Freitag, 13. Juni 2014

Ein Kleid für Theresa

Vor vielen Jahren hatte Ursula die Idee, wir könnten uns doch zu einem Nähkurs bei der VHS anmelden. Die Umsetzung dieser Idee erwies sich als einer der besten Investitionen meines Lebens. Seither nähe ich für besondere Anlässe besondere Kleider.

Für Magdalenas bevorstehenden Abiball bedarf es natürlich wieder besonderer Kleider und so suchten wir (Magdalena, Theresa und ich) uns die entsprechenden Schnitte aus.

Es gibt Vorhaben, die von Anfang zum Scheitern verurteilt scheinen. Das Nähen von Theresas Kleid ist so ein Vorhaben. Ich hätte es wissen müssen, als ich den Schnitt bei Burda bestellte. Den gab es nur als Download, also downloadete ich den Schnitt, er kam in 21 Einzelblättern aus meinem Drucker. Eigentlich sollte das Probequadrat auf Seite 4 genau 10 x 10 cm messen. Natürlich tat es das nicht. Es war größer. Macht nichts, dachte ich mir, mach ich einfach den Schnitt kleiner.

Theresa wollte übrigens mal was ganz anderes, es sollte ein Kleid eher so in Hängerlestyle sein. 

Bis dahin lief alles noch ganz normal. Kleid ausgeschnitten, zusammengenäht, anprobiert. Mist. Der Ausschnitt endete vorn knapp über dem Bauchnabel und hinten rückenmittig. Mein Hinweis, dass Rihanna auch mit solchen Ausschnitten rumläuft bescherte mir genervt-böse Blicke. 

Alles klar, dann halt nicht, dann setz ich einfach ein Stück Stoff ein. Abgemessen, eingenäht, immer noch zu groß. Dann also mit drei Stoffstreifen den Ausschnitt raffiniert gestaltet. Gott sei Dank fand diese Idee Gnade vor Theresas Augen.

Mit Hängerlestyle war übrigens nichts. Sie sah darin aus wie in einem Kartoffelsack. Also aus Hängerle ein Etuikleid geschnitten. 

Leider war der Tisch nicht ganz sauber, als ich die Stoffstreifen eingenäht habe. Von Magdalenas Hanuta befindet sich jetzt ein kleiner Fleck hinten auf dem Kleid. Da hatte ich zum ersten Mal das Bedürfnis, das Kleid samt Nähmaschine zum Fenster raus zu werfen.

Über dem Kleid wird ein Oberteil aus Spitzenstoff getragen. War auch soweit kein Problem. Bis ich die Arm- Hals- und Rückenausschnitte mit Schrägband einfasste. Für diese an sich einfache Arbeit brauchte ich nahezu zwei Stunden. Es sah an den Armausschnitten bescheuert aus. Theresa müsste den Abend mit angewinkelten Armen verbringen, dann ginge es möglicherweise. Also das Schrägband wieder weg. 

Um mir ein Bild davon zu machen, wie das Endprodukt so in etwa aussehen könnte, habe ich es anprobiert. Mir hat es vor dem Spiegel schier die Sprache verschlagen. Furchtbar. Die einzige Hoffnung bestand darin, dass es an Theresa nicht so erbärmlich aussah.

Der Anprobe folgte ich bangen Blickes. 

Und  manchmal wird man für seine Ausdauer und Hartnäckigkeit tatsächlich belohnt. Mit noch ein paar Änderungen sieht das Kleid bestimmt toll aus. Mit dem ursprünglichen Schnitt hat es übrigens überhaupt nichts mehr gemein.



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