Mittwoch, 24. Juni 2015

Mittagsschlaf interruptus

Seit ich mit 14 Jahren vier Wochen zur Kur war, bin ich ein glühender Anhänger des gepflegten Mittagsschlafs. 

Auch für unsere Eltern war ihre Siesta am Samstag- und Sonntagnachmittag heilig, was für uns Kinder natürlich bocklangweilig war, aber hey, wir haben es unbeschadet überlebt. 

Manchmal lege ich mich nachmittags im Wohnzimmer aufs Ohr. Ein zehnminütiges, knackiges Schläfchen und die Welt ist wieder in Ordnung.

Soweit die Theorie.

In der Praxis sieht es in acht von zehn Fällen folgendermaßen aus:

Nachdem ich mein müdes Haupt gebettet habe, kommen schon die ersten Schmeißfliegen, um zu sehen, ob die Liegende schon im Zustand der Verwesung ist. Dass dem mitnichten so ist, stört besagte Schmeißer nicht im geringsten, so dass sie mich mit ihrem Gesumme in den Wahnsinn treiben. Ich mache dem ein Ende, in dem ich die Fliegen samt ihrer Nachkommen an die Fensterscheibe klatsche.

Zeitgleich mit meinem Darniedersinken macht sich unsere Hündin Mona auf den Weg, um an meinem Kopfende ebenfalls einen neuen Schlafplatz einzunehmen. Möglicherweise will sie ihr Frauchen während des Schlafes beschützen. Allerdings liegt sie strategisch eher ungünstig in einer Nische hinter mir. Im Falle eines Angriffes findet sie es wohl geschickter, dass sie erst mal mich vorschickt. Erschwerend kommt hinzu, dass sie mir durch grunzen, brummen und schmatzen hörbar zu verstehen gibt, dass sie in meiner Nähe ist. Natürlich weise ich sie streng darauf hin, dass sie ihre Klappe halten soll, kurz darauf ist Ruhe.

Allerdings nicht lange, denn nun steht Emmely vor der Türe und begehrt mit ihrer Piepsstimme Einlass. Wir haben keine Katzenklappe, weil ich erstens keine Loch in der Türe haben möchte und zweitens reicht es mir, wenn sie mir ihre Beute in den Flur schmeißt, die brauche ich nicht in der Wohnung. Natürlich möchte sie auf der Stelle ihr Fressen haben, das allerdings nicht gut zu erreichen auf dem Boden steht, sondern erhöht. Erhöht deshalb, weil sich unsere Tiere wie Junkies auf das Futter des anderen stürzen.

Nach dem Fressen möchte Frau Katze natürlich wieder raus und ich starte einen letzten Versuch, mich hinzulegen (nicht, ohne vorher das Katzenfutter in Sicherheit zu bringen). Mona weiß noch vor mir, dass dies ein hoffnungsloses Unterfangen ist und verlässt ihren Platz hinter mir, um sich auf ihren angestammten Platz zu begeben. 

Kurze Zeit später kreischen im Garten Spatzen Zeter und Mordio. Ich gehe davon aus, dass Emmely auf der Pirsch ist und sehe mich genötigt, nach dem Rechten zu sehen. Von Emmely ist allerdings weit und breit keine Spur. Ich gebe meine Pläne nun endgültig auf und trinke stattdessen ein Tässchen Kaffee.

Emmely kommt wieder, begibt sich mit einem eleganten Sprung auf's Sofa, putzt sich sorgfältig und hält ihren einstündigen Mittagsschlaf.  

Kurz spiele ich mit dem Gedanken, sie einfach unsanft zu wecken, verwerfe aber meinen Plan. Ihre Rache könnte unangenehm werden.






    

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