Mittwoch, 16. September 2015

Das wird man ja noch sagen dürfen

Soll ich oder soll ich nicht?

Normalerweise gebe ich keine politischen Statements ab. Im Moment komme ich allerdings mit dem Denken nicht hinterher, mein Hirn ist blockiert und anstatt über meine konspirative Aktion am Freiburger Bahnhof zu schreiben, schleichen sich immer wieder Gedanken zur momentanen Flüchtlingssituation ein. Das hängt vielleicht auch damit zusammen, dass ich bis zur endgültigen Entscheidungsfindung etwas länger brauche. Oder, mit anderen Worten, ich denke zu langsam.

Das gilt selbstverständlich nicht für meine grundlegenden Ansichten, die ich hier gar nicht weiter diskutieren möchte. Es gibt Grundsätzliches, worüber ich nicht diskutiere. Über alles, was sich am rechten Rand bewegt. Es ist möglicherweise leichtsinnig von mir zu sagen, ich nehme diese (jetzt fällt mir kein Wort ein, das sprachlich nicht entgleist und mich damit auf eine Stufe stellt mit denen, zu denen mir die Worte fehlen) nicht wirklich ernst. Sie sind intellektuell einfach zu weit weg. Wir haben schlicht keine gemeinsame Basis, auf der sich eine Diskussion auch nur ansatzweise führen lassen könnte. 

Jetzt marschieren sie also wieder, die selbsternannten patriotischen Retter des Abendlandes. Immer mit dem Hinweis, man sei ja nicht "rechts". Was denn sonst, meine lieben Marschierer? Von mir aus könnt ihr eure Zeit damit verplempern, mit fragwürdigen, fremdenfeindlichen Parolen (die jeglicher Grundlage entbehren) durch die Gegend zu latschen. Diese "Das-wird-man-ja-noch-sagen-Dürfer" dürfen das selbstverständlich gerne tun. Wir sind ein freies Land in dem jeder seine Meinung kund tun kann. Aber hört auf damit rumzumemmen, wenn man euch in die rechte Ecke verortet. Wenn es die geistigen Fähigkeiten nicht zu sehr überfordert, kann sich der ein oder anderen vielleicht Gedanken über die politischen und wirtschaftlichen Zusammenhänge der Ursachen von Flucht und Vertreibung machen. Einfach mal googeln.
 

Was mein Blut allerdings in Wallung bringt, ist das erbärmliche kollektive Versagen der sogenannten Europäischen Union. Von Union kann schon lange keine Rede mehr sein, spätestens mit den Dubliner Verträgen haben sie diese aufgekündigt. Man hat Italien und Griechenland (ausgerechnet) mit der Flüchtlingsflut alleine gelassen in der Hoffnung, das Problem werde sich schon von alleine lösen. Das Absaufen Tausender Menschen wurde dabei billigend in Kauf genommen. Lass mal den Papst Blumen ins Meer bei Lampedusa schmeißen und alles wird gut. Es wurde eben nicht alles wieder gut. Und das, meine Damen und Herren, war abzusehen. Man müsse sich wohl stärker mit dem Krieg in Syrien befassen, meinte unser Innenminister. Blitzmerker. Nach 5 Jahren ist ihm also auch aufgefallen, dass es einen Zusammenhang von Krieg und Flucht gibt. Aber vor 5 Jahren war er halt noch Verteidigungsminister, da hat er das vielleicht nicht mitgekriegt.

Als es um die Rettung von Quasi-bankrott-Griechenland ging, legten die zuständigen Minister einen Eifer an den Tag, der mich ungläubig staunen ließ. Diesen Eifer würde ich mir bezüglich der Rettung von Menschen auch wünschen. Am Dienstag trafen sich die Innenminister. Es werden 160.000 Flüchtlinge verteilt. Übernehmt euch nur nicht. Am kommenden Dienstag nun ein weiteres Treffen. Ich hoffe, ihnen wird angesichts des Tempos, das sie an den Tag legen, nicht schwindelig.


Mr Obama mahnte Frau Kanzlerin an, Europa möge doch das Problem mit den Flüchtlingen schnell in den Griff kriegen. Mr President belieben zu scherzen. Meines Wissens trugen die USA (unter Mithilfe der europäischen Verbündeten) nicht unwesentlich dazu bei, den Nahen und Mittleren Osten zu destabilisieren. Und nun sind die USA großzügigerweise gewillt, 10.000 Syrer aufzunehmen. Angst vor Überfremdung, oder was?
Es braucht mir keiner zu erzählen, dass der IS so plötzlich und unerwartet wie aus dem Nichts aufgetaucht ist. Den hatte wirklich keiner auf dem Schirm? Das hat man doch gewusst. Mit großzügiger Unterstützung einiger Golfstaaten wurde ein Packt mit dem Teufel geschlossen. Golfstaaten? War da was? Ach ja. Saudi Arabien. Und Katar. Mehr brauche ich wohl nicht zu schreiben.

Natürlich stehen wir vor einer großen Herausforderung. Wie viele Generationen vor uns übrigens auch. Ich bin nicht so naiv zu glauben, dass man Flüchtlinge problemlos aufnehmen und schwuppdiwupp integrieren kann. Wenn die erst mal alle verteilt sind ist alles gut. Natürlich wird es zu Spannungen und Problemen kommen. Die ersten Sätze von wegen, das habt ihr nun von eurer Willkommenskultur, werden wohl nicht lange auf sich warten lassen.

Das Boot ist nicht voll. Es ist etwas einseitig beladen und hat Schlagseite - und die Crew täte gut daran, die Passagiere ausgeglichen zu verteilen. 

Ich bin dankbar dafür, dass ich in Deutschland aufwachsen durfte und heute ein sorgenfreies Leben in diesem Land führen darf. Aber das ist nicht mein Verdienst. Dafür kann ich nichts. Die sogenannten Asylkritiker übrigens auch nicht.

Das wird man ja noch sagen dürfen.

So. Und jetzt kann ich über meine konspirative Aktion am Freiburger Hauptbahnhof berichten. 

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