Mittwoch, 7. Oktober 2015

Sie ist dann mal (wieder) weg

Sie müsse mir was sagen und ich solle mich doch bitte hinsetzen, meinte Theresa Anfang Juni mit ernstem Gesicht. Wenn mein Leben ein langer ruhiger Fluss ist, dann sorgt Theresa ab und zu für die ein oder andere Stromschnelle, gerne auch kleinere Wasserfälle. Sie ist, wie ich sie gerne auch nenne, mein kleines Überraschungsei.

Ich nahm also Platz und harrte ihrer Ankündigung. Sie habe ihren Job gekündigt und gehe mit ihrer Freundin Linda ab Oktober drei Monate lang auf Tour durch Südamerika, genauer nach Argentinien, Chile und Bolivien. 

So so, dachte ich. Hätte schlimmer kommen können. Zum Islam konvertieren und sich dem IS anschließen zum Beispiel. Bernies Begeisterung hielt sich in Grenzen. 

Es war mir schon lange klar, dass sich Resi irgendwann mal wieder auf die Reise nach Südamerika machen wird. Und es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass wir sie in irgendein Land (ich tippe mal auf Südafrika) verabschieden werden. Sie wird immer eine Reisende sein. 

Natürlich beneide ich sie um diese Reise. Aber wenn man eines nicht brauchen kann auf so einer Tour, dann ist es die eigene Mutter. Leider. Aber einfach seine Sachen packen zu können und den ganzen Wahnsinn hinter sich zu lassen - wie ich das Kind beneide.

Selbstverständlich mache ich mir Sorgen und hoffe, dass wir die Mädels im Januar wieder wohlbehalten am Flughafen in Empfang nehmen können. Aber Sorgen macht man sich als Eltern immer. Von Anfang an. Die Sorge um das Wohlergehen ist ständiger Begleiter. Das gehört zum Job. Aber wie meinte meine Cousine Anja: Als Eltern braucht  man Hornhaut.


Ich möchte an dieser Stelle den Philosophen Khalil Gibran zitieren, seine Gedanken sind mir Inspiration.

Kinder sind nicht eure Kinder.
Sie sind die Söhne und Töchter der
Sehnsucht des Lebens nach sich selber.
Sie kommen durch euch, aber nicht von euch.
Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch nicht.
Ihr dürft ihnen eure Liebe geben,
aber nicht eure Gedanken
denn sie haben ihre eigenen Gedanken.
Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben,
aber nicht ihren Seelen,
Denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen,
das ihr nicht besuchen könnt,
nicht einmal in euren Träumen.
Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein,
aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen.
Denn das Leben läuft nicht rückwärts,
noch verweilt es im Gestern.
Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder
als lebende Pfeile ausgeschickt werden.
Der Schütze sieht das Ziel auf dem Pfad der
Unendlichkeit, und Er spannt euch mit seiner Macht,
damit seine Pfeile schnell und weit fliegen.
Laßt euren Bogen von der Hand des
Schützen auf Freude gerichtet sein;
Denn so wie Er den Pfeil liebt, der fliegt,
so liebt Er auch den Bogen, der fest ist.

So, nun bin ich gespannt, was und wann wir wieder von den beiden hören. Unter einhundert2tage.myblog.de kann jeder, der möchte, den beiden auf ihrer Reise folgen. 




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