Das Ferienlager der KjG Neuenburg steht vor der Tür. Für alle Beteiligten eine besondere Zeit. Mit Geschichten, die ein Buch füllen könnten.
Lagerleben.
Unbeschwerte Tage. Gemeinschaft mit Gleichaltrigen, Freundschaft
schließen, die Nacht zum Tag machen und am Tag den Herrgott einen
guten Mann sein lassen. Ohne die nervende Aufsicht der Eltern.
Wer
allerdings Pech hat, dessen Mutter ist Mitglied des Küchenteams.
Noch größeres Pech haben Leiter, deren Mütter im Küchenteam sind.
Diese
Muttis gibt es in drei unterschiedlichen Ausrichtungen:
Die
Glucken
Ihre
„Küken“ haben den Tag ihrer Volljährigkeit schon längst
gebührend gefeiert. Sie verfügen über einen höheren
Bildungsabschluss und der ein oder andere ist schon flügge und hat
das mütterliche Nest schon lange verlassen. Nur, um im Lager mit
aller mütterlichen Fürsorge betreut zu werden. Glucken weisen ihren
Nachwuchs mehr oder weniger dezent darauf hin, wann es zu kalt ist,
um ohne Pulli und Socken rumzulaufen. Sie wissen genau, wann es
angemessener ist, ein T-Shirt statt eines Hemdes zu tragen.
Verstohlen blicken sie auf die Teller ihrer Lieben (gerne auch fremde
Kinder), und ein Seufzen der Erleichterung kommt über ihre Lippen
wenn sie bemerken, dass ihre Brut nicht des Hungers stirbt.
Die
Mütter reisen prinzipiell mit der eigenen Reiseapotheke, um beim
geringsten Räuspern sofort einschreiten zu können. Sie wissen auch
immer ganz genau, wo sich ihr Kind gerade aufhält.
Leiter
von Gluckenmuttis ernten oft mitleidige Blicke.
Die
scheinbar Gleichgültigen
Sie
wechseln kaum ein Wort mit ihren Kindern in der Zeit ihrer
Anwesenheit. Nichts deutet darauf hin, dass es sich bei den beiden,
die sich gerade ein gleichgültiges „Guten Morgen“ zuraunen, um
Mutter und Sohn/Tochter handelt.
Dieser
Eindruck täuscht. Diesen Müttern entgeht nichts. Über-haupt-nichts!
Sie wissen genau, wie viele Flaschen des köstlichen
Hopfen-Malz-Getränkes am Abend getrunken wurde. Sie registrieren mit
Argusaugen die ersten zarten Annäherungsversuche zum anderen
Geschlecht. Und signalisieren mit einem einzigen Blick ihr
mütterliches Wohlwollen oder ihre vernichtende Ablehnung.
In
ihrer freien Zeit sitzen die sG auf der Terrasse und geben vor, ein
Buch zu lesen. Was sie natürlich nicht tun. Stattdessen haben sie
ganz genau im Blick, was ihre Leiterkinder gerade treiben. Dabei
wiegen sich die Leiterkinder in trügerischer Sicherheit. Die
Abrechnung erfolgt nämlich zu Hause.
Die
Peinlichen
Das
Lagerleiterkind hatte mit allen Mitteln vergeblich versucht, die aus
seiner Sicht größtmögliche Katastrophe zu verhindern. Leider ohne
Erfolg. Die Mutter geht mit ins Küchenteam und dem bedauernswerten
Leiterkind sind die Konsequenzen völlig klar.
Peinliche
Lagermuttis erzählen in lockerer Runde mit Vorliebe Anekdoten aus
der frühen Kindheit ihres Sohnes/ihrer Tochter. Sie ersetzen beim
Gottesdienst mühelos einen ganzen Kirchenchor, so dass sich die
übrigen Gottesdienstteilnehmer erschrocken nach der Quelle des Lärms
umdrehen. Ebenso peinlich sind die Tanzeinlagen bei der Lagerdisco
oder die Teilnahme am Bunten Abend in noch bunteren Kostümen.
Peinliche Küchenmuttis bestechen nicht durch ihre Kochkunst. Gerne
demonstrieren sie ihre Unsportlichkeit, in dem sie bei Geländespielen
am Steilhang kleben oder nach einem eleganten Sprung von der Schaukel
bäuchlings den Hang runterrutschen.
Kinder
von peinlichen Lagermuttis sind ständig auf der Hut und ernten
mitleidige Blicke von ihren Kollegen. Selbstverständlich gehen diese
Muttis 14 Tage mit ins Lager.
Clevere
Leiter erzählen übrigens zu Hause nicht, dass sie ins Ferienlager
gehen. So kommen ihre Mütter schon gar nicht auf die Idee, mit ins
Lager zu fahren.
Sie
erklären ihre 14-tägige Abwesenheit mit einem Aufenthalt in einem
tibetischen Kloster oder einem Töpferkurs in der Toskana.
Es
gibt tatsächlich Leiter, die fahren zwischendurch nach Hause (mit
irgendeiner fadenscheiniger Ausrede – Hausarbeit, Prüfung,
Fußball) nur um zu kontrollieren, ob ihre Mütter auch da sind, wo
sie hingehören.
Mein
besonderer Dank geht an dieser Stelle an Jürgen – meiner
Inspiration für diesen Artikel.
eine besondere Spezies Lagermutti: die Lässigen |
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