Mittwoch, 20. Mai 2015

Du weißt du bist ...

Auf Facebook gibt es eine Gruppe, die heißt "Du weißt du bist Freiburger, wenn ..." . Da schreibt man dann rein, in welchen Momenten man sich als Freiburger fühlt. Zum Beispiel "..., wenn du Gemüse auf deinem Dach anbaust", "..., wenn du Fahrrad fahrender Veganer bist.", oder "..., wenn du Mitglied in mindestens einer Bürgerinitiative egal gegen was bist." Sowas in der Art.

Das gibt es noch aus anderen Städten, beispielsweise aus Stuttgart, Remscheid, dem Ruhrgebiet und aus Müllheim. Aus Neuenburg auch, da heißt es aber "Du bisch vu Neueburg/Rh., wenn ...
Da postet man im Idealfall Erinnerungen aus längst vergangenen Tagen. Oder was so gerade läuft im Städtle. Ab und zu schaue ich auf der Seite vorbei. Im Moment ist eine Diskussion pro und kontra Landesgartenschau im Gange. Übrigens sehr aufschlussreich.

Neugierig wie ich bin, habe ich mir mal die Mitglieder der Gruppe angeschaut und dabei festgestellt, dass diese teilweise mitnichten aus Neuenburg sind. Witzig, dachte ich mir, was schreibt man denn da aus der guten alten Zeit (die nur im Rückblick immer gut war) rein? 

Weiteres Nachdenken brachte mich dann zu noch mehr Fragen. Wann ist man von irgendwo her? Gilt, nur wenn man in dieser Stadt aufgewachsen ist, auch von dort zu sein? Wo fühle ich mich daheim? Wer oder was vermittelt dieses Gefühl? Was macht einen Zugezogenen zu einem Dazugehörenden? Warum gelingt das bei manchen, bei anderen aber nicht? Oder sind die Facebook-Mitglieder nur Mitglieder, weil sie dazugehören wollen und sich für den Rest eigentlich gar nicht interessieren (man sagt ja Facebook nicht zu Unrecht eine gewisse Oberflächlichkeit nach)?

Wie ist das mit den Weg-gezogenen? Sind die in zwei Städten gleichermaßen zu Hause? Wie verändert ein Zurück-kommen den Blick auf die Heimatstadt? 

Fragen über Fragen. Auf die ich jetzt auch keine Antworten weiß. Aber ich denk darüber nach.

Wie  unschwer zu erkennen ist, bin ich "vu Neueburg/Rh.", geboren und aufgewachsen, mit jeder Menge Geschichten. Etwa von den bösen Buben aus der Kreuzstraße. Vor dem großen Uli hatte ich immer einen Heidenrespekt. Groß ist der Uli zwar immer noch, aber die Angst hat sich Gott sei Dank gelegt. Was vielleicht damit zusammenhängt, dass er mit meiner Freundin verheiratet ist.

Ich finde es jedenfalls schön und es berührt mich irgendwie, dass es offensichtlich gelungen ist, dem ein oder anderen das Gefühl zu geben, in "meiner" Stadt daheim zu sein. Sie teilen mit uns keine Kindheits- und Jugenderinnerungen. Sie teilen mit uns die Gegenwart und gestalten die Zukunft mit. Wenigstens ein Teil der Facebook-Gruppe. 


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