Montag, 21. Juli 2014

Grenzwertig

Am letzten Donnerstag traf sich der Arbeitskreis Frauen mit Lebenserfahrung zum Meinungsaustausch unter Berücksichtigung der jeweiligen Lebenssituation bei Gastgeberin und Dozentin Elke. Unter den weiteren Anwesenden Gaby, Babsi, Traudl-Andi und mir entwickelte sich recht schnell eine angeregte und äußerst fruchtbare Diskussion, nicht zuletzt auf Grund der qualifizierten Redebeiträge. 

Die umfangreiche Abendordnung beinhaltete auch die Frage nach den Einkaufsgewohnheiten. Für die in der dörflichen Idylle von Niederweiler beheimateten Babsi kein besonders erwähnenswerte Tätigkeit der täglichen Routine, Traudl-Andi wohnt in einer WG und ich weiß gar nicht mehr, wer da für den Einkauf zuständig ist. Die restlichen Neuenburger holten erst einmal tief Luft.

Gaby erledigt ihre Einkäufe so gut es geht - ich wage es an dieser Stelle kaum zu schreiben - in Müllheim. Elke schleicht sich vor dem Morgengrauen aus dem Haus, um als erste den Laden zu betreten. Und ich schicke Bernie.

Grund für unser seltsames Verhalten sind unsere westlichen Nachbarn, die uns wirklich alles an Geduld, Toleranz und einem Höchstmaß an Gelassenheit abverlangen. 

Dabei unterscheiden wir durchaus zwischen den Lidl-Aldi-DM-Tabac-Franzosen und den ModeBuck-SchuhLamm-Einzelhandels-Franzosen. Ich möchte an dieser Stelle auch nicht polemisieren und den Franzosen vorhalten, dass sie sind, wie sie sind. "Wir" sind manchmal auch recht merkwürdig. So mutet es doch sehr befremdlich an, dass wir anscheinend nicht mal in der Lage sind, einen WM-Sieg zu feiern, ohne dass sich der mahnenden Zeigefinger der politischen Korrektheit erhebt.

Andererseits nervt es. Es nervt, die kulturellen Unterschiede Tag für Tag zu ertragen. Gestern fuhr ich mit 70 km/h von Müllheim nach Neuenburg. Wir Deutschen fahren von A nach B so schnell wie möglich. Alles andere ist vertane Zeit. Franzosen haben im Auto anscheinend alle Zeit der Welt. Wahrscheinlich ist die Zeit im Auto für französische Familien die einzige Möglichkeit, sich in aller Ruhe zu unterhalten.

Es nervt, wenn man hinter einem Auto warten muss, weil der Fahrer bei laufendem Motor (entgegen der Fahrtrichtung versteht sich) vor dem Tabacladen hält um sich Zigaretten zu kaufen. Das mag in Frankreich üblich sein, bei uns eben nicht. Und dass es Franzosen überhaupt nicht stört, dass uns das stört, macht die Sache sehr anstrengend. 

Es nervt, wenn man erst drei, vier Einkaufswagen rangieren muss, um an das gewünschte Regal zu gelangen, wenn das Auto auf dem Parkplatz neue Kratzer und kleine Dellen aufweist oder wenn man an der Kasse steht und dem Vordermann reicht das Geld nicht - bei einem Einkaufswert von weit über € 200
Und nein, Ihre Kreditkarte funktioniert hier nicht. Pardon?

Vielleicht klingt dies alles für die französischen Einkaufstouristen kleinkariert, engstirnig und spießig. Aber so sind wir nun mal. Und vielleicht ist das der Grund, wieso man "die Franzosen" als Belastung empfindet - weil man unsere Befindlichkeiten so wenig respektiert.    

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