Montag, 7. April 2014

Neulich beim Friseur

Frauen und ihr Friseur oder ihre Friseurin, je nachdem. Wenigstens nicht mehr Friseuse. Die Endung -euse hat doch etwas ... schlampertes.
Auf alle Fälle ist die Beziehung eine ganz besondere Symbiose. Ein filigranes Gebilde, ein Vertrauensverhältnis, das man eigentlich nur noch zu seinem Arzt hat (oder haben sollte). 
Leider habe ich keine Ahnung,wieso die nachfolgenden Zeilen in einer anderen Schrift erscheinen. Aber das krieg ich noch raus.

"Gehst du so aus dem Haus?“
Ja. Wieso?“
Du bist nicht frisiert:“
Ich habe mich frisiert.“
Du bist aber hinten ganz platt.“

Spätestens nach diesem dezenten Hinweis weiß ich, dass es Zeit wird der Friseurin meines Vertrauens anzurufen, um einen Termin zu vereinbaren. Lena kann mir für den nächsten Tag einen Termin anbieten. Prima.

Im Salon sitzen einige Kundinnen als ich eintrete. Eigentlich hat man eher den Eindruck, es handelt sich bei Silvias Haarwelt um einen intergalaktischen Treffpunkt für Aliens. Ein Alien hat Schaumstoffwürste in sämtlichen Farben auf dem Kopf, während ein anderes außerterrestrisches Wesen mit den Metallfolien auf dem Kopf wohl Kontakt zum Heimatplaneten aufgenommen hat.

Lena macht mir einen Vorschlag, wie sie sich die optimale Frisur für mich vorstellt und ich stimme ihr zu. Strähnchen? Klar. Wie könnte ich ihr auch widersprechen. Sie ist ja der Fachmann. Derweil bringt mir die nette Auszubildende einen Kaffee.

Hingebungsvoll schnippelt Lena an meinen Haaren und bringt sie nach einer Weile schon mal in die Endposition, wohl, damit sie sich ein Bild machen kann, wie das Ergebnis aussieht. Ich finde allerdings beim Blick in den Spiegel, dass ich irgendwie Ähnlichkeit mit Adolf Hitlers kleiner Schwester habe. Wie gruselig.

Den Kaffee hätte ich übrigens nicht trinken sollen während Lena am Schnippeln war. Jetzt habe ich lauter kleine Härchen in der Kaffeetasse.

Mit den Strähnchenfolien und der Haarfarbe mutiere auch ich zum Außerirdischen Ich schaue in den gnadenlos großen Spiegel, aus dem mir meine Falten zuzurufen scheinen: Hey du, alles klar? Von uns gibt’s noch mehr. Wart's nur ab.

Die nette Auszubildende bringt mir Lesestoff und ich stürze mich begeistert in den neusten Promiklatsch, erhalte Einrichtungstipps, leckere Rezepte auf der einen und todsichere Diäten auf der anderen Seite.

Derweil höre ich im Hintergrund Silvia, die gerade auf eine Kundin einredet wie auf einen lahmen Gaul und sie mit wachsender Ungeduld zu überzeugen versucht, dass sie schon weiß, was sie tut. Überhaupt finde ich das mal wieder total phänomenal, dass Silvia ohne Probleme Haare schneiden und so viel reden kann. Da gibt es bei Friseuren sicher extra angelegte Nervenbahnen im Gehirn. Aliens eben.


Nach einer Weile hat Lena entschieden, dass es an der Zeit wäre, mir den Kopf zu waschen. Hingebungsvoll, als ob es für sie im Moment nichts schöneres gäbe als mir den Kopf zu massieren, befreit sie mich von der Pampe.

Endspurt. Haare föhnen, Gel verteilen, fertig. Ich bin begeistert und stimme innerlich „I feel good“ an. Und nein, ich habe nichts mehr gemein mit dem GröFaZ.

Die Euphorie hält allerdings nicht lange.
Das sieht ja aus wie beim letzten Mal“

Die Erde hat mich wieder.

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