Mittwoch, 30. April 2014

Aus dem Nähkästchen

Theresa wurde von Sabrina auf Facebook nominiert, ein Kinderbild zu posten, ansonsten hätte sie eine Flasche 43er bezahlen müssen.

"Meine Mama Angelika Lais hatte einen ziemlich komischen Modegeschmack damals (Smiley), wenn ich überhaupt etwas anhatte ... (Smiley)." 

So lautetet ihr Kommentar zu ihrem geposteten Bild. Und damit hat sie mir natürlich den Fehdehandschuh förmlich vor die Füsse geschmissen. 
Man behauptet ja, dass das Internet nichts vergisst. Nun, mit Müttern verhält es sich ebenso.

Selbstverständlich rannte Theresa als Kind nicht ständig nackig durch die Gegend. Also sie nicht. Ich erinnere mich immer wieder gerne an die Geschichte, als ich nach dem Rechten sehen wollte, als es im Kinderzimmer verdächtig ruhig war. Ihr Cousin Stephan war da. Ich öffne also die Tür, da strahlt mich der kleine Mann an und meinte: "Doddi, ich bin naddid." (Übersetzung: Gotti, ich bin nackig). Theresa war übrigens noch angezogen. Keine Ahnung, was die zwei getrieben haben. So richtig raus mit der Sprache sind sie nicht gekommen.

Zugegebenermaßen hatte ich nie Ambitionen, aus Theresa ein Modepüppchen zu machen. Das wäre auch ein etwas schwieriges Unterfangen gewesen. Nicht, dass ich mich nicht bemüht hätte. 


                                         
                       

Was die Kopfbedeckung angeht, startete ich einen vielversprechenden Anfang. 
Allerdings machte es im Verlauf ihrer Kindheit dann immer weniger Sinn, sie in schicke Klamotten zu stecken. Wer mit Stephan Gummistiefel-Zimt- und ähnliche Experimente durchführt, braucht dazu kein Chanel-Kleidchen.

Ihre Liebe zu Pferden war schon sehr früh zu erkennen. Aber auch hoch zu Ross war es Nichts mit schönen weißen Reithosen, blankgeputzten schwarzen Reitstiefeln und einem netten Samtjäckchen. Als Western- und Treckreiterin genügte ihr eine bequeme Jeans und ein Flanellhemd.Und? Etwa meine Schuld? Eben.





Hier bitte ich, das Augenmerk nicht auf die Kopfbedeckung  zu legen, sondern auf das aparte Kleid. Das habe ich ihr  nämlich auf den Leib geschneidert. 

Ihr eher missmutiger Gesichtsausdruck ist nicht Ausdruck  ihres Unbehagens wegen des Kleides, sondern einzig  ihrer  Abneigung gegen alles, was mit Küche zu tun hat,  geschuldet. Daran hat sich bis heute nichts geändert.  








Über ihre eigenen Versuche, sich modisch auszudrücken, legt Theresa natürlich den Mantel des Schweigens. Ihre Experimentierfreude auf diesem Feld machte auch vor ihrer kleinen Schwester nicht Halt. 




Ich hatte mit diesem Outfit rein gar nichts zu tun. Das hat sie sich ganz alleine ausgedacht.
Komischer Modegeschmack? Also Shopping-Queens werdet ihr wohl eher nicht.


Den Drang, andere mit ihren Vorstellungen von Mode zu überzeugen, setzte sich auch in fortgeschrittenem Alter fort. Sie versuchte sich mit einem eigenen Modelabel und testete ihre Kollektion an ihren Freundinnen. Komischerweise war der Erfolg eher mäßig. 


Mittlerweile hat sie ihre Bemühungen aufgegeben. Sie lässt nähen. Wenn es etwas Besonderes sein soll, von ihrer Mama. 






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