Samstag, 9. Mai 2015

Buchgenuss

"Freunde, gute Bücher und ein schläfriges Bewußtsein: Dies ist das ideale Leben!"

Das Zitat könnte von mir sein. Allerdings hatte Mark Twain wohl ein ebenso inniges Verhältnis zu Büchern und Freunden. Ein Leben ohne Bücher? Kaum vorstellbar. Ganz egal, wann ich zu Bett gehe, ohne ein paar Seiten zu lesen beschließe ich keinen Tag. Wobei es durchaus vorkommen kann, dass ich am anderen Tag nicht mehr weiß, was ich gelesen habe. 

Mit Freunden und guten Büchern waren beim abendlichen "Buchgenuss nach Ladenschluss" in der Buchhandlung Beidek in Müllheim schon mal zwei Voraussetzungen zum idealen Leben erfüllt.

Insgesamt waren wir zehn Frauen, die sich von 19 bis 21 Uhr  ungestört in der Buchhandlung breit machen durften. Was wir denn für eine Gruppe seien, wollte die Verkäuferin noch wissen, ehe sie uns alleine ließ. Elkes Antwort "eine Chaotengruppe" veranlasste die gute Frau, uns mit einem "macht keinen Unfug" in den Bücherabend zu entlassen. 

Unfug machten wir natürlich keinen. Wir schmökerten uns hemmungslos durch die Bücherregale. Theresa und Magdalena deckten sich zunächst mit Büchern über psychopathische Serienmörder und andere Menschenquäler ein. Da fragt man sich als Mutter schon, ob man sich nicht Sorgen machen sollte.

Wobei auch für mich nichts über einen gepflegten Mord geht. Allerdings gewürzt mit einer Prise Humor. In meinen Regalen stapeln sich mittlerweile Leichenberge. Zwischendurch gibt es noch was Witzig-Skurriles, aber in der Hauptsache gilt "Mord ist ihr Hobby".

Später erfüllte dann Theresas Lachen die Buchhandlung. Es waren nicht ihre Killerbücher, sondern "Schab nix gemacht" - Geschichten aus der Hauptschule, die zu wahren Heiterkeitsausbrüchen führte. Elisabeth bestätigte dann auch, dass der Beruf des Lehrers total witzig sei. Alles eine Frage der Einstellung.

Buchgenuss  nach Ladenschluss. Kein Onlinehändler der Welt kann diesen Traum aller Bücherfreunde erfüllen.  




Das schläfrige Bewußtsein zum idealen Leben ereilte mich natürlich am Abend auch noch. Vor lauter Schläfrigkeit habe ich allerdings meine Katze auf dem Balkon vergessen, so dass sie die ganze Nacht draußen verbrachte. Sehr zu ihrem Unmut, den sie wohl gegen Morgen lautstark kundtat. Jedenfalls sah sich eine Nachbarin dazu veranlasst, mir um 5.37 Uhr und 5.41 Uhr auf dem Anrufbeantworter zu hinterlassen, ich solle die Katze rein lassen. Natürlich, ohne ihren Namen zu nennen.

Wer mich kennt weiß, dass ich zu dieser unchristlichen Zeit telefonisch garantiert nicht zu erreichen bin. Aber überhaupt nicht. Drei Stunden später möglicherweise. Aber niemals um zwanzig vor sechs.

Natürlich kann ich mir vorstellen, dass Emmelys lautstarker Protest gegen ihr Exil nervig war. Aber ich habe sie halt vor lauter Schläfrigkeit (und vielleicht auch aus Frust, weil der FC Bayern so kläglich in Barcelona unterging) auf dem Balkon vergessen.

Zur Buße haben Bernie und ich dann Nachbars Katze vom Garagendach gerettet. Sie war zwar wenig darüber begeistert, dass wir sie in einen Sack für Gartenabfälle steckten, aber mit einer zappelnden Katze eine Leiter runtersteigen wäre wohl nicht ohne Personenschaden abgegangen. 

Wie dem auch sei: In Emmelys Fall führte mein schläfriges Bewußtsein garantiert nicht zum idealen Leben. Jedenfalls nicht für meine Nachbarin.





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