Montag, 14. Juli 2014

Public Viewing - zu Gast bei Freunden

Eine WM oder EM wäre ohne das Public Viewing bei Jenneweins nur halb so schön. Seit der WM 2010 treffen wir uns in wechselnder Besetzung, um gemeinsam die Spiele der Nationalmannschaft anzuschauen. So auch in diesem Jahr.

Lecker Essen, Caipirinhas, Bier, Sekt, Wasser mit oder ohne Pfuhs (für meine amerikanischen Leser: gas) und eine überaus versierte Expertenrunde - so lässt sich ein Fußballgroßereignis genießen.

Deutschland - Portugal       4:0
Lässig. So könnte es weitergehen. Alle außer Hubert tragen ein Deutschlandtrikot. Hubert trägt als Zeichen des Respekts an das Gastgeberland ein Brasilientrikot. Wir lassen es ihm durchgehen. Aber nur dieses eine Mal. Als Ronaldo den Freistoß gegen die übermächtige Ein-Mann-Mauer Lahm schießt, schmeißen wir uns weg vor Lachen.

Deutschland - Ghana         2:2
Das kleinste Public-Viewing-Team trifft sich heute bei mir. Gaby und Hubert gondeln in Italien rum und meine Mädels sehen fremd. Lisa und ich gönnen uns erst einmal brasilianisches Hühnchen mit Reis und sind der Meinung, dass das eigentlich eine klare Sache sein müsste. Ist es natürlich nicht, umso mehr freut es uns, dass "unser" Boateng das Duell gegen seinen Bruder klar für sich entscheiden konnte. 

Deutschland - USA            1:0
Das letzte Vorrundenspiel. Diesmal wieder im Rohrkopf. Finn und Jörg sind als Verstärkung aus dem Schwarzwald mit dabei. Als echte Fußballfreaks treibt uns Mädels die Frage um, wie Beckerman mit so einer Frisur spielen kann. Der muss doch schwitzen wie Sau. Und wäscht er sich die Haare nach dem Spiel? Wohl eher nicht und wie macht er das dann? Doch ja, das 1:0 haben wir auch bejubelt.

Deutschland - Algerien      2:1 nach Verlängerung
Achtelfinale. Anspiel leider erst um 22 Uhr. Und dann noch Verlängerung. Wir konnten es kaum fassen. Wenn die Algerier gewinnen muss ich mir ne Burka nähen, wenn ich in den DM zum Einkaufen gehe. Irgendwann lungern wir wie die Jünger am Ölberg auf der Couch (bzw. Lisa in ihrem Sitzsack) rum. Das alles entscheidende 2:1 feiern wir im Liegen. Wobei sich Hubert mit Schweini solidarisch erklärt. Auch Hubert kriegt einen Krampf im Oberschenkel.

Deutschland - Frankreich  1:0
Viertelfinale. Diesmal wieder bei uns und sogar draußen im Hof. Was allerdings nicht ganz unproblematisch war, weil die Bildqualität nicht so besonders und es relativ hell war. Da hätte es auch nichts genützt, wenn man die Rollläden an den Fenstern geschlossen hätte.
Wenn sie heute gegen die Franzosen verlieren, dann schließen wir uns eine Woche ein. Nicht auszudenken, was im Städtle los gewesen wäre. Zwischendurch tropfen auch noch die überreifen Kirschen vom Kirschbaum auf uns runter. 

Deutschland - Brasilien      7:1
Halbfinale. Legendär. Simon durfte nicht mit, er war für Brasilien. Drei Tore habe ich gar nicht gesehen. Beim Stande von 3:0 war es an der Zeit für lecker Caipi. Gaby rannte nach einer Flasche Sekt (wozu, wissen wir bis heute noch nicht. Sie war plötzlich der Meinung, dass man Caipi mit Sekt auffüllt. Caipigaby sozusagen). Jedenfalls war ich in der Küche am Wirken, da sprang Lisa wie irre im Wohnzimmer rum. Kaum sah ich mir die Wiederholung an und ging wieder zurück zu meinen Caipigläsern, da fiel auch schon das 5:0. 
"Bin ich froh, dass ihr wieder was zum Stopfen habt", meinte Mäc, als Lisa, Gaby und ich uns hingebungsvoll unserem Caipi gewidmet haben. Beim 7:0 habe ich mich angeregt mit Gaby unterhalten und bin dem Spielgeschehen nur halbherzig gefolgt. Ich denke an meine brasiliansiche Nachbarin, die mir ein klein wenig leid tut. Aber nur ein klein wenig.

Deutschland - Argentinien  1:0 nach Verlängerung
Finale. Mit den Nerven am Ende. Ich beneide all jene, die mit Fußball so gar nichts am Hut haben. Sie verbringen einen unaufgeregten Tag. Im Gegensatz zu mir. Ich bin froh, dass die WM zu Ende ist. Länger hätten meine Nerven diese Alles-oder-Nichts-Spiele auch nicht ausgehalten. Diesmal darf auch Simon mit. Hubert heitert uns mit seinen Späßchen auf (na ja, Gaby fand es nicht so witzig) und um sich abzureagieren ist das Zerstoßen von Crushed Ice in mikroskopisch kleine Teilchen nahezu ideal. Als wir endlich Weltmeister sind, gibt es natürlich für uns kein Halten.
"Und der Hoeneß sitzt im Knast", meinte Simon. Schön, dass er auch an jene denkt, denen es momentan nicht so gut geht. Der Versuch eines Selfies scheitert kläglich. Ich bedauere jeden, der sich nicht für Fußball interessiert. Wie langweilig muss so ein Leben sein. 



So seh'n Sieger aus ...












... na ja, so ähnlich jedenfalls










Und ich weiß jetzt auch, warum das K.o.-Runde heißt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen