Mittwoch, 13. August 2014

Lagermuttis

Das Ferienlager der KjG Neuenburg steht vor der Tür. Für alle Beteiligten eine besondere Zeit. Mit Geschichten, die ein Buch füllen könnten.

Lagerleben. Unbeschwerte Tage. Gemeinschaft mit Gleichaltrigen, Freundschaft schließen, die Nacht zum Tag machen und am Tag den Herrgott einen guten Mann sein lassen. Ohne die nervende Aufsicht der Eltern.
Wer allerdings Pech hat, dessen Mutter ist Mitglied des Küchenteams. Noch größeres Pech haben Leiter, deren Mütter im Küchenteam sind.
Diese Muttis gibt es in drei unterschiedlichen Ausrichtungen:

Die Glucken
Ihre „Küken“ haben den Tag ihrer Volljährigkeit schon längst gebührend gefeiert. Sie verfügen über einen höheren Bildungsabschluss und der ein oder andere ist schon flügge und hat das mütterliche Nest schon lange verlassen. Nur, um im Lager mit aller mütterlichen Fürsorge betreut zu werden. Glucken weisen ihren Nachwuchs mehr oder weniger dezent darauf hin, wann es zu kalt ist, um ohne Pulli und Socken rumzulaufen. Sie wissen genau, wann es angemessener ist, ein T-Shirt statt eines Hemdes zu tragen. Verstohlen blicken sie auf die Teller ihrer Lieben (gerne auch fremde Kinder), und ein Seufzen der Erleichterung kommt über ihre Lippen wenn sie bemerken, dass ihre Brut nicht des Hungers stirbt.
Die Mütter reisen prinzipiell mit der eigenen Reiseapotheke, um beim geringsten Räuspern sofort einschreiten zu können. Sie wissen auch immer ganz genau, wo sich ihr Kind gerade aufhält.
Leiter von Gluckenmuttis ernten oft mitleidige Blicke.

Die scheinbar Gleichgültigen
Sie wechseln kaum ein Wort mit ihren Kindern in der Zeit ihrer Anwesenheit. Nichts deutet darauf hin, dass es sich bei den beiden, die sich gerade ein gleichgültiges „Guten Morgen“ zuraunen, um Mutter und Sohn/Tochter handelt.
Dieser Eindruck täuscht. Diesen Müttern entgeht nichts. Über-haupt-nichts! Sie wissen genau, wie viele Flaschen des köstlichen Hopfen-Malz-Getränkes am Abend getrunken wurde. Sie registrieren mit Argusaugen die ersten zarten Annäherungsversuche zum anderen Geschlecht. Und signalisieren mit einem einzigen Blick ihr mütterliches Wohlwollen oder ihre vernichtende Ablehnung.
In ihrer freien Zeit sitzen die sG auf der Terrasse und geben vor, ein Buch zu lesen. Was sie natürlich nicht tun. Stattdessen haben sie ganz genau im Blick, was ihre Leiterkinder gerade treiben. Dabei wiegen sich die Leiterkinder in trügerischer Sicherheit. Die Abrechnung erfolgt nämlich zu Hause.

Die Peinlichen
Das Lagerleiterkind hatte mit allen Mitteln vergeblich versucht, die aus seiner Sicht größtmögliche Katastrophe zu verhindern. Leider ohne Erfolg. Die Mutter geht mit ins Küchenteam und dem bedauernswerten Leiterkind sind die Konsequenzen völlig klar.
Peinliche Lagermuttis erzählen in lockerer Runde mit Vorliebe Anekdoten aus der frühen Kindheit ihres Sohnes/ihrer Tochter. Sie ersetzen beim Gottesdienst mühelos einen ganzen Kirchenchor, so dass sich die übrigen Gottesdienstteilnehmer erschrocken nach der Quelle des Lärms umdrehen. Ebenso peinlich sind die Tanzeinlagen bei der Lagerdisco oder die Teilnahme am Bunten Abend in noch bunteren Kostümen. Peinliche Küchenmuttis bestechen nicht durch ihre Kochkunst. Gerne demonstrieren sie ihre Unsportlichkeit, in dem sie bei Geländespielen am Steilhang kleben oder nach einem eleganten Sprung von der Schaukel bäuchlings den Hang runterrutschen.
Kinder von peinlichen Lagermuttis sind ständig auf der Hut und ernten mitleidige Blicke von ihren Kollegen. Selbstverständlich gehen diese Muttis 14 Tage mit ins Lager.

Clevere Leiter erzählen übrigens zu Hause nicht, dass sie ins Ferienlager gehen. So kommen ihre Mütter schon gar nicht auf die Idee, mit ins Lager zu fahren.
Sie erklären ihre 14-tägige Abwesenheit mit einem Aufenthalt in einem tibetischen Kloster oder einem Töpferkurs in der Toskana.
Es gibt tatsächlich Leiter, die fahren zwischendurch nach Hause (mit irgendeiner fadenscheiniger Ausrede – Hausarbeit, Prüfung, Fußball) nur um zu kontrollieren, ob ihre Mütter auch da sind, wo sie hingehören.

Mein besonderer Dank geht an dieser Stelle an Jürgen – meiner Inspiration für diesen Artikel.

eine besondere Spezies Lagermutti: die Lässigen



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