Sonntag, 8. Februar 2015

Helene

Dieter Thomas Heck, ZDF-Hitparade, ein Muss am Samstagabend. Ich bin mit dem deutschen Schlager aufgewachsen. Ich war mit Michael Holm in Mendocino, fuhr im Zug nach Nirgendwo und war der Knopf an der Bluse von Bata Illic. Ich beweinte den Tod von Conny Kramer (und habe erst sehr viel später begriffen, dass der Gute an übermäßigem Drogenkonsum starb). Rex Gildo, Roy Black, Ricky Shayne - ich habe sie alle gekannt.

Meine Welt der Musik änderte sich grundlegend, als meine ältere Schwester SWF3 als Radioprogramm festzurrte und sich mir die Welt der Beatles, der Bee Gees oder der Beach Boys offenbarte. Ich bewunderte mein Schwester, wie sie die englischen Lieder total textsicher mitsang. Wobei von Singen bei ihr überhaupt keine Rede sein konnte, da fliegen dir heute noch die Ohren weg. Und natürlich weiß ich heute, dass das wahrscheinlich völliger Quatsch war, was sie da auf englisch sang. Aber damals zollte ich ihr meine uneingeschränkte Bewunderung.

Für mich war das Thema Schlager durch, Deutsch in der Musik ging höchstens noch mit Reinhard Mey und Stephan Sulke. Nie im Leben hätte ich geglaubt, das mich das Thema Schlager noch einmal einholen würde. 

Was Matze hört, geht wahrscheinlich als Musik im allerweitesten Sinne durch. Töne sind es ja durchaus, die da zu hören sind. Das Schicksal schlug zu, als Helene Fischer in Theresas Leben trat. 

Wobei bei Helene durchaus zwei Seelen in meiner Brust schlagen. Ich bin der Meinung, sie könnte noch viel mehr aus ihrem Talent machen und sie verkauft sich als Künstlerin unter Wert. Andererseits leide ich eben unter einer Schlagerphobie und deshalb ist meine Wohnung helenefischerfreie Zone.

Dumm gelaufen ist da natürlich, dass der Chor am Programm der Frauenfasnacht "Atemlos" sang. Genauer gesagt sangen wir "Männerlos", aber das machte es auch nicht besser und nein, es war nicht meine Idee. 

Zu Hause habe ich natürlich nichts davon erzählt. Als dann die ersten Takte zu hören waren, schaute ich zu Theresa, die von mir aus gesehen, ganz vorne links saß. Sie schüttelte nur den Kopf und murmelte so etwas wie "das ist nicht dein Ernst". Das arme Kind war völlig konsterniert. Lisa und Gaby fielen vor Lachen fast vom Stuhl und Mäc hat uns dankenswerterweise fotografiert. Dass sie sich über das Entsetzen ihrer Schwester amüsierte, konnte ich deutlich sehen.

Wenn ich ihre Tochter wäre, würde sie mich auf der Stelle enterben, außerdem schenkt sie mir eine Helene-Fischer-CD und Konzertkarten. Resi war völlig aufgelöst und konnte es kaum glauben, mit welcher Begeisterung ihre Mutter auf der Bühne stand und sich männerlos durch die Nacht sang.    


Dennoch hätte es auch für mich noch schlimmer kommen können. Bei Andrea Berg hätte ich definitiv mein Mitwirken verweigert.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen