Donnerstag, 14. Mai 2015

Bedenkenträger

Gestern nachmittag rief mich Elisabeth an, ob ich denn Zeit hätte, mich spontan mit ihr in der Eisdiele zu treffen. Es gäbe ja einiges zu besprechen wegen Ferienlager und unseres Termins mit Father Mayer. Da Spontanität mein zweiter Vorname ist schwang ich mich kurzerhand aufs Rad, um mich mit Elisabeth an köstlichem Eis zu laben.

Ich hege ja schon seit längerem den Verdacht, dass unser Hamschterle in einem anderen Raum-Zeit-Kontinuum lebt. In ihrem Hamsterrad dreht sie unverdrossen Runde um Runde, während sie dafür pro Tag mehr als 24 Stunden zur Verfügung hat. Um so erstaunter war ich natürlich über ihren Anruf, sie habe Zeit, sich in die Eisdiele zu setzen. Vielleicht hat sie ja ihren Klon geschickt. 

Irgendwann kam dann die Sprache darauf, wie schön doch dieser Rathausplatz mit den zwei Eisdielen sei. Sicher der schönste Platz in Neuenburg. Was angesichts der vielen Gruben und Gräben, einer vor sich hin gammelnden ehemaligen Likörfabrik und einem Glashaus, in dem schon lange keiner mehr sitzt, auch nicht sonderlich verwundert.

Wie dem auch sei. Natürlich ist der Rathausplatz ein toller Treffpunkt.
Als ich so vor mich hin dachte fiel mir ein, wie heftig um eben diesen Platz gestritten wurde. Groß war das Geschrei der Bedenkenträger, die es nicht fassen konnten, wie man den schönen Platz mit dem schönen Brunnen und dem schönen Rasen so einfach zupflastern kann. Das ganze Grün verschwindet und überhaupt, was das alles kostet.

Ähnliches war vermehrt vor der Bürgermeisterwahl von den Arbeiten am Rhein im Zuge der Landesgartenschau, die 2022 in Neuenburg stattfindet, zu hören und zu lesen. Die Eingriffe in die Natur und was das alles kostet. Kann natürlich sein, dass es da eher um die Person des Bürgermeisters als um die Sache ging.

Ich habe zwar einen Garten, möchte mich aber hier nicht als ausgesprochenen Gartenspezialisten bezeichnen. Mein Sammelsurium würde man wohl am ehesten mit Naturgarten beschreiben (Giersch soll ja sehr gesund sein). Ich habe vor zig Jahren in Kehl meine erste und einzige Landesgartenschau besucht. Die Insel Mainau ist ganz nett, muss ich aber nicht noch mal haben. 

Dennoch freue ich mich riesig auf die Landesgartenschau in meiner Stadt. Denn seien wir doch ehrlich: Dass der Rhein an unserer Stadt vorbeifließt, hat mir bis jetzt nicht viel gebracht. Das Rheinufer lud nicht unbedingt zum Verweilen ein. 
Wir sind was wir sind durch die Lage der Stadt an diesem Fluss. Er bestimmte maßgeblich die Geschichte und das Gesicht der Stadt. Fluch und Segen zugleich. Dafür muss wieder ein Bewusstsein geschaffen werden. Was nicht gelingt, wenn man den Rhein vor lauter Wildnis gar nicht mehr sieht. 

Ich sehe in der Landesgartenschau in erster Linie die Chance, die Stadt lebenswerter zu machen. Und, um es mit Willy Brandt zu sagen, es wächst zusammen, was zusammen gehört.

Bedenkenträger können mich gerne verantwortungslos und angesichts der möglichen Schulden für die nachfolgende Generation rücksichtslos nennen. Und was man mit dem Geld nicht alles machen könnte. Was der ganze Spaß letztlich kostet, ist mir nämlich relativ egal. Man kann Zukunft nicht immer nach einer nüchternen Kosten-Nutzen-Rechnung gestalten. 





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