Sonntag, 18. Januar 2015

Klein aber fein

Ich habe mir lange überlegt, ob es in diesen Tagen, in denen mal wieder die Welt total aus den Fugen gerät, nicht zu banal ist, über Fasnacht zu schreiben. Andererseits war die Welt schon immer ein schlechter Ort und Terror ist weiß Gott keine Erfindung der Neuzeit.

Fasnacht also. Über Fasnacht gibt es nur zwei Meinungen: Man liebt sie, oder man kann überhaupt nichts damit anfangen. Ich liebe sie. 

Mit 17 Jahren trat ich als aktive Hästrägerin in die örtliche Narrenzunft ein. Natürlich habe ich mich während meiner 30-jährigen Mitgliedschaft des Öfteren gefragt, was um Himmels Willen ich hier eigentlich mache, wenn ich bei Umzügen mit einer Holzmaske vorm Gesicht durch die Straßen gelaufen bin. Da kommt man sich ab und zu schon bescheuert vor, das gebe ich gerne zu.

Nach 30 Jahren war man dann der Meinung, ich würde nicht alle meine kreativen Fähigkeiten in den Dienst der Zunft stellen, da könnte ich durchaus noch mehr leisten. Sicher spielten noch andere Gründe eine Rolle, warum man sich meiner entledigen wollte, jedenfalls war Schluss mit lustig.

Aber Fasnacht so ganz ohne mich? Ohne mich. Im Verein Frauenfreizeit Pur fand ich meine zweite Heimat. Und wie es mit dem Scheitern manchmal so läuft - die vermeintliche Niederlage entpuppt sich im Nachhinein als das Beste, was einem passieren konnte. In meinem Fall war dies ohne Zweifel so.

Ich bin mir sicher, dass einige meiner ehemaligen "Kollegen" mein Wirken auf der viel kleineren Bühne als Abstieg werten. Sei's drum.

Es ist eine kleine, feine Fasnacht, die ausschließlich Frauen an zwei Abenden (der erste Abend nur für Frauen) auf die Bühne bringen. Für mich hat es fast so etwas wie Kleinkunstcharakter, was ich sehr genieße. Hatte ich früher einen Auftritt (und den Kinder- und Teenieauftritt) zu absolvieren, stehe ich nun pro Abend in wechselnder Verkleidung auf der Bühne. Schminken-Auftritt-abschminken-umziehen-schminken-Auftritt, aufpassen, dass man den Text nicht vergisst. Zeit für Lampenfieber bleibt manchmal kaum.

Es ist wahnsinnig schwer, Menschen zum Lachen zu bringen. Und es ist unglaublich, was meine Kolleginnen für das Gelingen der Abende alles leisten. Saaldekoration, Kostüme nähen, Tänze einstudieren, immer auf der Suche nach dem Außergewöhnlichen. Da ist mein Beitrag eher bescheiden. Wobei ich es immer etwas merkwürdig finde, wenn die Bewunderung dahingehend geäußert wird, wie toll man es findet, dass das Bühnenprogramm und alles drumrum nur von Frauen gestaltet wird. Wirklich? Nur Frauen? Stellt euch vor, das geht! Warum auch nicht. Was soll da besonderes dran sein? Es gibt viele Dinge, die Frauen ganz alleine schaffen.


Burgfräulein











Die Vorbereitungen laufen momentan auf Hochtouren. Die Frage der Faszination von Fasnacht habe ich für mich immer noch nicht beantwortet. Klar - ich bin schon eine kleine Rampensau. Meine Mädels trifft wahrscheinlich der Schlag, wenn sie ihre Mama in diesem Jahr auf der Bühne sehen. 


Costa Cordalis - nein, das war nicht freiwillig
Vielleicht ist es die Lust, für einen Moment in eine andere Rolle zu schlüpfen und in diesem Moment eine ganz andere Seite von sich zu zeigen. Etwas gemeinsam zu erarbeiten, was anderen Menschen Freude bereitet. Wahrscheinlich ist es von allem ein bisschen.



sogar Bernie war verkleidet
Der Countdown läuft und ich habe auch in diesem Jahr, was das Programm betrifft, ein sehr gutes Gefühl.





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen