Montag, 20. Oktober 2014

Neulich auf dem Fußballplatz

Um mich nicht gänzlich von meiner Familie zu entfremden und die Wochenenden alleine zu Hause zu verbringen, sieht man mit ab und zu im Stadion bei Heimspielen des FCN. Die nachfolgenden Eindrücke beschränken sich allerdings nicht nur auf diesen Fußballverein. Die Sitten sind eben etwas rauer, wenn Emotionen im Spiel sind.

Bis zum ersten 'Aufreger' (ein fieses Foul oder ein vermeintlich falscher Pfiff) plätschert das Geschehen am Spielfeldrand so vor sich hin. Man hört den ein oder anderen belanglosen Kommentar, und geht die eigene Mannschaft in Führung ist die Welt sowieso in Ordnung.

Wehe, wenn nicht.

Dann kann es schon vorkommen, dass die ein oder andere lautstarke Bemerkung nicht unbedingt von Sachverstand zeugt. Leider steht der steigende Bier- und Weinschorlepegel umgekehrt proportional zur Qualität der Spielkommentare. Der Schiedsrichter wird grundsätzlich geduzt -hey Schiri!!!- und ist sowieso wahlweise blind, parteiisch, eine Null, eine Pfeife und was man sonst noch an Beleidigungen in petto hat. 

Ganz witzig sind auch die Zurufe, die Lahmärsche sollen sich gefälligst schneller bewegen, von Männern, deren Bauchumfang sie daran hindert, die eigenen Füße zu sehen. Von anderen Körperteilen ganz zu schweigen.

Den Begriff des Fremdschämens gibt es bei Männern nicht. Männer sagen grundsätzlich alles, was ihnen in den Sinn kommt, nichts ist ihnen peinlich und wird ihnen erstaunlicherweise von anderen Männern auch nicht übel genommen. Wie viel Stuss man von sich geben kann ... das muss man sich erst mal trauen. Phänomenal. 

Frauen hört man übrigens eher selten. Höchstens ein piepsiges "Hopp-hopp" signalisiert das Engagement für die eigene Mannschaft. Die Motivation von Frauen ist allerdings eine gänzlich andere. Frauen nutzen eine Fußballspiel als Infobörse. Da gerät das Spielgeschehen schon mal zur Nebensache. Macht nichts. Dass es bei einem Fußballspiel nicht um Leben und Tod geht, ist Frauen irgendwie eher bewusst.

Unglaublich aufschlussreich sind übrigens Auswärtsspiele. Rund um den Kaiserstuhl beispielsweise. Man brüstet sich in dieser Weingegend ja gerne damit, dass die Menschen dort den Wein schon mit der Muttermilch zu sich genommen hätten. Das hätten sie vielleicht besser bleiben lassen und sich doch lieber für eine andere Art der Säuglingsernährung entscheiden sollen. Außerdem soll es Dörfer geben, da bleibt man gerne unter sich (..., dort wo der Inzest zu Hause ist). Jedenfalls liegt das sprachliche und inhaltliche Niveau unterhalb der Höhe der Grasnarbe des Spielfeldes.

Richtig krass wird es bei Spielen gegen Mannschaften mit Migrationshintergrund. Gut, man versteht zwar nicht immer, was die Anhänger sagen, allerdings beherrschen sie das Stilmittel der nonverbalen Kommunikation perfekt und es erklärt sich, warum man früher von Schlachtenbummlern sprach.

Wer den Zustand der Welt beklagt und an der Menschheit verzweifeln möchte, dem empfehle ich wärmstens den Besuch eines Spiels des Fußballvereins seiner Wahl. 
Man feindet sich an, es geht auf die Knochen, es wird beleidigt, geschrien, gepöbelt.

Und hinterher trifft man sich an der Theke und alles ist wieder gut.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen