Zweifelsohne wäre die Welt ohne Musik ein noch viel düsterer Ort, als sie ohnehin schon ist. Noch schöner ist es, richtigen Musikern bei ihrem Tun zuzuhören. Empfehlen möchte ich an dieser Stelle die "Milestone". Wäre ich jetzt eine amerikanische Drehbuchautorin, die die Dialoge für einen typisch amerikanischen Film schreiben würde, käme jetzt an dieser Stelle: "Ich liebe sie".
Es begab sich zu einer Zeit im Jahre des Herrn 2012 ...
Wenn
es sich irgendwie einrichten lässt, bin ich bei Auftritten der
Milestone dabei. Man trifft sich und ein schöner Abend ist
garantiert. Milestone und Nepomukfest ist da die ideale Verbindung.
Dachten
sich auch Elke, Andi und Lena und so saßen wir in schöner
Eintracht am Nepomukfest beim Handarmonikaverein und freuten uns des Lebens.
Über
den Zeitpunkt des Konzertbeginns waren wir uns allerdings nicht
einig. Elke meinte 18 Uhr, ich sagte, auf Facebook war 18.30
angekündigt. War aber eigentlich egal. Jürgen war auf der Suche
nach dem perfekten Sound und hatte ihn erst um 19 Uhr gefunden.
„Let
me entertain you“ sang Jan und ich dachte, kannst du gerne machen.
Wenn mich nicht alles täuscht, wurde er mit diesem Lied in Chatelard
Lagerstar. Und ich glaube, das war das Jahr, als er sich den Kopf in
eine Kloschüssel gesteckt hat, um die Haare zu waschen. Hat ihm
beides offensichtlich nicht geschadet.
Bernd
war auch dabei. Allerdings zog er es vor, der Musik draußen auf der
Straße zu lauschen. Ihm ist Musik im allgemeinen etwas zu laut. Er
bevorzugt eher so leise Hintergrundmusik. Ihm würde Lukas am Piano
völlig reichen.
Wie
ehemals Günther Netzers Pässe, so scheinen auch die Töne von Ina
und Laura aus der Tiefe des Raumes zu kommen. Wobei Bernd
wahrscheinlich Günther Netzer vorzieht.
Nach
zwei oder drei Stücken war auf jeden Fall erst mal Pause für die
Bläser. Die anderen scheinen mit einem Instrument nicht ausgelastet
zu sein. Jürgen am Piano, Lukas am Bass, Stefan am Saxophon, Jürgen
mit Tuba, Lukas mit Gitarre. Stefan am Bass, Lukas am Piano und
Stefan am 'U-Hu'. Ziemlich verwirrend. Nur Matze ist eine feste
Größe. Der sitzt wie festgenagelt hinter seinem Schlagzeug. Und die
Bläser. Die wechseln zwischen Einsatz und Pause.
Andi
hat im Rennen um den Gango des Abends seinen Sohn Max klar hinter
sich gelassen und pendelt zwischen Flammkuchen, Softeis und Wischtuch
(Wischtuch deshalb, weil wir irgendwann, beinahe am Rande eines
Nervenzusammenbruchs, verzweifelt versuchten, unsere Umgebung
einigermaßen trocken zu kriegen).
Es regnete nämlich und ich frage mich, ob es Milestone auch in trocken gibt.
Hat ja in Müllheim am Stadtfest schon wie aus Eimern geschüttet.
Philipp Müller hatte dann die Idee, einen Sonnenschirm über zwei
nebeneinanderstehenden großen Schirmen zu platzieren. Das war aber
eher suboptimal. Durch den Druck wurden die großen Schirme undicht.
Hat was mit Physik zu tun, glaube ich. Und Philipp ist halt
Deutschlehrer. Jedenfalls wurden Elke und ich nass. Macht nix, dachte
ich, hab ja einen Schirm dabei. Auch unter dem Schirm bewegten wir
uns im Takt der Musik und hatten Spaß. Philipp nicht. Der hat sich
beschwert, ich würde ihm mit meinem Schirm die Augen ausstechen.
Erst die Gesetzmäßigkeiten der Physik ignorieren und dann motzen.
