Samstag, 19. April 2014

Ölbergnacht

Es ist nicht viel, was die Leiterrunde der Neuenburger Katholischen Seelsorgeeinheit aus der Schulz-Thum-Ära mit hinüberretten konnte in das Ganz'sche Zeitalter. Ich weiß jetzt auch nicht, wieso ich an Mordor denken muss. Nun ja. 

Wie gesagt, ist es neben dem Ferienlager auch die Ölbergnacht, zu der wir uns im Kolpingraum im Keller des St. Bernhard trafen. Es hatte etwas von einem konspirativen Treffen und ein klein wenig fühlte ich mich wie die verfolgten Christen in Rom, die sich heimlich trafen um ihren Glauben zu leben.

"Mut ist, zu geben, wenn alle nehmen." ist das Motto der diesjährigen Fastenaktion von Misereor. Wir beteten den Kreuzweg, aßen und tranken zusammen und - ganz wichtig - bastelten Osterkerzen.

Meine Osterkerze spiegelt die neu ausgerufene Bescheidenheit der katholischen Kirche wider. Franziskus wäre stolz auf mich. Ich war so nach 10 Minuten fertig. Ganz im Gegensatz zu Elisabeth mit ihrer Protzkerze, die diametral zu ihrer Körpergröße ist. Um sie anzuzünden muss Elisabeth sicher auf einen Hocker stehen. 
Katharinas Kerze ist eine Von-Weitem-Kerze, d.h., sie ist am schönsten, wenn man sie von Weitem betrachtet.
Bei Saskias erster Kerze würde mich interessieren, welche bewusstseinserweiternde Drogen sie zuvor eingeworfen hat. Sie vermittelt einen Hauch von Stechapfel - möglicherweise. Bei ihrem zweiten Exemplar war sie wohl von ihrem Tripp wieder runter. Sie gelang ihr wunderbar, ähren- und traubenverziert. 
Theresa bastelte zunächst eine Kerze für Magdalenas Zimmer, in  AOK-grün gehalten und mit einem Muster, das an das Design eines Duschvorhangs erinnert. Aber auch ihre zweite Kerze wurde wunderschön.
Lea bastelte so  vor sich hin, ihre Kerzen sind mir jetzt nicht so wahnsinnig in Erinnerung geblieben, im Gegensatz zum Gastbastler Philipp, den sie mitgebracht hatte.
Als Erzieherin ist Lari selbstverständlich im Vorteil. Sie bastelt ja den ganzen Tag nur rum. Das sieht man ihrer Kerze natürlich an.
Über Christians Kerze legen wir jetzt  mal den Mantel des Schweigens, man würde sonst seine Exkommunizierung riskieren. Was er mittig auf dem Kreuz gestaltete glich doch eher einem gekreuzigten Pudel.
Drei Jungs ließen das Basteln zunächst sein und spielten stattdessen "Mensch-ärgere-dich -nicht". Wie wahrscheinlich es ist, genau die Zahl zu würfeln, die man just in dem Moment braucht, tat Karsten kund - nämlich 1:6³ Logisch.
Ich habe ja seit meiner Schulzeit ein etwas gestörtes Verhältnis zur Wahrscheinlichkeitsrechnung. Lieber Karsten, wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich am Muttertagssonntag in New York im Central Park Frau Philipp aus Müllheim treffe? In New York hielten sich an diesem Sonntag 1 Mio Touristen auf, New York hat 8,337 Mio Einwohner, Frau Philipp flog einen Tag später als ich, blieb 10 Tage und ich 4? In meinem Fall betrug die Wahrscheinlichkeit 100%
Roswitha war ähnlich schnell fertig mit ihrer Kerze, allerdings erntete sie - im Gegensatz zu mir - viel Lob von den Anwesenden.
Als alle so ziemlich fertig waren, fing Katha mit ihrer zweiten Kerze an, die auch näherer Betrachtung standhält.


"Wo zwei, oder drei, in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten  unter ihnen"
ER war ganz bestimmt unter uns. Ich gehe mal davon aus, dass ER eher nicht mitgebastelt hätte (wer bastelt sich schon eine Kerze zur eigenen Hinrichtung?), wäre er leibhaftig da gewesen. Aber Wasser in Wein (oder Prosecco) verwandeln, wäre schon cool gewesen.

Es war ein wundervoller Abend mit dem Häuflein der letzten Aufrechten. Und vielleicht brechen auch wieder bessere Zeiten an. Hat ja in Mittelerde auch geklappt.



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