Sonntag, 8. Juni 2014

Muttertag

Das dicke, nachträgliche Lob für die Erziehung meiner Kinder als Kommentar von Sandra zu meinem "School is over" Post veranlasste mich, mir über die Kinder in meinem Freundes- und Bekanntenkreis Gedanken zu machen. 

Wenn ich mir das "Ergebnis" unserer Bemühungen, aus unseren Kindern selbstbewusste, starke und liebenswerte Menschen zu machen, ansehe, möchte ich an dieser Stelle sagen:

Meine Damen, wir haben einen tollen Job gemacht.

"Du hast ja auch wirklich Glück mit deinen Kindern", meinte einmal eine Mutter zu mir. Nun, wie wir alle wissen, hat das mit Glück nicht unbedingt etwas zu tun. Vielmehr mit enorm viel Zeit, Energie und Nerven, bis unsere Kücken einigermaßen flügge wurden.

Stunden, die wir, mal mit mehr, mal mit weniger Geduld bei den Hausaufgaben gesessen sind (also bei Matze nicht, der hatte nie welche auf), wir haben uns mit Französischvokabeln abgequält und hatten nicht wirklich eine Antwort darauf, wann man jemals wieder im Leben die 27. Ableitung einer Funktion braucht.

Wir verbrachten unzählige Stunden auf den Straßen mit Bring- und Abholdiensten, wahlweise zum Sport- oder Musikunterricht oder beidem. Später auch gerne zu entfernter wohnenden Freunden.

Wir bildeten einen Puffer gegen das vermeintliche Oberhaupt der Familie und nahmen klaglos hin, dass wir Schuld daran hatten, wenn etwas nicht so lief, wie es laufen sollte.

Den Kindern zuliebe hockten wir uns zwei Mal jährlich in Elternabende, die uns manchmal an den Rand des Nervenzusammenbruchs führten. Zur Belohnung wurden wir als Elternvertreter gewählt, weil ich wahrscheinlich heute noch in einem miefigen Klassenzimmer sitzen würde, da bei der Frage nach der Wahl alle anderen betreten zu Boden blickten.

Die Talentierten unserer Kinder lernten ein, zwei oder gerne auch drei Musikinstrumente. Wer allerdings das Glück der Erde eher auf dem Rücken eines Pferdes fand, für den verbrachten wir gerne unsere Zeit in stinkenden Ställen oder bei nervenaufreibenden Reitturnieren. Oder doch lieber ganz klassisch Fußball? Auch kein Problem. Wer träumte einst nicht davon, bei strömenden Regen und kaltem Wind am Spielfeldrand zu stehen und dabei zuzusehen, wie das Kind eins auf die Knochen kriegt.

Die selbst gemalten Bilder zum Muttertag habe ich immer noch sorgsam aufbewahrt. Wobei ich den Muttertag als Gedenkveranstaltung überhaupt nicht mag. Für die Mutti Blumen und Vati säuft sich an Vatertag die Hucke voll. 

Die Frage nach Kind und Karriere stelle sich uns nicht. Matthias bekam im Alter von 4 Jahren mit Ach und Krach einen Kindergartenplatz. Von Kinderkrippe sprach absolut niemand. Wozu auch. Bei einer Arbeitslosenzahl von 11% in den Neunzigern wurden wir schlichtweg nicht gebraucht. Andererseits machte dieser Umstand eben möglich, dass wir unseren Kindern das Wertvollste bieten konnten, das wir hatten: Unsere Zeit. 

Vielleicht machte uns dieses Mehr an Zeit auch etwas gelassener im Umgang mit unseren Kindern. Wir waren einfach präsenter und legten die Erziehung nicht gänzlich in fremde Hände.

"Weil Gott nicht alles alleine machen wollte, erschuf er die Mütter."

Eines meiner Lieblingszitate.  

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