Seine Freundin war nicht weniger empört und glaubte, sie würde mich
mit ihrem „ja, genau“ in irgend einer Weise beeindrucken. 'Heul
doch', dachte ich, sagte aber nichts. Dazu war mein Alkoholpegel zu
niedrig. Kurz darauf sind sie dann aufgestanden und sind in die Bude
gesessen, um dem Konzert von dort aus zu folgen. Weicheier. Mein
Schirm war dann im wahrsten Sinne des Wortes kurz darauf überflüssig.
Die Bank, auf der wir saßen stand leicht schräg, und so floss der
Regen in kleinen Rinnsalen munter gen linker Oberschenkel. Meine
Socken sogen sich voll und ich stellte mir zum ersten Mal die Frage,
was ich hier eigentlich mache. Wenn alle Brünnlein fließen. Ich
erinnere mich daran, wie das Lied weitergeht und trinke erst mal was.
Dann war Pause. Nicht nur für die Bläser.
Nach
der Pause, die die Bläser für sich noch etwas ausdehnten, war dann
Stromausfall. Super. Die nachfolgenden Sendungen verschieben sich um
eine halbe Stunde.
Elke
und ich fragten uns mittlerweile, ob die Bläser vielleicht nur in
Teilzeit angestellt sind. Teilzeitbläser, sozusagen.
Für
den Opa von Jürgen, Karsten und Kai gab es dann ein
Geburtstagsständchen. Dazu hat Jürgen den Erwin Bornemann und den
Tobias Anlicker auf die Bühne gebeten. Allerdings mussten sie erst
noch ein Akkordeon suchen, was ganz witzig war, denn wir waren ja in
der Laube des Handarmonikavereins. Dann gab's Oberkrainermusik mit
Jürgen an der Tuba. Zuvor mussten sie aber noch die richtige Tonart
finden. C-Dur. Also Elke und ich hatten sie nicht. Und Matze war's
egal.
Eigentlich
wäre jetzt der richtige Zeitpunkt für mich gewesen, um auf die
Toilette zu gehen. Das wäre aber dem Opa gegenüber unhöflich
gewesen, und so hörte ich eben Oberkrainer. Der Abend verlangte
wirklich alles von mir ab.
Irgendwie
hatte ich dann das Gefühl, dass Erwin B. nicht wirklich Lust hatte,
nach dem zweiten Lied die Bühne wieder zu verlassen.
Auch
für Jörg und seinen Nachwuchs gab's ein Lied und Tante Lisa hat
gefilmt.
Ina
hat ein Lied angestimmt und ich dachte, Mädel, da hast du dir aber
was vorgenommen, das wird ganz schön hoch. Hat sich wohl auch Lukas
gedacht und blieb in der Tonart, die er für angemessen hielt.
Gepasst hat das natürlich nicht wirklich.
Für
Jan war dann Schluss mit Pause. Singen war angesagt. „Nossa, Nossa“
und alle bitte mitsingen. Ha, ha. Wäre kein Problem, wenn ich den
Text kennen würde. Ich mache mir meinen eigenen Text und singe
„Nasser, nasser, und ich werd' immer nasser“ . Gott sei Dank hört
es kurze Zeit später auf zu regnen. Dann singt Jan noch ein Lied
(wahrscheinlich auch portugiesisch) und ich denke mir, das kann nicht
sein. Der singt das auswendig. Aber so, wie der singt, hat der sich
den Text gerade eben erst ausgedacht. Hundert pro.
Ganz
ehrlich, so langsam wird mir kalt. WIR haben ja ausgeharrt. WIR sind
geblieben. Trotz Regen, Stromausfall und Erwin Bornemann (kommt da
eigentlich ein Genitiv-s hinten dran? Mal Philipp fragen).
Ein
paar Unentwegte haben auch nach der gefühlten hundertsten Zugabe
noch nicht genug. Mir haben die Milestone beinahe leid getan. Und ich
mir auch. Auf der Straße stand einer, der meinte auf den Hinweis von
Jürgen, man habe schon eine Stunde länger gespielt als geplant,
dann mache es ja nichts aus, noch ein Lied zu spielen. Schwachkopf.
Dann wärst du halt schon um sieben gekommen, du Idiot, dachte ich
mir. Sage es aber nicht laut. Dazu ist mein Alkoholpegel immer noch
zu niedrig.
Elke
und ich beschließen einstimmig, dass wir für diesen Abend eindeutig
den goldenen Milestone am Band verdient haben.
Noch mehr Infos zu "meinen" Milestone gibt es unter www.milestoneband.de
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