Mittwoch, 18. Juni 2014

Abiabschlussfahrt

Menschen werden ja gerne in Schubladen gesteckt. Frühaufsteher oder Nachtmensch - also Lerche oder Eule. Frühlings-, Sommer-, Herbst,- oder Wintertyp. Süden- oder Nordenurlauber. 

Ich liebe den Süden. Von Griechenland bis Portugal  führten mich meine Reisen einmal um das halbe Mittelmeer. La dolce Vita, laue Sommernächte, milde Meeresbrisen 

Demnach bin ich eine südenurlaubende Sommereule.

Magdalena, Simon der Ungeschickte und ich flogen zu unserer ganz persönlichen Abiabschlussfahrt nach ... Edingburgh.

Ich habe keine Ahnung, weshalb ich als Reiseziel gerade Edingburgh zum Vorschlag machte. Ich treffe viele meiner Entscheidungen aus dem Bauch raus, ohne dass ich sie wirklich erklären könnte. Möglicherweise wollte ich mir auch mal die vielgepriesene stürmische Nordseeluft ins Gesicht blasen lassen. Eine meiner Romanfiguren kommt aus Schottland, vielleicht wollte ich einfach mal schauen, wo der gute Gavrhan so herkommt.

Mit Easyjet ab Basel dauert ein Flug gerade mal 2 Stunden. 2 Stunden, in denen ich mich unendlich langweilte. Gut. Hinter uns saß eine Familie, die etwas für Abwechslung sorgte. Und schräg gegenüber saß ein Mann, der so fett war, dass er gerade so in seinen Sitz passte. Er war ununterbrochen am Essen. Manches ist so gruselig, dass man den Blick kaum abwenden möchte. 
Das Mädchen hinter mir fragte beim Landeanflug jedes Mal, wenn es einen Tümpel sah, ob dies Loch Ness sei. Die Mutter wusste es offensichtlich auch nicht so genau, sonst hätte sie ihrer Tochter ein für alle Mal erklärt, dass sie meilenweit von Loch Ness entfernt waren. Dann wollte das Mädchen wissen, ob sie im Auto ihr was-weiß-ich-Phone laden könne. Nein, meinte der Papa, zuerst müsse er seine E-Zigarette aufladen.

Basel - Abflug - Sonne 30 Grad. Edingburgh - Ankunft - Regen 14 Grad. Und die Frisur hält. 

Irgendwie war mir nicht bewusst, wie hügelig dieses Edingburgh ist. Beim Studieren des Reiseführers muss ich das wohl überlesen haben. Jedenfalls ist es sehr hügelig. Aber, so dachte ich mir, wir haben ja Simon den Ungeschickten dabei, da kann Magdalena nicht wie üblich im Stechschritt durch die Stadt hetzen. Simon der Ungeschickte hatte sich nämlich beim Fußball das Knie ohne Fremdeinwirkung kaputtgemacht. Nun humpelte er mit einer Schiene. Ich dachte, das bringe mir einen strategischen Vorteil und ich müsste eben wegen Simon langsam wie ich bin die Hügel hoch und runter kriechen.

Komischerweise war Simon trotz Schiene weit weniger langsam als gedacht. Meistens mussten Mäc und er trotzdem auf mich warten. Das war aber auch steil.

Ansonsten ist Edingburgh eine wunderschöne Stadt. Kleine, verwinkelte Gassen, sehr gepflegte Grünanlagen (bestens geeignet zum Ausruhen), unglaublich freundliche Menschen.

Wir wohnten direkt am Grassmarket, dem ehemaligen Galgenplatz, auf dem 1748 die letzte Hinrichtung stattfand. 
Natürlich war mein Zimmer im dritten Stock. Mit einem Aufzug nur bis zur ersten Etage. Dafür entschädigte die Aussicht.

An diesem Grassmarket befindet sich ein Pub am anderen, teilweise jeden Abend mit Livemusik und lecker Guinness. Die Pubs sind genau so, wie man sich Britische Pubs vorstellt. Treffpunkt an der Theke auf ein, zwei, drei Bier oder vielleicht doch lieber einen von geschätzten 50 Whiskeys. Dazu eine Kleinigkeit zu essen. Ich hätte gerne ein Pub in meiner Stadt. 

Ich werde Edingburgh ganz bestimmt noch einmal besuchen. Auf die Nordseebrise könnte ich aber verzichten.



                                               








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