung.“ Dieser
gegenüber Elisabeth Grunau leichtsinnig daher gesagter Satz brachte
mich ins Küchenteam des Ferienlagers der KjG Neuenburg. Das war zwar von mir ganz und
gar nicht so beabsichtigt, doch Elisabeth teilte mich kurzerhand dem
Küchenteam zu. Schüchtern warf ich ein, ich wolle aber nur eine
Woche mitgehen, gnädigerweise wurde meiner Bitte entsprochen und ich
entschied mich für die zweite Woche. Es war eine der besten
Entscheidungen meines Lebens.
Châtelard
also. Am Fuße des Mont Blanc idyllisch gelegen. Weniger idyllisch
war die Küche. Alte Pfannen und Töpfe, ein Herd, der nicht richtig
funktionierte, viel zu wenig Geschirr, kaum Kühlmöglichkeiten für
die von uns mitgebrachten Lebensmittel. Machte aber nix, es geht noch
schlimmer, meinte Bettina, in was weiß ich wo war die Küche in
einen Felsen gehauen und hatte kein Tageslicht. Und wir konnten
wenigstens das Gemüse draußen bei herrlichem Sonnenschein
schnippeln.
Die
Woche war ratz-fatz um. Mir war bis dahin nicht bewusst, dass es
Kinder gibt, die ständig von einem nagenden Hungergefühl befallen
sind. In Falle des Ferienlagers betraf dies sämtliche Teilnehmer.
Wohlgemerkt hätten die Portionen mühelos eine Bundeswehrkompanie
gesättigt.
Bei
Dienstantritt war ich der irrigen Meinung, mein Leben bestünde
fortan nur aus kochen und Töpfe reinigen (und beten, natürlich).
Weit gefehlt. In einer Woche Châtlard mutierte ich zur menschlichen
Pyramide, ich wurde beinahe Lagerstar (im Duett mit Theresa),
zusammen mit Gaby und Bettina machte ich die Nacht zum Tag und wir
trieben damit unsere Töchter in den Wahnsinn. Ich triumphierte im
Mörderspiel über Christian Grumber, was mir danach nie wieder
gelingen sollte. Kurz gesagt, mein Entschluss, im nächsten Jahr
wieder mit ins Lager zu gehen (und zwar für 2 Wochen), stand noch
vor der Heimreise fest.
Lenzerheide.
Schon besser als Châtelard. Mit Andreas Hofmann einen Profikoch
dabei, was am Speiseplan deutlich zu sehen war. Allerdings wurde in Lenzerheide die Mitglieder des Küchenteams ihrer Individualität beraubt. Wir
wurden der Einfachheit halber schlicht als „Küche“ tituliert.
Als „Küche“ bereiteten wir die Mahlzeiten zu, heilten kleine und
größere Blessuren und zur Belohnung durften wir die ganz großen
Verletzungen im Dorf bei einem mehr als ansehnlichen Bergdoktor
verarzten lassen.
In
Lenzerheide klebte ich wie ein nasser Sack am Berghang, fiel von der
Schaukel und labte mich des Abends nach einem ereignisreichen Tag am
lieblischen Roten von der Kerstin und am Röteli der Vermieter. Zum
Leidwesen der Leiterinnen, die über unserem Stübli schliefen und
sich über den Lärm beschwerten, den wir angeblich gemacht hätten.
Was
das Haus, die Umgebung und - vor allem die Küche – angeht, war das Haus Planatsch in Rueras/Sedrun kaum zu schlagen. In völliger Alleinlage war es total egal, wenn die Kinder lärmten oder sich todesmutig auf der
Wasserrutsche den Berg runter warfen.
Es war nicht schlimm, wenn es
mal regnete, und wenn einer nervte hatte man genug Platz, um sich aus dem
Weg zu gehen. Und das Küchenteam hatte einen eigenen Trakt, für
Kinder und Leiter tabu, mit einer Waschmaschine. Ich durfte
Yogaübungen im Morgengrauen bestaunen und Lamas zogen am
Küchenfenster vorbei.
der Beweis - kochen macht Spaß |
Die
Küche ist ein Traum und erleichterte die Arbeit ungemein, so dass
genug Freizeit bliebt um zu lesen, Bändchen zu knüpfen, am
Nachmittag den fehlenden Schlaf nachzuholen oder einfach auf dem
herrlichen Balkon zu chillen.
chillen für Fortgeschrittene |
ABBA - oder so ähnlich |
Also
alles Friede, Freude, Eierkuchen (oder Himbeertraum)? Ganz und gar
nicht. Gibt es Leiter, die nerven? Aber Hallo! Kinder, die
„besonders“ sind? Ohne Zweifel. Fängt der Tag in der Küche viel
zu früh an? Für mich definitiv.
Nun also Lenzerheide, zweite Auflage, anderes Haus. Alles ein bis zwei Nummern kleiner. Wir werden wieder zusammenrücken müssen - ein bisschen wie Châtelard. Mit einer schönen Küche.
bei dir schmeckt das Essen aber auch immer! ;)
AntwortenLöschenJa, das Lager war auch eine meiner besten Entscheidungen im Leben! :) Liebe Grüße aus Bremen, Moni
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