Dienstag, 1. Juli 2014

Ein Hoch auf ... euch

Ehrlich gesagt, steckt mir der Abiball buchstäblich immer noch in den Knochen. Das kommt davon, wenn man bis halb drei im Stadthaus rumhopst, als gäbe es kein Morgen.
Was sich außerdem hartnäckig in meinem Kopf festgesetzt hat, ist die Rede von Rektor Kaltenbacher.  

Es gibt Chancen, die hat man mehrmals im Leben. Wenn der FC Bayern in diesem Jahr die CL nicht gewinnt, dann halt im nächsten Jahr.
Dann gibt es Chancen, die hat man nur einmal. Zum Beispiel den entscheidenden Elfmeter im Endspiel der WM zu schießen und sich damit unsterblich zu machen. Oder seine Abiturienten mit aufmunternden, um nicht zu sagen segensreichen, Worten ins Leben zu entlassen. Aber, sorry, diesen Elfer hat Kaltenbacher hoffnungslos verschossen (ich bin im WM-Modus, man möge mir die Fußballmetaphern bitte verzeihen). 

Ich hätte mir für euch ganz andere Worte gewünscht, als die Nörgelei über einen zu schlechten Gesamtschnitt und darüber, dass sich möglicherweise nicht alle richtig um einen besseren Schnitt bemüht hätten. Die Frage, ob möglicherweise der ein oder andere unter euch nicht mit der nötigen Sorgfalt betreut wurde, stellte er leider nicht. Nicht jeder Lerninhalt, egal in welchem Fach, wurde möglicherweise so vermittelt, dass er auch für alle nachzuvollziehen war. Manchmal passen Trainer und Spieler einfach nicht zusammen.

Und seien wir ehrlich: Was nützt mir ein Superabiturient, den man ansonsten in der Pfeife rauchen kann? Eben.

Ich hätte mir gewünscht, er hätte euch gesagt, wie einzigartig ihr seid. Liebenswert, jeder auf sein Art. Dass ihr wertvoll seid und sich dieser Wert nicht an Zahlen festmachen lässt. Ihr seid auf dem Sprung in das größte Abenteuer überhaupt: dem Leben. Und dieses Leben kennt keine Bewertungen vor und nach einem Komma. 

Ich hätte mir gewünscht, er hätte euch Mut gemacht, voll Zuversicht in diesen neuen Lebensabschnitt zu gehen. Ihr verlasst den geschützten Raum der Schule, und manchen macht die Vorstellung Angst, von jetzt an das Leben in die eigenen Hände zu nehmen. Richtungsweisende Entscheidungen zu treffen und mit den Konsequenzen leben zu müssen.

Lasst euch nicht einreden, wie ihr persönlichen Erfolg zu definieren habt. Euer Weg wird ab und an über Umwege verlaufen. Doch diese Umwege werden euch bereichern. Manchmal erweist sich der bequemere Weg als die schlechtere Entscheidung und manchmal wächst man nach Niederlagen über sich hinaus.

Habt den Mut, auch gegen Widerstände zu eurer Meinung zu stehen und rennt nicht allem nach, was gerade angesagt ist. Habt den Mut, eure Meinung zu revidieren und Fehler einzugestehen. Fehler zu machen ist ein Vorrecht der Jugend.

Lasst euch nicht manipulieren und seid wachsam. Lernt, zu hinterfragen und nicht alles als Gegeben hinzunehmen.

Ihr könnt nicht die ganze Welt, aber ihr könnt eure Welt zu einem besseren Ort machen. Und da spielt der Notendurchschnitt überhaupt keine Rolle.  
















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