Montag, 28. Juli 2014

Mein Leben als Küchenfee

Wenn du Hilfe brauchst, stehe ich gerne zur Verfügung.“ Dieser gegenüber Elisabeth Grunau leichtsinnig daher gesagter Satz brachte mich ins Küchenteam des Ferienlagers der KjG Neuenburg. Das war zwar von mir ganz und gar nicht so beabsichtigt, doch Elisabeth teilte mich kurzerhand dem Küchenteam zu. Schüchtern warf ich ein, ich wolle aber nur eine Woche mitgehen, gnädigerweise wurde meiner Bitte entsprochen und ich entschied mich für die zweite Woche. Es war eine der besten Entscheidungen meines Lebens.

Châtelard also. Am Fuße des Mont Blanc idyllisch gelegen. Weniger idyllisch war die Küche. Alte Pfannen und Töpfe, ein Herd, der nicht richtig funktionierte, viel zu wenig Geschirr, kaum Kühlmöglichkeiten für die von uns mitgebrachten Lebensmittel. Machte aber nix, es geht noch schlimmer, meinte Bettina, in was weiß ich wo war die Küche in einen Felsen gehauen und hatte kein Tageslicht. Und wir konnten wenigstens das Gemüse draußen bei herrlichem Sonnenschein schnippeln.

Die Woche war ratz-fatz um. Mir war bis dahin nicht bewusst, dass es Kinder gibt, die ständig von einem nagenden Hungergefühl befallen sind. In Falle des Ferienlagers betraf dies sämtliche Teilnehmer. Wohlgemerkt hätten die Portionen mühelos eine Bundeswehrkompanie gesättigt.

Bei Dienstantritt war ich der irrigen Meinung, mein Leben bestünde fortan nur aus kochen und Töpfe reinigen (und beten, natürlich). Weit gefehlt. In einer Woche Châtlard mutierte ich zur menschlichen Pyramide, ich wurde beinahe Lagerstar (im Duett mit Theresa), zusammen mit Gaby und Bettina machte ich die Nacht zum Tag und wir trieben damit unsere Töchter in den Wahnsinn. Ich triumphierte im Mörderspiel über Christian Grumber, was mir danach nie wieder gelingen sollte. Kurz gesagt, mein Entschluss, im nächsten Jahr wieder mit ins Lager zu gehen (und zwar für 2 Wochen), stand noch vor der Heimreise fest.

Lenzerheide. Schon besser als Châtelard. Mit Andreas Hofmann einen Profikoch dabei, was am Speiseplan deutlich zu sehen war. Allerdings wurde in Lenzerheide die Mitglieder des Küchenteams ihrer Individualität beraubt. Wir wurden der Einfachheit halber schlicht als „Küche“ tituliert. Als „Küche“ bereiteten wir die Mahlzeiten zu, heilten kleine und größere Blessuren und zur Belohnung durften wir die ganz großen Verletzungen im Dorf bei einem mehr als ansehnlichen Bergdoktor verarzten lassen.
In Lenzerheide klebte ich wie ein nasser Sack am Berghang, fiel von der Schaukel und labte mich des Abends nach einem ereignisreichen Tag am lieblischen Roten von der Kerstin und am Röteli der Vermieter. Zum Leidwesen der Leiterinnen, die über unserem Stübli schliefen und sich über den Lärm beschwerten, den wir angeblich gemacht hätten.

Was das Haus, die Umgebung und - vor allem die Küche – angeht, war das Haus Planatsch in Rueras/Sedrun kaum zu schlagen. In völliger Alleinlage war es total egal, wenn die Kinder lärmten oder sich todesmutig auf der Wasserrutsche den Berg runter warfen.




Es war nicht schlimm, wenn es mal regnete, und wenn einer nervte hatte man genug Platz, um sich aus dem Weg zu gehen. Und das Küchenteam hatte einen eigenen Trakt, für Kinder und Leiter tabu, mit einer Waschmaschine. Ich durfte Yogaübungen im Morgengrauen bestaunen und Lamas zogen am Küchenfenster vorbei.

der Beweis - kochen macht Spaß
Die Küche ist ein Traum und erleichterte die Arbeit ungemein, so dass genug Freizeit bliebt um zu lesen, Bändchen zu knüpfen, am Nachmittag den fehlenden Schlaf nachzuholen oder einfach auf dem herrlichen Balkon zu chillen.
chillen für Fortgeschrittene

ABBA - oder so ähnlich

Man war zwar immer noch „die Küche“, aber dafür wurde man durch das -größtenteils- liebenswerte Leiterteam mehr als entschädigt. Oder als musikalisches Highlight am letzten Lagerabend gebucht.




Also alles Friede, Freude, Eierkuchen (oder Himbeertraum)? Ganz und gar nicht. Gibt es Leiter, die nerven? Aber Hallo! Kinder, die „besonders“ sind? Ohne Zweifel. Fängt der Tag in der Küche viel zu früh an? Für mich definitiv.

Nun also Lenzerheide, zweite Auflage, anderes Haus. Alles ein bis zwei Nummern kleiner. Wir werden wieder zusammenrücken müssen - ein bisschen wie Châtelard. Mit einer schönen Küche. 




2 Kommentare:

  1. bei dir schmeckt das Essen aber auch immer! ;)

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  2. Ja, das Lager war auch eine meiner besten Entscheidungen im Leben! :) Liebe Grüße aus Bremen, Moni

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