Dienstag, 27. Mai 2014

Katzenhaus

Einerseits als Gartenverscheißer und Kleintiermörder gehasst, andererseits innig geliebt und mit nahezu mystischen Eigenschaften versehen, erregt wohl kaum ein Haustier derart die Gemüter wie die Katze. Auf einschlägigen Foren tobt ein Glaubenskrieg, bei dem ich auf Seiten der Katzenhasser doch leichte Zweifel an deren geistigem Gesundheitszustand habe. Da ist die Rede davon, man müsste die Spezies ob hunderttausender dahingemeuchelter Singvögel schlicht ausrotten. Man spricht ihnen aufgrund ihrer Jagdeigenschaften die Daseinsberechtigung ab. Ich beteilige mich nicht an Diskussionen auf diesem Niveau (ich beteilige mich überhaupt nicht an Diskussionen in irgendwelchen Foren), würde diese Menschen aber gerne fragen, ob es dann für den Planeten insgesamt nicht besser wäre, ihn von der Menschheit zu befreien. Wenn wir ehrlich sind, sind wir nicht nur für Singvögel und anderes Kleingetier die größte Bedrohung.

Ich bin mit Katzen aufgewachsen. Zu meinem Haus haben schon immer Katzen gehört und ich frage mich, ob es neben Menschen, die Katzen um sich haben möchten nicht auch Häuser gibt, zu denen einfach eine Katze gehört. 

"Ein Leben ohne Katze ist möglich, aber sinnlos". Das -zugegebenermaßen- leicht veränderte Zitat von Loriot spricht mir aus der Seele. 

Wobei ich auch Gorillas wahnsinnig interessant finde. Leider eignen sie sich eher weniger als Haustiere. Wann immer ich zufällig beim Zappen auf einer dieser Zoosendungen hängenbleibe und eine Szene zufällig im Affenhaus bei den Gorillas spielt, bin ich immer wieder aufs Neue fasziniert von unseren nächsten Verwandten. Ich denke oft, gleich zieht einer den Reißverschluss auf und heraus kommt ein Mann. Das funktioniert auch umgekehrt. Bei dem ein oder anderen Mann kommt einem schon der Gedanke, man müsse nur den Reißverschluss öffnen und heraus kommt ein Gorilla.

Aber ich schweife vom Thema ab.

Nachdem wir unsere Gipsy im Alter von 19 Jahren einschläfern lassen mussten war mir, im Gegensatz zu Bernd, sofort klar, dass die katzenlose Zeit wohl nicht allzu lange dauern würde. Dank meiner Freundin Gaby zog ein halbes Jahr später das Katzenbaby Emmely bei uns ein.







Mit Ausnahme unserer Hündin hat sie unser aller Herzen im Sturm erobert. Bernd ist immer noch der Meinung, er könne sie in irgendeiner Weise erziehen. Ich bin gespannt, wann er merkt, dass dies ein ziemlich hoffnungsloses Unterfangen ist. 

Im Gegensatz zum Hund ließen sich Katzen im Laufe der gemeinsamen Geschichte mit uns Menschen nie wirklich domestizieren. Wobei ich denke, dass die enge Bindung von Hunden an ihre Herrchen und Frauchen weniger romantisch ist, als diese annehmen. Für mich sind Hunde die größten Opportunisten. Für einen Ring Fleischwurst würde unser Hund Haus und Hof hergeben.

Vielleicht macht dies für Katzenliebhaber auch die Faszination aus - das Stück Unabhängigkeit, ein Stückchen Anarchie, das uns neidisch werden lässt. Natürlich ist Emmely darauf angewiesen, dass ihr einer den Futternapf füllt. Und wenn sie Lust hat, belohnt sie mich mit einer Runde Schnurren auf meinem Schoss. Oder auch nicht. Und auch nur, wenn ich meine graue Jacke anhabe.

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