Dienstag, 16. Dezember 2014

Märchenwinterwunderland

Ist es nicht herrlich, wenn die Wintersonne den Himmel in einem schier unwirklichen Blau erscheinen lässt? Wenn Schneekristalle die Landschaft in ein wunderschönes Märchenwinterwunderland verzaubern? Wenn in den Wohnstuben Kerzenlicht die Herzen der Menschen wärmt? Wenn die Natur ein kleines Päuschen macht?

Nein. Ist es nicht. Dann hat sich der Winter höchstens von seiner angenehmen Seite gezeigt, aber er bleibt, was er ist: Ein kalter Geselle. Er und ich waren noch nie ein Herz und eine Seele. Und das wird auch nichts mehr in diesem Leben.

Denn mal ganz ehrlich: Wie viele solcher Märchenwinterwunderlandtage gibt es denn in den Wintermonaten? Die kann man an einer Hand abzählen. Ansonsten ist die Welt um uns herum eher trist, gemalt in den Farben Kackbraun, Matschgrau und Schmutzigweiß.

Sobald das Thermometer unter 15° fällt, beginnt für mich die Zeit der Leiden. Das war schon immer so. Gern gibt meine Mutter eine Geschichte aus meiner Kindheit zum besten. Wie sie mich stundenlang mehrlagig angezogen hat (Schneeanzüge gab es noch nicht), damit ich mit meiner Schwester Schlitten fahren gehen konnte. Nach 5 Minuten im Schnee hat mich meine Schwester dann wieder nach Hause gebracht. Ich habe Rotz und Wasser geheult, weil mir zu kalt war.
Ich denke allerdings, dass meine Schwester mich, kaum dass wir draußen waren, in den Schnee geschmissen hat. Immerhin ist sie 5 Jahre älter und hatte sicher keinen Bock, auf ihre Schwester aufzupassen, während sie mit den Kindern aus der Nachbarschaft Schlitten fahren wollte. Allerdings fehlen mir für diese meine Behauptung leider die Beweise. Und natürlich wird sie es heftigst dementieren.

Meine Abneigung gegen den Winter ist geblieben. Die Kleidung, die mich auch bei < 15° warm hält, ist noch nicht erfunden. Das Grau in Grau schlägt mir aufs Gemüt. Und warum sollte ausgerechnet zu Weihnachten Schnee liegen?

Neulich hab ich von einer Holländerin gelesen, die mit dem Traktor zum Südpol gefahren ist. Gut. Am Südpol ist grad Polarsommer. Und von Holländern weiß man, dass sie ein reiselustiges Völkchen sind. Aber mit dem Traktor? In diese Gegend? Bei der Kälte? Allein bei der Vorstellung krieg ich Frostbeulen.

Abends um 5 ist es schon dunkel und wer durch die Straßen geht, dem tränen angesichts der teilweise skurrilen Fensterbeleuchtungen die Augen. Den "Bad-Taste-Award" teilen sich dabei gleich mehrere Bewerber. Blinkende Sterne in den Farben weiß, rot und blau, türkisfarbene Lichterketten, beleuchtete Kitschfiguren (sehr gerne Schneemänner, Weihnachtsmänner oder Rentiere) und vieles mehr, was es an Geschmacklosigkeiten sonst noch gibt.

Mein Lieblingsplatz ist im Flur vor dem Ofentor des Kachelofens. Da steh ich wie festgeklebt, bis es wieder Frühling wird. Es sind noch 94 Tage bis zum 20. März.

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