Donnerstag, 8. Mai 2014

Mord ist mein Hobby - Teil 2

»Also ich gehe jetzt und ruf die Polizei an.« übernahm Kerstin die Initiative. »Ach du Scheiße, da fällt mir grad ein, ich hab vergessen beim Bäcker anzurufen und Brot zu bestellen. Na ja, macht nix, eins nach dem anderen.«, sprach’s und verschwand, um zu telefonieren.
»Kerstin, denk dran, wir sind morgen eine Person weniger!!«, rief ihr Beate hinterher.
»Wo ist eigentlich die grässliche Frieda?« Im allgemeinen Durcheinander hatte niemand an Frieda gedacht.
»Die hat doch heute ihren freien Abend und ist ins Kino nach Chur gefahren.» erklärte Heike.
»So, so. Wenn also die grässliche Frieda nicht da war und es von uns keiner war, wer hat dem guten Frodo dann das Messer in die Brust gestoßen?«, gab Lukas zu bedenken. Die Ratlosigkeit stand allen ins Gesicht geschrieben.
»Ich denke, die Kripo wird uns nach unseren Alibis befragen. Darauf sollten wir vorbereitet sein. Könnt ihr euch noch erinnern, was ihr heute so nach dem Abendessen gemacht habt?« Gaby wollte wie immer nichts dem Zufall überlassen.
»Ich war telefonieren.» erklärte Nicolai überflüssigerweise.
»Ich war wie jeden Abend mit Jan joggen,« vermeldete Angelika. »Allerdings haben wir uns beim See getrennt.«
»Ich habe ein Butterkekshäuschen gebastelt. Alleine.« meinte Joel.
So ging es weiter. Theresa hat gelesen, Stefan hat die Stille Andacht bearbeitet, (wobei ihm keiner helfen wollte), Lukas hat Gitarre gespielt, Matze Schlagzeug, Lari und Jürgen gaben sich gegenseitig Alibis, ebenso Elke und Andreas. Einer nach dem anderen erklärte seinen Aufenthalt zum möglichen Todeszeitpunkt. Und niemand hatte dafür Zeugen.
»Das macht vorerst überhaupt nix. Die Kripo kommt nämlich nicht,« erklärte Kerstin der überraschten Runde, als sie vom Telefonieren zurückkam. »Die haben Betriebsfeier und wären zu betrunken, um noch einen zu schicken, und außerdem würden sie sich wegen eines katholischen Pfarrers nicht verrückt machen, der liefe ja nicht weg oder ob ihm schon Flügel gewachsen seien, ha, ha.«
»Also der Andreas und ich gehen erst mal eine rauchen.«, meinte Elke daraufhin und zog mit Andreas ab an ihr Raucherplätzle bei der Garage. Die anderen folgten ihnen, standen in Grüppchen zusammen und beratschlagten, was noch zu tun sei, als die grässliche Frieda um die Ecke bog, ihr Auto an der Garage abstellte und wort- und grußlos durch den Haupteingang verschwand.
»Wir sagen ihr vorerst mal nichts.«, schlug Lari vor. »Den Stress brauch ich nicht auch noch mich mit der blöden Kuh rumzuärgern.«
»Find ich auch.«, meinte Theresa und setzte sich auf die Kühlerhaube von Friedas Auto.
»Du machst eine Delle rein, komm lieber wieder runter.« Stephan wollte weiteren Ärger vermeiden.
»Mir doch egal. Dann hinterlasse ich wenigstens einen bleibenden Eindruck.« Theresa schreckte die Vorstellung von weiterem Ärger nicht sonderlich.
»Hm, kommt mal her, fällt euch was auf?« Basti stand neben Theresa und legte die Hand auf die Motorhaube.
»Die Haube ist kalt. Frieda kann unmöglich von Chur bis hierher gefahren sein.« bestätigte Stefan Bastis Verdacht.
»Genau. Und wenn sie nicht in Chur war sondern nur wenige Meter von hier, was hat sie dann den ganzen Abend gemacht?«, setzte Christian die Gedankenspiele fort.
»Den Pfarrer umgebracht, was sonst.« Lisa brachte die Schlussfolgerung auf den Punkt.
»Und wie sollen wir das beweisen?«, meinte Matze. »Eine kalte Kühlerhaube reicht als Mordverdacht wohl kaum aus.«
»Ich hab da eine Idee. Lukas, Stefan, kommt. Es gibt Arbeit.« Jürgen wollte keine Zeit verlieren, seinen Plan in die Tat umzusetzen.

Es war kurz nach halb zwei. Alle hatten sich zur Ruhe gelegt, soweit das nach den aufregenden Stunden überhaupt möglich war. Es war unwirklich still. Unter einem grandiosen Sternenhimmel lag alles im Dunkeln. Nur das Esszimmer neben dem Speisesaal wurde von einer Kerze in diffuses Licht gesetzt.

Was war das? erschrocken fuhr die grässliche Frieda aus dem Schlaf und setzte sich auf. »Hatte es gerade an ihre Türe geklopft? Und was waren das für Stimmen, die sie hörte. Jürgen und … der Pfarrer?? Wie konnte das sein. Gespannt erhob sie sich und betrat den Flur. Nein, kein Zweifel. Frodo unterhielt sich angeregt mit Jürgen. Dann hatte er also ihre Messerattacke überlebt. Vorsichtig schlich sie sich in die Küche. Gott sei Dank hatte Herr Hofmann noch mehr Messer zur Verfügung, damit sie ihren Auftrag erfolgreich ausführen konnte. Jesus selbst hatte zu ihr gesprochen und sie gewarnt. Frodo Franz war der Antichrist und es lag in ihren Händen, die Menschheit von diesem Übel zu befreien.
Leise näherte sie sich der Esszimmertüre, drückte lautlos die Klinke herunter und betrat das Zimmer. Nein. Kein Zweifel. Mit dem Rücken zur Tür saß der Pfarrer und redete. Nein, er redete nicht, er bereitete wohl eine Predigt vor. So oder so, wirres Zeug das niemand verstand. Egal. Frieda schwang das Messer über ihren Kopf, bedachte den vermeintlichen Frodo Franz mit den wildesten Flüchen und stürzte auf ihn los.

»Ein klein wenig früher hättet ihr schon kommen können.«, meinte ein sichtlich aufgeregter Jürgen zum Rest der Truppe, als sie zusammen im Speisesaal saßen und die Geschehnisse der letzten 20 Minuten Revue passieren ließen. Kurz bevor die grässliche Frieda zustechen konnte, wurde sie von Karsten und Jan überwältigt, gefesselt und in die Telefonzelle gesperrt.

»War doch spannender so, oder?« Karsten war nicht sonderlich beeindruckt. »Außerdem mussten wir so lange warten, wir mussten sie doch in flagranti erwischen.«
»Das nächste Mal bist du der Lockvogel.« Jürgen war immer noch leicht stinkig.
»Also ich schlag vor, wir machen uns ein Schokofondue. Schlafen kann eh keiner mehr und wir müssen sowieso auf die Polizei warten.« Wie immer wollte Theresa das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden.
So saßen sie also zusammen, aßen Schokofondue und bewachten die grässliche Frieda, die jammernd in der Telefonzelle saß und nach Schokofrüchten bettelte.


Die Polizei staunte nicht schlecht, als sie am Morgen die Leiche samt Täter einsammeln konnte und murmelte was von Deutscher Gründlichkeit. Alle waren über den Ausgang der Dinge erleichtert. Nur Andreas bedauerte den Verlust von zwei Messern.



Anmerkung:
Sämtliche Personen habe ich mir ganz alleine ausgedacht. Sollte man doch Ähnlichkeiten mit lebenden Personen feststellen, so wäre das wirklich rein zufällig und ist überhaupt nicht beabsichtigt.

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