Mittwoch, 6. Juli 2016

Sonntagsausflug

Es kommt manchmal vor, dass ich Menschen, die sich so gar nicht für Fußball interessieren, sehr beneide. Hauptsächlich bei Welt- und Europameisterschaften, wenn "wir" spielen. Am vergangenen Samstag zum Beispiel. Da nahm ich mir fest vor, die Sportart zu wechseln und mein Herz fortan an Yoga, Frauentragen oder Schlammschnorcheln zu verschenken. Nach dem Spiel bedauerte ich natürlich die armen Wichte, die nicht von einer Euphoriewelle durch Wogen des Glücks davongetragen wurden.

Wie dem auch sei, am nächsten Morgen fuhr ich mit Peter sehr, sehr früh - also für meine Verhältnisse - nach Heidelberg, um Theresa zu besuchen. Dank des Restadrenalins vom Vorabend war ich relativ munter. Außerdem war auch Peter sehr redselig (zumindest bis zu seinem Nickerchen) und zu besprechen gab es ja auch genug.

Im Gegensatz zum Rest der Welt, für den auf seiner Europatour ein Heidelbergbesuch Pflicht ist, war ich noch nie in dieser Stadt. Ja, ja, in der Weltgeschichte rumreisen, aber die eigenen Perlen vor der Haustür ignorieren.

Mäc und Caro waren bereits am Samstag Richtung Heidelberg gefahren, und so verbrachten wir einen wirklich tollen Sonntag zusammen. Mit gefühlt der Hälfte aller Japaner sowie Engländer, Amerikaner, Italiener, Spanier - , kurz, in Heidelberg tagten die Vereinten Nationen.  Afrikatage waren nämlich auch noch. 


                                    

Kurz vor 17 Uhr machten wir uns dann auf den Heimweg. Im Gegensatz zum Morgen war relativ viel Verkehr. Es gibt, zu meinem großen Erstaunen, sehr sehr viele Autofahrer, die das Prinzip einer dreispurigen Autobahn noch nicht so ganz verstanden haben. Ich würde diese gerne fragen, warum um Himmels Willen sie stur auf der mittleren Spur mit 110 km/h fahren, derweil die rechte Fahrbahn frei ist. Lastwagen fuhren nämlich keine. War ja Sonntag. 

Außerdem erstaunt mich immer wieder, wie man in aller Seelenruhe auf der rechten Spur vor sich hintuckern kann. Gut, manche sind am telefonieren oder Nachrichten schreiben. Aber sonst? Ich sinnierte noch über die Beweggründe, als Caro um ein Päuschen bat. Gesagt, getan und auf den nächsten Rastplatz zwischen Herbolzheim und Teningen gefahren. Offensichtlich kam unserem Auto die Pause ganz gelegen. Es qualmte nämlich aus dem Motorraum. Ich musste spontan an Elisabeth und ihren Smokey Car denken, der irgendwann tatsächlich in Flammen aufging.

Ich öffnete die Motorhaube und so standen wir ums Auto rum und hatten nicht den blassesten Schimmer, woher der Qualm kam. Caro hat dann mit einer Dame vom ADAC telefoniert. Wozu bin ich schließlich schon seit ewigen Zeiten Mitglied. Das fragte ich mich nach Beendigung des Gesprächs tatsächlich. Die Dame wollte nämlich nicht unbedingt einen gelben Engel vorbeischicken und diskutierte mit der armen Caro über die Farbe der Flüssigkeit, die auf den Boden tropfte.

Zu uns gesellte sich ein Holländer, der von Autos zwar auch keine Ahnung hatte, der aber dafür Peter seine Lebensgeschichte erzählte. Kurze Zeit später kam noch ein Deutscher hinzu, der mit fachmännischem Blick meinte, das sei die Zylinderkopfdichtung. So genau wüsste er das aber auch nicht. Zwischenzeitlich hatte Mäc mit Simon telefoniert, der sich sofort auf den Weg zu uns machte. Wir entschlossen uns, Wasser nachzufüllen und heimzufahren. Simon fuhr hinter uns her. 

Mit 80 km/h und die Motorhaube im Blick zottelten wir heim. Wer uns überholte dachte bestimmt, warum um Himmels Willen man im Schneckentempo über die Autobahn kriecht. 



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen