Samstag, 6. Juni 2015

Von coolen Socken

Neulich meinte Bernd, sein Arbeitskollege habe erklärt, er sei im Pokalfinale Wolfsburg gegen Dortmund für Wolfsburg, weil er den Klopp nicht mehr leiden könne. Ich wusste gar nicht, dass er den kennt, meinte ich spontan.

Dann habe ich nach-gedacht. Natürlich beurteilen wir Menschen, die wir nicht kennen. Bei Promis und die sich dafür halten ist das auch ganz normal. Die meisten sind ja auch bestrebt, ein Bild von sich zu vermitteln - ob positiv oder negativ ist dabei völlig egal. Hauptsache, die Kohle stimmt. Wobei ich mich manchmal schon frage, ob jeder Furz, den ein Promi lässt, verbreitet werden muss. "Guido Maria Kretschmer gefällt Nenas Frisur". Schön für die beiden. Aber ist das tatsächlich eine Meldung im "Stern" wert? Findet das tatsächlich jemand interessant?

Plötzlich findet man den Streich nicht mehr gut weil er abgestiegen ist, den Papst findet man mal toll oder auch nicht - je nachdem, was er gerade mal wieder von sich gegeben hat, Jogi finden alle super weil er Weltmeister wurde, aber wehe, er vergeigt die EM nächstes Jahr. Zu allen haben wir eine Meinung und den Menschen dahinter sehen wir nicht.

Es gibt zahlreiche Bewunderer, die sich im Glanze der Schönen, Reichen und Bedeutenden sonnen in der Hoffnung, es möge auch ein wenig Glanz auf sie selbst abfallen. Wenigstens solange Besagte schön, reich und vor allem bedeutend sind. Sollten sie allerdings ein Attribut verlieren, ist relativ schnell Schluss mit Lustig. Dann kann man die plötzlich nicht mehr leiden.

Selbstverständlich werden wir danach beurteilt, mit wem wir uns abgeben. Dieses Denken gilt natürlich auch in beschaulicheren und weniger berühmten Kreisen. Da zeigt man sich doch nur allzu gerne mit den vermeintlich Wichtigen der Stadt auf irgendwelchen Events (oder man lädt sie zu sich zum Mittagessen ein) im Glauben, sich dadurch aufzuwerten. Aber auch hier nur so lange, wie der vermeintlich Wichtige auch wichtig genug ist.

Dann habe ich weiter nach-gedacht und mir überlegt, welches Bild ich vermittle. Wie ich beurteilt und wahrgenommen werde. Bestimmt danach, was ich so auf meinem Blog schreibe. Und sonst? Ich bin weder reich, schön noch bedeutend. Ich kenne auch niemanden, der diese Kriterien erfüllt. Auch nicht auf lokaler Ebene. Wie wirke ich auf andere und ist mir das wirklich wichtig?

Natürlich findet man es cooler, wenn man gemocht wird. Da nehme ich mich nicht aus. Wobei ich befürchte, dass mir meine Freundschaft zu Elisabeth schon den ein oder anderen Minuspunkt eingebracht hat. Andererseits wird man mit dem Alter gelassener, sprich, es interessiert nicht mehr wirklich, was andere von mir denken die ich nur oberflächlich bis gar nicht kenne.  

Neulich ist mir im Internet folgendes Zitat über den Weg gelaufen, das mir in diesem Zusammenhang sehr gut gefallen hat:

"Es gibt Leute, die mögen mich nicht für das, was ich sage. Jetzt stellt euch mal vor die wüssten, was ich denke." 


Den Verfasser des Zitates kenne ich leider nicht.

Wie gesagt, im Alter wird man in der Frage, ob man gemocht wird oder nicht, etwas gelassener (jedenfalls sollte es so sein. Alles andere wäre irgendwie albern). Diese Gelassenheit könnt man allerdings schon in jungen Jahren gut gebrauchen. Beim weiteren Nach-denken dachte ich an den diesjährigen Abitursjahrgang und an die bevorstehende Abifeier. Ich hoffe, Rektor Kaltenbacher findet passendere Worte als im letzten Jahr und reduziert und bewertet diese jungen Menschen nicht wieder auf die Anzahl der erreichten Punkte.
Eigentlich müsste jeder von ihnen vor der Feier vor den Spiegel stehen und laut sagen: Ich finde mich toll (wahlweise saucool, megastark, geil, sensationell - was halt grad passt). Man sagt, Eigenlob stinkt. Allerdings bin ich der Meinung, dass es für die Entwicklung hin zu einer starken Persönlichkeit unbedingt notwendig ist, zunächst einmal sich selbst so anzunehmen wie man ist. Sich toll zu finden (oder was gerad so passt), ohne ständig darüber nachzudenken, was andere von mir halten. Bei allem was man tut, nicht zuerst darüber zu grübeln, was andere darüber denken. Authentisch zu sein. Wahrhaftig.

Ach ja: Ich finde, ich bin eine ganz schön coole Socke. 

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