Donnerstag, 23. Oktober 2014

Ehrenamt

Wer in verantwortlicher Position ein Ehrenamt inne hat, der fragt sich ab und zu in einer stillen Stunde - so er überhaupt eine stille Stunde findet - wie er in drei Gottes Namen auf die Idee kam, sich diesen Posten ans Bein binden zu lassen.

Die Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren, hat bei vielen nicht unbedingt oberste Priorität. Was zur Folge hat, dass die Arbeit auf immer weniger Schultern lastet.

Schon einmal versucht, einen Dienstplan zu erstellen?
Viele Mitglieder scheinen davon auszugehen, dass der Mitgliedschaft mit dem Zahlen des Mitgliedsbeitrag genüge getan ist. Dass sie damit ein Recht auf die Leistungen des Vereins haben. Sie gehen davon aus, dass die laufenden Kosten eines Vereins mit diesen Beiträgen gedeckt werden können. Können sie natürlich nicht, weshalb die ein oder andere Veranstaltung gestemmt werden muss. Sich dafür in einen Dienstplan einzutragen, ist für manche allerdings unzumutbar. 
"... vier Stunden Kuchenverkauf ..., ach so, nicht möglich, dann vielleicht einen Kuchen backen? ... Auch nicht, ach, Ihr Mann hat Schnupfen. Ja dann. Danke für das Gespräch."
Ein voller Dienstplan garantiert dann leider immer noch nicht den reibungslosen Ablauf der Veranstaltung. Spannend bliebt bis zum Schluss die Frage, ob derjenige, der sich eingetragen hat, auch tatsächlich kommt.

Schon einmal bei der Wahl zum Elternvertreter dabei gewesen?
Ein zunehmend unwürdigeres Schauspiel für Eltern und Lehrer. Lähmende Stille, betretenes Schweigen gesenkter Köpfe. Keine Zeit, so das Argument des Großteils der Eltern. Man möchte die gestressten Geschöpfe fast bedauern, die keine Zeit für höchstens vier Termine pro Schuljahr aufbringen können. Möglicherweise muss noch ein Schulfest organisiert werden. Oder auch nicht. Es gibt bereits Schulen, in denen es diese Art der Veranstaltung nicht mehr gibt. Mangels Elternbeteiligung. Und weil die, die diese Veranstaltungen in der Vergangenheit im Alleingang stemmen mussten, keine Lust mehr haben.

Schon einmal versucht, sich durch die Fallstricke der Vereins-Steuergesetzgebung zu kämpfen?
Aus Recherchezwecken für diesen Post habe ich mich mit eben dieser Problematik auseinandergesetzt. Es ist der Wahnsinn. Da bedarf es schon eines "der, der in Zahlen denkt", um Vater Staat nicht den größten Teil des mühsam erwirtschafteten Geldes in den gierigen Schlund zu schmeißen.

Schon einmal versucht, allen Behörden, Verbänden und sonstigen Institutionen gerecht zu werden? 

Wir leben in einem Land der Vorschriften. So ziemlich alles wird reglementiert, nichts geht ohne Brandschutzverordnung, Bestuhlungspläne, TÜV-Abnahmen, GEMA-Abrechnungen, sicherheitsrelevante Maßnahmen. Alles ist in entsprechenden Verordnungen geregelt, die in mehr oder weniger verständlichem Juristendeutsch abgefasst sind. 

Warum ich mich trotzdem engagiere? Weil es mir Freude macht, in einem Team zu arbeiten mit Menschen, die ich mag. Meine besten Freunde und Freundinnen habe ich über meine ehrenamtliche Tätigkeiten kennen gelernt. Ich möchte sie nicht missen, sie bereichern mein Leben.
Neulich bin ich am Kräutergarten in meiner Stadt vorbeigeradelt. Offensichtlich wurde gerade eine kleine Gartenparty von älteren Mitbürgern gefeiert. Es ist mein Kräutergarten. Ich war dabei, als ihn das Team der KjG  angelegt hat, und ich bin immer noch stolz darauf, was wir gemeinsam geschafft haben.

Das Ehrenamt gibt mir die Gelegenheit, Spuren zu hinterlassen. Mit meinem Engagement mache ich mich zu einem wichtigen Teil der Gesellschaft. Ein geiles Gefühl. 






  




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen